Chili Con Knarre
dass sie eine Bestellung schriftlich aufnahm, und es sah auch nicht danach aus, als habe sie vor, das in absehbarer Zeit zu tun. »Es sei denn, Sie sind nicht mehr auf Diät?«, erkundigte sich Dolly.
»Nein, Diätlimonade ist bestens. Bestellen werde ich etwas später, Dolly. Ich warte auf eine Freundin.«
Noch immer neugierig, warum sie sich so seltsam benahm, wandte James, während sie davonschlenderte,
seinen Kopf, um ihren Weg in die Küche zu verfolgen. Da sah er die Ursache für Dollys Aufregung: Lucy saß auf einem Platz zwischen James und der Restauranttheke. Obwohl er nur ihren Hinterkopf sah, erkannte er sie an ihrem karamellfarbenen Haar und der weichen Biegung ihrer Wange. Er erkannte auch die Rundung ihrer Schultern, die in ihrem dunkelblauen Lieblingspullover steckten, der ihre kornblumenblauen Augen so zur Geltung brachte, dass sie einem funkelnden Bachlauf glichen.
Lucy war nicht allein. Die Person, die in James’ Richtung schaute, war ein Mann, der zweifellos so gut aussah, wie James zuvor noch keinen gesehen hatte. Gegen seinen Willen starrte er dieses Individuum an, das ein Schauspieler, ein Model oder das Titelgesicht für die Sexiest-Man-Alive -Ausgabe des People Magazine sein könnte. Der Fremde dürfte Ende Zwanzig sein, hatte ein kräftiges Kinn, eine gerade Nase und glänzendes goldbraunes Haar. Er war glatt rasiert und hatte eine sehr gesunde Ausstrahlung. Sein Pullover, dem man ansah, dass er aus weichem Kaschmir sein musste, spannte sich leicht über einem festen Oberkörper und muskulösen Armen. Er hatte zum Essen die Ärmel hochgeschoben, und bei jeder Bewegung sah man das Muskelspiel seiner Unterarme.
Plötzlich lachte der Fremde über eine Bemerkung Lucys, und James fing sein bezauberndes Lächeln und die Grübchen ein, die sich auf seinen glatten Wangen gebildet hatten. Dann hörte er den Mann mit maskulin tiefer Stimme, in der Selbstvertrauen und Wärme mitschwang, auf Lucys Scherz antworten. Schließlich bemerkte der
Mann, dass James ihn anstarrte, und hob eine Hand zu einem freundlichen Gruß. Lucy wirbelte auf ihrem Platz herum, und rote Flecken, die an Himbeeren erinnerten, sprenkelten unvermittelt ihre Wangen und ihren Hals.
Sie sagte leise etwas zu ihrem Essenspartner, wischte sich hastig den Mund an ihrer Serviette ab und kam auf James zu, der vor Eifersucht kochte.
»Hi«, sagte sie nervös. »Darf ich einen Moment Platz nehmen?«
James zuckte die Schultern, und Lucy setzte sich ihm gegenüber.
»Das ist mein Freund, Sullie. Wir trainieren zusammen.«
»Hab ich mir gedacht«, murmelte James.
Lucys Röte verstärkte sich. »Wir sind kein, äh, Paar oder so. Wir trainieren nur zusammen im Fitnessstudio und so. Auch er bewirbt sich darum, Deputy zu werden, und ich habe ihm geholfen, sich auf die schriftlichen Prüfungen vorzubereiten.«
James konnte den Zorn, der in seiner Magengrube brodelte, nicht mehr länger zurückhalten. »Dann war es also das, was du an all den Abenden gemacht hast, an denen du mich versetzt hast? Und deine Freunde? Hast also mit diesem Muskelprotz da rumgehangen?« Er deutete mit dem Daumen in Richtung des jungen Mannes.
Lucys Gesicht verfinsterte sich. »Nenn ihn nicht so! Er ist ein wirklich netter Kerl. Es müssen schließlich nicht alle Leute die halbe Bibliothek intus haben.« Ihre Augen kehrten zu Sullie zurück. »Nur weil er nicht genügend Diplome hat, um ein Badezimmer damit zu tapezieren,
heißt das noch lange nicht, dass er eine männliche Blondine ist!«
Mit einem Schluck Wasser versuchte James einen klaren Kopf zu bekommen. »Eine männliche Blondine? Das ist ja ganz was Neues. Diese männliche Blondine ist also der Grund dafür, weshalb wir Schluss gemacht haben, oder? Es ging überhaupt nicht darum, dass du heiraten möchtest oder wir vor der Ehe keinen Sex haben sollten.« Er senkte seine Stimme, weil er sich immer mehr in Rage redete. »Es ging einfach nur darum, dass du mit mir keinen Sex haben wolltest! Hast du da bereits mit Mr. Perfect gebumst? Ist das der Grund, weshalb du mich ständig abgeschoben hast?«
»Nein!«, schrie Lucy und hielt sich dann die Hand vor den Mund. Sie zwirbelte ihre silberne Halskette mehrmals um ihren Zeigefinger. »Mein Gott, James! Hab doch ein wenig Vertrauen zu mir. Aber … jawohl, ich empfinde etwas für ihn.« Sie senkte ihren Blick. »Ich empfinde eigentlich etwas für euch beide, aber dann schienst du unsere Beziehung lösen zu wollen und hast mir somit im Grunde die Entscheidung
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