Chili Con Knarre
der andere mit dem Los, Ma’am, und dieses Geld gehört auf gar keinen Fall mir. Ich habe mein Los zusammen mit der Zeitung weggeworfen. Danny Leary, wenn ich mich vorstellen darf.« Er drückte ihr die Hand. »Das Geld gehört Ihnen, Ma’am.«
Rubys Gesicht fiel in sich zusammen, als ihr klar wurde, was er da sagte. Indem sie Danny sanft ihre Hände entzog, wandte sie sich wieder an James. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber nur einen schwachen Laut über ihre Lippen.
»Ich denke, diese Dame hier muss sich erst mal setzen«, schlug Danny vor und nahm Ruby am Ellbogen.
James führte sie in ihren Pausenraum, und dort nahmen alle Platz. Scott und Francis strahlten und waren offensichtlich ganz aus dem Häuschen, das Rätsel erfolgreich gelöst zu sehen.
Ruby holte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und schnäuzte sich derart lautstark, dass alle vier Männer lächeln mussten. Als sie die Männer lächeln sah, entspannte sich auch Ruby. »Also gut. Okay. Wenn Sie das sagen, dann ist es mein Los. Und wenn es mein Los ist, dann werde ich auch Anspruch erheben auf mein Geld.« Sie legte ihr Taschentuch auf den Tisch und seufzte erleichtert auf. »Und wenn es mein Geld ist, dann kann ich es auch für alles ausgeben, was ich für richtig halte. Stimmt’s?«
James erwiderte verdutzt: »Aber natürlich, Ruby, wofür Sie möchten.«
Ruby zog an ihrem Zopf. »Es ist die Zeit der Dankbarkeit, Professor. Es gibt so viele Dinge, für die ich dankbar bin, und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir dabei helfen könnten …« Sie sprach nicht weiter, sondern schaute stattdessen auf Danny. »Ich habe eine Idee, Mr. Leary. Sie hat mit Ihnen zu tun, und ich hoffe sehr, dass Sie mir helfen werden.«
Es war schon fast sechs Uhr, als James endlich aus der Bibliothek kam. Sein Herz war noch ganz erfüllt von dem Plan, den Ruby vor ihnen ausgebreitet hatte. Tatsächlich hatte dieser ihn dazu animiert, seinen eigenen Plan zu entwickeln. Als er durch die Hintertür ins Haus platzte, erschreckte er seinen Vater, der gerade erst eingetreten war, nachdem er die Veranda gefegt hatte.
»Du willst mich wohl umbringen, Junge?«, brüllte Jackson.
»Nein, Paps.« Er begrüßte seinen Vater mit einer Umarmung. »Ich möchte, dass du ein erfülltes Alter hast.«
Jackson warf seinem Sohn einen verwunderten Blick zu. »Was ist denn in dich gefahren?«
»Paps!«, verkündete James. »Wir werden uns in diesem Jahr nicht Dollys Thanksgiving-Dinner zum Mitnehmen holen.«
Sein Vater erwiderte erschrocken: »Warum denn nicht? Es gibt auf dieser Welt keine Menschenseele, die eine derart köstliche Süßkartoffel-Kasserolle zubereiten kann wie diese Frau.«
»O doch, das glaube ich schon«, erwiderte James geheimnisvoll und zwinkerte ihm zu, ehe er mit dem schnurlosen Telefon die Treppe zu seinem Zimmer hochstürmte. »Ich werde sie nämlich zu uns nach Hause einladen, damit sie für uns kocht!«
13
Füllung aus Austern und Maisbrot
576 mg Natrium
auf 150 g
Die Türglocke vom Haus der Henrys läutete um kurz nach ein Uhr. Dies war äußerst ungewöhnlich, denn das Haus befand sich am Ende einer langen gekiesten Auffahrt, und jeder, der die Henrys kannte, wusste, dass man es ausschließlich durch die Hintertür betrat und verließ. Selbst die Postboten hatten gelernt, dass man, um eine Unterschrift zu bekommen, durch ein leichtes Klopfen an die Küchentür am ehesten zum Ziel kam. Der einzige Tag im Jahresverlauf, da die Türglocke zum Leben erweckt wurde, war Halloween, wo eine Handvoll verkleideter Teenager, die ihren Süßes, sonst gibt’s Saures- Spruch aufsagten, sich geschickt ihren Weg über die Auffahrt bahnten und durch das aufgehäufte Laub wateten, das den rissigen Gehweg vor dem Haus bedeckte.
Solange Mrs. Henry noch am Leben war, pflegte sie die eifrigen Süßigkeitensammler mit einem warmen Lächeln und einer Tüte voll hausgemachter Erdnussbutterkekse mit Schokoladenchips, verschnürt mit einer orangefarbenen
Schleife, willkommen zu heißen. Seit ihrem Ableben mussten die Kids sich mit Lutschern zufriedengeben, und so fanden viele, dass der Weg zum Haus der Henrys die Mühe nicht mehr lohnte.
Jackson blickte vom Fernseher auf, als das Klingeln durch das Erdgeschoss hallte. Er drehte den Ton leiser und lauschte aufmerksam, ob das Klingeln der Türglocke nicht nur seiner Einbildung entsprungen war. Als es sich nicht wiederholte, drehte er die Fernsehsendung über das große Fußballspiel des Tages auf
Weitere Kostenlose Bücher