Chili Con Knarre
erspähte sie eine ramponierte Monopolyschachtel auf einem der Bücherregale und trug das Spiel hinüber zum einzigen Tisch im Raum, auf dem sich Zeitschriften und Bücherstapel türmten.
»Wie wär’s mit einem kleinen brutalen kapitalistischen Spielchen vor dem Abendessen?«, fragte sie James mit boshaft funkelnden Augen. »Beim Monopolyspielen kam es während unserer Familienfeiertage fast immer zu Handgreiflichkeiten unter uns Kindern.«
»Also ich werde kein Kinderspiel spielen«, brummelte Jackson vor sich hin, aber James wusste, dass sein Vater trotz seiner schroffen Art schon sein Bestes gab. Immerhin waren da zwei völlig fremde weibliche Wesen, die an einem Feiertag, der, solange seine Frau noch lebte, etwas Besonderes für ihn war, in sein Zuhause eingedrungen waren.
»Das ist in Ordnung und wird auch nicht von dir erwartet, Paps.« James schaltete den Fernseher aus und deutete mit dem Daumen in Richtung Küche. »Du bist übrigens da drüben gefragt.«
Jacksons Augenbrauen zogen sich fast bis zu seinem Haaransatz in die Höhe. »Was?«, knurrte er überrascht. »Ein Mann sollte sich so lange fernhalten, bis es Zeit ist, den Truthahn anzuschneiden. Kennst du etwa diese erste Regel im Umgang mit Frauen nicht, Junge?«
»Diese Frau wünscht aber ganz speziell Ihre Gesellschaft«, ließ Milla sich von der Türschwelle aus vernehmen. Sie trug eine Schürze mit Truthähnen darauf, die von einem dicken Koch mit einem Hackebeil in der Hand gejagt wurden. Lächelnd bewegte sie sich auf den Ruhesessel zu, ergriff Jacksons Hand und führte ihn aus dem Zimmer. »Wir zwei Verwitweten müssen zusammenhalten«, hörte James sie sagen. »Außerdem habe ich einen wärmenden und belebenden Bourbon dabei, den ich unter die Süßkartoffeln zu mischen gedenke. Vorher allerdings sollten wir ihn erst mal kosten. Um sicherzustellen, dass er auch gut genug ist, um ihn den anderen anzubieten!«
Die Antwort Jacksons hörte James nicht, aber was immer es war, es hatte schallendes Gelächter von Milla zur Folge. Nachdem James einen Sender mit klassischer Unterhaltungsmusik im Radio eingestellt hatte und Murphy aus der Küche zurück war, nahm er ihr gegenüber Platz und versuchte sie den halben Monopoly-Nachmittag lang zu beschwatzen, ihm die geforderte Miete zu erlassen, da er ständig auf einem ihrer von Hotels beherrschten Grundstücke landete.
»Wenn ich den Hund als Spielstein habe, gewinne ich nie«, sagte er verdrießlich, als sie ihren eigenen Spielstein, den Zylinder, direkt auf Frei Parken lenkte. »Ich fass es nicht! Da bist du jetzt schon zum dritten Mal gelandet!«
Murphy lachte. »Warum spielst du dann immer mit dem Hund, wenn du nie damit gewinnst?«
James zuckte mit den Achseln. »Es gibt für alles ein erstes Mal.«
»Das ist so liebenswert an dir.« Murphy streckte ihre Hand über ihren Berg Papiergeld aus und drückte ihm die Hand. »Dein Optimismus ist richtig ansteckend.«
»Du willst mich jetzt nur darüber hinwegtrösten, dass ich zwei Spiele hintereinander vergeige. Ich ergebe mich. Du spielst den Grundstückshai so echt, da kann ich nicht mithalten.« Er warf einen Blick auf die Bücherregale. »Wie wär’s mit Scrabble?«
Sie sah ihn mit einem schiefen Grinsen an. »Ich habe berufsmäßig mit Wörtern zu tun, also bin ich nicht schlecht darin, aber ich habe es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt.«
»Gut, dann habe ich ja vielleicht eine Chance.« James erhob sich und ersetzte den Monopoly-Karton durch eine gleichermaßen ramponierte Scrabble-Schachtel. »Darf ich dir was holen, solange ich noch stehe?«
»Lass uns mal den Champagner entkorken«, schlug Murphy vor.
Als James zaghaft die Küche betrat, überraschten ihn sowohl die nostalgischen Düfte aus dem Bratrohr als auch der Anblick seines Vaters, der Milla gegenüber am Tisch saß und fröhlich Granny-Smith-Äpfel schälte.
»Ein Novize sind Sie jedenfalls nicht, Jackson Henry«, zog Milla ihn auf. »Kein echter Anfänger schafft es, einen Apfel in einem Stück zu schälen. Ich glaube, Sie haben mich den ganzen Nachmittag lang an der Nase herumgeführt, indem Sie behauptet haben, sich in einer Küche nicht auszukennen.«
»Wenn ich flunkere, dann schon richtig!«, erwiderte Jackson stolz.
Flirtete sein Vater etwa? Bei diesem Gedanken blieb
James wie angewurzelt stehen. Milla, deren Blick ihn in diesem Augenblick erwischte, drohte James mit einem von Mehl verkrusteten Nudelholz. »Keine Einmischung in meine Privatstunde
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