Chili Con Knarre
fühlten uns irgendwie unwirklich. Wir starrten das Los fassungslos an und sagten uns, dass jemand aus unserer Stadt über Nacht reich geworden ist, ohne es selbst zu wissen!« Er kämmte sich mit seinen Händen durch sein buschiges Haar. »Das war eine echte Sternstunde.«
»Warum habt ihr mich denn nicht gleich angerufen?«, wunderte sich James, der gelassen blieb.
Francis sah betreten drein. »Sie machen in letzter Zeit einen sehr beschäftigten Eindruck, Professor, und so versuchten wir dieses Rätsel auf eigene Faust zu lösen.«
James schielte wieder auf seine Uhr. »Lasst uns dieses
Gespräch drinnen fortsetzen. Hier draußen ist es ein wenig frisch.«
Scott und Francis, die keinen Zentimeter Körperfett zu viel am Leib hatten, waren zu aufgeregt, um die Kälte zu bemerken. Als sie die Bibliothek betreten hatten, folgten sie ihm wie verspielte Hündchen, bis er seinen Mantel aufgehängt, sein Lunchpaket in den Kühlschrank gestellt und begonnen hatte, eine Kanne Kaffee aufzubrühen.
Während er seinen Becher ausspülte, den die Zwillinge ihm im vergangenen Jahr aus einem Katalog herausgesucht und zu Weihnachten geschenkt hatten, sagte James: »Wer könnten denn nur unsere möglichen Gewinner sein?«
Francis zog ein Notizbuch aus seiner Manteltasche und blätterte eifrig darin. »Die Bücher in unserer Außenkiste sind von folgenden Kunden zurückgegeben worden«, begann er geschäftsmäßig. »Stuart Matthews gab einen James Patterson und einen Vince Flynn zurück, Wendy Carver Nora Roberts’ Taschenbücher, Danny Leary brachte eine Biografie über JFK auf Kassette zurück und Ruby Pennington ein Buch mit dem Titel Werde reich, indem du deinen Speicher ausräumst: Eine Einführung in Internet-Auktionen .«
James hörte aufmerksam zu. Er kannte alle diese Kunden. Stuart war beim Militär und war vor kurzem im Irak stationiert worden, so dass sehr wahrscheinlich seine Frau die Bücher zurückgegeben hatte. Wendy arbeitete in der Cafeteria der Grundschule, Danny war Besitzer des einzigen Spirituosenladens der Stadt, und Ruby war die Organistin von James’ Kirche.
»Und konntet ihr irgendeinen von ihnen ausschließen?
«, fragte er und schenkte sich einen großen Becher Kaffee ein. Er rührte fettfreie Kaffeesahne und ein Päckchen Süßstoff hinein, streute Zimt darüber und trank dankbar einen Schluck davon.
Scott zuckte mit den Schultern. »Nur die Familie Matthews. Mrs. Matthews erklärte uns, sie hätten kein Geld, um es für Lotterielose zu vergeuden.« Seine Augen wurden traurig, als er seinen Bruder anblickte. »Schade, dass die nicht die Gewinner sind. Wie es aussieht, könnten sie das Geld sehr gut gebrauchen.«
James deutete auf die Namen der Liste. »Mit Ausnahme von Danny, dem es recht gut zu gehen scheint, würde ich sagen, dass alle diese Leute hier das Geld brauchen könnten.«
»Die Telefonate haben wir am Sonntag geführt«, erklärte Francis. »Am Samstag mussten wir uns erst mal beruhigen und einen klaren Kopf bekommen, und ehe wir uns versahen, hatten wir vier aufeinanderfolgende Episoden von Star Trek: Raumschiff Voyager angeguckt. Danach war es zu spät, um noch jemanden anzurufen.«
»Mr. Leary ist nicht drangegangen, deshalb haben wir ihn gebeten, am Montag in der Bibliothek anzurufen. Ms. Carver kann sich nicht erinnern, ob sie ein Lotterielos gekauft hat oder nicht. Manchmal kauft sie eins, manchmal nicht.«
James trank wieder einen Schluck Kaffee. »Nimmt sie immer die gleichen Zahlen?«
»Das haben wir sie auch gefragt!«, antwortete Scott, erfreut, dass sie auf derselben Wellenlänge lagen. Während er in seinem Rucksack wühlte, fügte er hinzu: »Sie sagte uns, sie nähme jedes Mal ihren Geburtstag, aber leider
hätte ihr Geburtsdatum ihr noch nie Glück gebracht. Und dieses Mal war das auch nicht der Fall.«
»Und Ruby?« James stierte in seinen Kaffee und sehnte sich nach einem glasierten Donut von Krispy Kreme , um ihn in die warme Flüssigkeit zu tunken. Wie von Zauberhand zog Scott in diesem Augenblick eine kleine weiße Tüte aus seinem Rucksack und schüttete ein halbes Dutzend Mini-Berliner auf einen Pappteller. James schaute seinen Angestellten erstaunt an und fragte sich, ob der junge Mann zusätzlich zu Klugheit und Großzügigkeit auch noch über hellseherische Kräfte verfügte.
Francis nahm sich einen Mini-Berliner und schüttelte den Kopf. »Wir haben sie nicht erreicht und sie hat auch keinen Anrufbeantworter.« Er schob sich das Gebäck in den
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