Chili Con Knarre
volle Lautstärke.
Als James sich mit dem Kamm durchs Haar fuhr und sein Erscheinungsbild im Spiegel überprüfte, fiel ihm auf, dass seine Hose nicht mehr ganz so locker saß wie noch vor einem Monat.
»Wie soll ich mich denn gleichzeitig auf Fett, Kohlehydrate und auch noch den Salzgehalt konzentrieren?«, forderte er sein Spiegelbild heraus. »Ich sollte nur noch Salat essen. Das scheint das einzig sichere Nahrungsmittel zu sein.« Mit geneigtem Kopf glaubte er die Glocke ein zweites Mal läuten zu hören. Weil er wusste, dass sein Vater sich niemals aus seinem Ruhesessel erheben würde, um nachzusehen, wer an der Tür war, hastete James mit großen Schritten die Treppe hinunter.
»Ein fröhliches Thanksgiving!«, wünschte Murphy, die in einen karierten Schal eingemummelt war. Sie stand auf der Schwelle und beugte sich vor, um James einen raschen Kuss auf die Lippen zu drücken. Sie war mit einer weißen Schachtel beladen, in der sich hausgemachte Dillbrötchen aus dem Sweet Tooth, ein Strauß ockerfarbene Rosen und zwei Flaschen trockener Champagner befanden.
»Komm rein«, sagte James, der sich von ihrer deutlich gezeigten Zuneigung erholen musste. So flüchtig der Kuss auch gewesen war - es war das erste Mal, dass seine Lippen die einer anderen Frau als Lucy berührt hatten, und er empfand ein irrationales Schuldgefühl. »Ich freue mich so sehr, dass du heute zu mir und Paps kommen konntest«, fügte er herzlich hinzu, als sie ihre Päckchen auf dem kleinen Tisch im Flur ablegte.
Er half ihr aus dem braunen Ledermantel und hängte ihn auf einen der herzförmigen Haken an der Wand vor der Küche. Während er sich umdrehte, um die Champagnerflaschen hineinzutragen, ertönte erneut die Türglocke.
»Aha!« James rieb sich begeistert die Hände. »Unsere Köchin ist da!«
Murphy sah ihn mit einem seltsamen Blick an, sagte aber nichts. Ihr Blick auf den nächsten Gast war von James’ breitem Rücken versperrt, aber sie erkannte die lebhafte Stimme auf Anhieb.
»Sie sind ein wirklich lieber Junge, dass Sie mich am Feiertag zu sich einladen!« Milla platzierte einen mütterlichen Kuss auf seine Wange und hinterließ dabei ein rosa Lippenstift-Oval. »Ich habe die Kasserolle mit den schon fast ofenfertigen Süßkartoffeln dabei, aber der Truthahn ist noch draußen im Auto, zusammen mit meiner köstlichen Austern-Maisbrot-Füllung und den Zutaten für den Nachtisch.«
James geleitete sie in den Flur. »Kommen Sie herein und fühlen Sie sich wie zu Hause. Ich werde die Sachen aus Ihrem Wagen holen.«
Drei Mal musste er gehen, um die mit Essen, Gewürzen,
Töpfen, Pfannen und Küchenutensilien bepackten Pappkartons ins Haus zu holen. Als James das erledigt hatte, gesellte er sich zu den beiden Frauen in der Küche, wo Milla alles in den Kühlschrank stellte und die Schränke durchsuchte, um sich einen vollständigen Überblick darüber zu verschaffen, in welche Art von Küche man sie eingeladen hatte, um das Regiment zu führen.
»Was haben wir denn hier?« Milla linste unter den Deckel einer Tupperware-Schüssel.
»Cranberry-Orangen-Relish«, erwiderte James stolz. »Ich habe auch einen Grüne-Bohnen-Eintopf gemacht. Ich wollte Sie nicht die gesamte Mahlzeit allein kochen lassen.« Er deutete auf eine Pastete, die auf einem Drahtgitter, das auf dem Kühlschrank stand, auskühlte. »Das ist nur eine ganz normale Kürbispastete. Werden Sie zu den Süßkartoffeln, dem Truthahn und der Füllung auch noch einen Nachtisch zubereiten?«
»Da können Sie was drauf wetten!« Milla stemmte ihre Hände in die Hüften und lächelte Murphy zu. »Warum lassen Sie sich nicht von James das Haus zeigen? Ich werde jetzt den zweiten Mann im Haus zur Arbeit bitten. Es ist allerhöchste Zeit, dass er lernt, wie man einige dieser Geräte benutzt, von denen die Schubladen hier voll sind.« Ihre Augen funkelten. »Schicken Sie ihn mir, James.«
James zögerte.
»Nun machen Sie schon«, befahl Milla. »Ich kann mich schon selbst schützen. Außerdem wird er schon nicht beißen.«
»Könnte er aber schon«, murmelte James, nahm Murphy am Arm und führte sie in die Höhle des Löwen.
Als James Murphy seinem Vater vorstellte, schaute dieser kaum vom Fernsehbildschirm auf. Er grunzte etwas, was als ein Hallo hätte durchgehen können, aber damit erschöpfte sich seine Gastfreundschaft auch schon. Murphy, die sich wie immer nicht aus dem Konzept bringen ließ, versuchte auch nicht, Jackson ein Gespräch aufzuzwingen. Stattdessen
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