Chili Con Knarre
bitte!«
»Wir sitzen auf dem Trockenen in unserer Bude«, erklärte James. »Darf ich den Champagner öffnen?«
Milla machte den Durchgang frei. »Warum sagen Sie das nicht gleich? Ihrem Vater und mir ist von der Bourbon-Verkostung schon wohlig warm, also fangt schon mal ohne uns damit an.«
Nachdem James die Champagnerflasche entkorkt hatte, merkte er, dass er gar nicht die angemessenen Gläser für dieses Getränk besaß. Er entschied sich für Longdrinkgläser und warf noch einen Blick in den Ofen, in dem ein unglaublich dicker, gebräunter Truthahn brutzelte, ehe er ins Wohnzimmer zurückkehrte.
»Wir bekommen heute ein Festmahl, das eines Königs würdig wäre«, schwelgte er, als er Murphy das Glas reichte.
Die beiden hatten erst ein paar Schluck Champagner getrunken und zwei sehr ehrgeizige Runden Scrabble gespielt, als Milla sie aufforderte, in das Esszimmer umzuziehen.
»Hübsch gedeckt, Professor«, lobte Murphy James, als sie sich die Tischdekoration ansah.
Anfang der Woche war er nach Charlottesville zu einem Geschäft für Gourmetküchen gefahren und hatte dort Keramikteller im Senf- und Cranberryton sowie Serviettenringe aus Draht in der Form von Kürbissen gekauft. Dann hatte er das gute Silberbesteck hervorgeholt, das seit Jahren kein Tageslicht mehr gesehen
hatte, und die kristallenen Wassergläser seiner Mutter auf Hochglanz poliert. Milla hatte Murphys Blumen kurz geschnitten und sie in einem geflochtenen Korb drapiert. Der kleine Lüster warf von oben ein warmes Licht auf den Tisch, und zwei Kerzen in tiefrot leuchteten in seiner Mitte. James fiel auf, dass er das Tischtuch hätte bügeln sollen, aber er tröstete sich damit, dass man unter all den aufgetragenen Gerichten nicht viel davon zu sehen bekam.
Jackson trug Millas Süßkartoffelkasserolle mit Bourbon in einer Hand und in der anderen James’ Grüne Bohnen-Kasserolle herein. In seinem Gefolge kam Milla mit einer Schüssel, in der sich ein solcher Berg Kartoffelbrei türmte, dass James befürchtete, das Gewicht könnte die ältere Dame aus dem Gleichgewicht bringen und nach vorne überkippen lassen. In ihrer anderen Hand hielt sie einen mit einer Serviette ausgelegten Korb, in dem die duftenden Dillbrötchen aus dem Sweet Tooth neben einer Butterschale lagen. Nachdem sie Jackson im Flüsterton Anweisungen erteilt hatte, die er mit einem Nicken und einem scheuen Lächeln entgegennahm, verteilte Milla das Essen und ließ einen prüfenden Blick über den Tisch schweifen.
»Ihr Papa holt jetzt das Cranberry-Orangen-Relish, die Austern-Maisbrot-Füllung und die Sauce, und dann wird es wohl höchste Zeit die Hauptattraktion hereinzuholen«, wandte sie sich an James.
Der Truthahn war während der langen Garzeit im Ofen um ein paar Größen geschrumpft, und seine Haut glänzte goldbraun. Milla hatte sie liebevoll mit einer Mischung aus hochwertigem Olivenöl, Meersalz
und frisch gemahlenem Pfeffer bestrichen und eben gepflückte Rosmarinzweige hinzugefügt. Außerdem hatte sie den Vogel von innen mit Rosmarin und Thymian ausgestopft. Jacksons Augen glänzten bei dessen Anblick vor lüsterner Gier, und James wusste, dass sein Vater sich insgeheim ausmalte, Anspruch auf beide Keulen zu erheben.
»Du solltest das Messer lieber erst schärfen, Paps«, warnte er seinen Vater, als er sah, wie das Tranchierset neben der Platte mit dem königlichen Truthahn auftauchte.
»Lass nur, Junge. Das habe ich schon vor Tagen erledigt.« Jackson deutete auf das Messer, ohne dabei irgendeinem seiner Gäste in die Augen zu schauen. »Diese Schneide ist so scharf, dass sie ein Stück Bleirohr schneiden könnte als wär’s Gelee. Sieh zu und lern was, Junge. Tranchieren ist ein Männerjob.«
»Wahrhaftigere Worte wurden nie gesprochen«, erklärte Milla und zwinkerte Jackson dabei zu, als teilten sie ein Geheimnis.
Mit dem Anflug eines Grinsens, das seine Mundwinkel nach oben zog, schnitt Jackson geschickt Stücke von zartem Brustfleisch ab und bediente Milla unter viel Aufhebens als Erste. »Man muss dem Koch immer Respekt entgegenbringen«, sagte er, vermutlich auf James gemünzt, aber dieser war sich sicher, dass sein Vater auf diese Weise Milla ein Kompliment machen wollte.
Als alle versorgt waren und die vor ihnen stehenden Gläser mit prickelndem Champagner gefüllt waren, erhob Milla beide Hände und sagte: »Ich würde gern einen Segen sprechen, wenn ich darf.«
James warf einen besorgten Blick auf Jackson, da sein Vater nie ein großer
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