Chili Con Knarre
versucht, ihn aus der Reserve zu locken. Er steht einfach an die Wand gelehnt da und stiert Colin an.«
»Ich glaube nicht, dass er scharf darauf ist, von Mädchen angemacht zu werden, nachdem diese von Colin verschmäht worden sind«, bemerkte Bennett.
»Pah!«, sprudelte es aus Lindy heraus, die sich zwischen Bennett und Gillian zwängte. »Dwight ist einfach nur ein Spielverderber. Colin hat mehrmals versucht, mit Dwight ins Gespräch zu kommen, aber er lässt ihn immer wieder abblitzen. Glaubt mir, ich habe die beiden beobachtet.«
»Ja, du warst eine Weile von der Bildfläche verschwunden. Hast dich wohl hinter einem Vorhang versteckt, was?«, zog Bennett sie auf.
Überraschenderweise errötete Lindy. »Kann schon sein. Aber los jetzt, es ist Zeit für die Piñata.«
Lindy schaltete abrupt ihre Stereoanlage aus, was mit lauter Empörung quittiert wurde. Ohne sich davon irritieren zu lassen, berichtete sie von Lucys Erfolg und erklärte, dass Lucy, als Ehrengast, zuerst auf Dora losgehen dürfe. Dann band sie Lucy mit einem schicken grünen Schal die Augen zu, gab ihr einen Meterstab in die Hand und drehte sie ein paar Mal im Kreis.
»Also, ich habe sämtliche Bilder von den Wänden genommen, aber versucht bitte, keinem die Zähne auszuschlagen.
Ich glaube nämlich nicht, dass meine Versicherung derartige Partyunfälle deckt.« Lindy trat zurück. »Vámonos!«, rief sie aus. »Schlag drauf, Lucy!«
Lucy holte aus und traf die Piñata am Fuß, aber das Papiermaché-Geschöpf war zäher, als es aussah. Sie holte wieder aus, und dieser Schlag traf die Piñata am Rumpf, doch sie ging nicht zu Bruch. Die Umstehenden fingen zu kichern an, während ein Gast nach dem anderen es nicht schaffte, der Piñata auch nur den kleinsten Knacks zuzufügen.
An dieser Stelle beschloss James, die drei Verdächtigen genauer unter die Lupe zu nehmen. Als er sich umsah, sah er entsetzt, dass Kinsley lang ausgestreckt auf Lindys Sofa lag, ihr Kopf im Schoß von Gary, der sich die Bilder vom Times Square ansah, die stumm über den Bildschirm flimmerten. Kinsleys Augen waren geschlossen, und es sah ganz so aus, als wäre sie eingeschlafen. Gary strich ihr abwesend über das blonde Haar und machte einen höchst zufriedenen Eindruck. Mit einem kleinen Lächeln, das seine Mundwinkel nach oben bog, verfolgte er, wie sich das glitzernde Licht der Discokugel in seinem Ehering fing.
Colin war als Nächster an der Reihe, auf die Piñata einzuschlagen, Dwight jedoch war nirgendwo zu sehen. Auch McClellan schien nicht mehr da zu sein. James lief rasch durch alle Räume des Erdgeschosses und trat dann durch Lindys Küchentür in die eisige Nacht hinaus. Dabei nahm er einen vollen Müllsack mit, stopfte diesen in eine verbeulte Metalltonne, die seitlich des Hauses stand, und ließ seinen Blick über die Straße schweifen. Er entdeckte Dwight, die Hände in die Taschen seines Mantels geschoben, der eiligen Schrittes zu seinem Wagen ging.
Sekunden später war er weg. Aber gerade als James in die Wärme des Hauses zurückkehren wollte, fiel ihm auf, dass noch ein anderes Auto losfuhr und dieselbe Richtung wie Dwights Volvo-Lieferwagen nahm. Er sah ihm nach, bis die Rücklichter um eine Straßenbiegung verschwanden, und erstarrte plötzlich, als eine Gestalt sich aus dem Schatten eines alten Walnussbaums löste. Der Mann - James war sich sicher, dass keine Frau so groß war wie dieses Wesen - trat in den Lichtkegel, den Lindys Laternenpfahl warf, und James atmete erleichtert aus. Es war McClellan.
Von drinnen erklang ein Triumphgeschrei, gefolgt von Hurrarufen und dem Klirren von Tonscherben, die auf den Holzboden plumpsten, was darauf hindeutete, dass es endlich jemand geschafft hatte, die Piñata zu zerschlagen. Im Wohnzimmer hatte man den Ton des Fernsehers wieder angestellt, und der Sprecher Dick Clark tippte auf seine teure Armbanduhr und deutete auf die Kugel hinter sich.
»In nur wenigen Minuten, Leute, wird diese Kugel, die über tausend Pfund wiegt und ganz aus Waterford-Kristall gefertigt ist, fallen.« Ein erwartungsvolles Lächeln breitete sich auf seinem alterslosen Gesicht aus. »Nähert euch jetzt schon mal der Person, die ihr küssen wollt, denn wir fangen nach diesen Informationen gleich damit an, die Sekunden herunterzuzählen.«
Dick Clark wurde durch eine Autowerbung unterbrochen, die eine attraktive, aber ziemlich selbstgefällig dreinblickende Frau zeigte, die geschickt eine Haarnadelkurve nach der anderen nahm.
»Ich
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