Chili Con Knarre
Mund, kaute begeistert und griff umgehend nach dem nächsten.
»Dann haben Sie heute Morgen ja was zu tun«, meinte James, während er der Versuchung nachgab und sich einen Berliner nahm. »Danny öffnet seinen Laden nicht vor zehn Uhr, also können Sie zuerst bei der Kirche anrufen und versuchen, Ruby an den Apparat zu bekommen. Ich weiß, dass sie dort auch Verwaltungsaufgaben erledigt wie Kontoeingänge und die wöchentlichen Bulletins und so weiter. Gut möglich, dass sie schon bei der Arbeit ist.« Er tunkte seinen Mini-Berliner in den Kaffee und biss dann in den weichen, zuckrigen, vom süßen Milchkaffee durchfeuchteten Teig. Die Kombination war himmlisch.
Scott rannte geradezu ans Telefon, wohingegen sich ein enttäuschter Francis freiwillig bereiterklärte, die Bücherkiste auszuleeren und danach sämtliche Computer
hochzufahren. James leerte seinen Kaffee und lief dann durch die Bibliothek, um die Beleuchtung anzuschalten. Anschließend ging er an den Regalen entlang und strich liebevoll mit den Fingern über die bunten Buchrücken. Er stellte ein paar Bücher zurück, die auf der Bücherkarre lagen und rückte dann die etwas in Unordnung geratene Fiktion-Reihe der erst kürzlich aufgenommenen Audiobücher gerade. Während er verfolgte, wie Francis die Computer und Drucker in der neu aufgestockten Technologie-Ecke anschaltete, spürte James Stolz in sich aufsteigen.
Er war immer davon ausgegangen, dass der Verzicht auf seine Professur an der William and Mary University das Ende jeder Chance auf eine berufliche Erfüllung bedeuten würde. Als er jetzt jedoch den Blick über sein Königreich von Büchern und Computern schweifen ließ und die ersten Kunden des Tages in die Wärme des Foyers kommen sah, wusste er, dass er sich in dieser Bibliothek mehr zu Hause fühlte, als dies jemals in einem Vorlesungssaal der Fall gewesen war. Sein Lehen war klein, aber er konnte die Veränderungen sehen, die eingetreten waren, seit er als Leiter der Bibliothek eingestellt worden war, und das positive Ergebnis seiner harten Arbeit und Hingabe war eine reichere Belohnung, als dies ein Titel oder ein höheres Salär zu geben vermocht hätten.
»Guten Morgen, Professor«, begrüßte ihn eine ältere Frau, die sich an eines der Computerterminals setzte. »Meine Tochter hat gesagt, sie hätte Bilder meiner Enkelkinder auf diese Website gestellt.« Sie kramte ein Rezept aus dem Lebensmittelgeschäft aus ihrer gehäkelten
Handtasche. »Der Name steht hinten drauf. Können Sie mir vielleicht helfen, damit ich mir die Bilder anschauen kann? Ich vermisse sie alle so sehr. Sie wachsen wie Unkraut, und das ist die einzige Möglichkeit, mich auf dem Laufenden zu halten.«
»Natürlich, Mrs. Woodman. Es ist mir ein Vergnügen.«
Während James der Kundin half, ihre Fotos anzuschauen, schielte er über den Bildschirm und bemerkte, dass Scott sich mit Francis hinter der Ausleihtheke beriet. Nachdem er Mrs. Woodman beim Ausdrucken mehrerer Farbkopien ihrer Fotos geholfen hatte, gesellte James sich zu den Zwillingen. »Wir sitzen in der Klemme, Professor«, flüsterte Scott. »Ms. Pennington behauptet, sie hätte ein Lotterielos gekauft, wolle aber nicht, dass jemand davon erfahre. Sie meint, es sei ihr heimliches Laster.«
»Das ist aber nicht das einzige Problem.« Francis machte ein trostloses Gesicht. »Mr. Leary hat hier angerufen. Wie es scheint, hat auch er ein Los gekauft. Weder er noch Ms. Pennington können sich jedoch daran erinnern, wo ihr Los hingekommen ist. Was sollen wir jetzt tun?«
»Lassen Sie mich mal kurz überlegen.« James beschäftigte sich mit seinem Papierkram, während seine Gedanken umherschwirrten wie ein Kolibri von einer Blüte zur nächsten. Er hatte den niedergeschlagenen Gesichtsausdruck seines Vaters vor Augen, wie er draußen in seinem Schuppen saß, dann sah er Murphy, deren Augen sich mit Tränen füllten, als sie über Parker sprach. Und in diese unerfreulichen Gedanken mischte sich die Vorstellung,
wie zwei Leute aus der Stadt wohl reagieren mochten, wenn man von ihnen verlangte zu beweisen, dass ein Lotterielos, das viel Geld wert war, ihnen auch wirklich gehörte.
James schob den Papierkram beiseite und wählte Dannys Nummer im ABC-Laden.
»Hallo«, meldete sich Danny.
James gab sich zu erkennen und fragte dann: »Wie läuft es denn mit den Anagrammen?«
»Sie scheinen geahnt zu haben, dass ich gerade festsitze«, erwiderte Danny, und James konnte hören, wie der Besitzer des
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