Chili Con Knarre
entspannten Unterhaltung aus dem Schuppen.
»Paps?« James klopfte und öffnete dann langsam die Tür. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber Milla und sein Vater waren beide in absolut harmlose Aktivitäten vertieft. Jackson malte und Milla ordnete seine Farben und Pinsel, indem sie diese nach Größe und Farbe sortiert in Besteckschachteln verstaute. Jacksons Radio
war auf einen Jazzsender eingestellt, und neben einer Schüssel mit den Resten eines Obstsalats stand ein Teller mit angebissenen Schinkenbiskuits.
»Ein Frohes Neues Jahr, James!« Milla umarmte James und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Dieses Werk ist doch wirklich unglaublich, oder? Dein Papa ist ein Genie!«
James musste ihr recht geben, als er sich umsah. Überall in dem kleinen Raum standen Gemälde von Händen herum. Hände, die nähten, hämmerten, Elektrodrähte bogen, Lebensmittel eintüteten, Öl wechselten, Suppe umrührten. Und sie alle waren so unterschiedlich wie Augenpaare. Sie waren im Hautton, den Fältchen, kleinen Härchen, Sommersprossen, Narben, Altersflecken und anderen einzigartigen Kennzeichen so verschieden wie die dargestellten Beschäftigungen.
»Wessen Hände sind das denn?«, wollte James wissen. Er trat näher, als Jackson gerade der Handinnenfläche einen grünen Strich zufügte, die den Fuß eines Kindes hielt und diesen zu einem Stempelkissen führte.
»Doktor Spratt«, antwortete Jackson, ohne seine Augen von seinem Werk abzuwenden. »Er hat damals darauf bestanden, deinen Fußabdruck selbst zu machen.«
James starrte auf den winzigen Fuß, der mit sanfter Bestimmtheit in der geschickten Hand des Arztes ruhte. Die Handlung war zärtlich und stolz, und James konnte die Aufregung fast spüren, die seine Eltern empfunden haben mussten. Wie sein Vater es schaffte, all diese Gefühle einzufangen, indem er zwei Hände und einen Fuß malte, konnte er nicht nachvollziehen, aber Jackson hatte einen Weg gefunden.
»Erstaunlich, Paps.« James zeigte im Raum herum. »Sind das alles Hände, die du schon mal gesehen hast?«
»Natürlich!«, schnaubte Jackson. »Ich muss die Hände von jemandem nur einmal sehen und nicht einmal mit Absicht, und sie prägen sich bei mir ein.« Er schnippte mit den Fingern. »Ich bin schon eine ganze Weile nicht mehr in der Stadt gewesen, aber die Leute ändern sich ein Jahr ums andere gar nicht so sehr.« Er zögerte. »Jedenfalls nicht an den Händen.«
Milla stellte die Platten mit Essen zusammen. »Ich werde den Geschirrspüler einräumen, und dann gehen wir einkaufen, Jackson Henry. Ich bin keine Künstlerin, aber es gibt Dinge, die braucht ein Mensch, wenn er den ganzen Tag an einem Fleck sitzt, und wir gehen jetzt und holen sie uns!«
James rechnete damit, dass sein Vater widersprach, aber er grunzte nur, stand auf und fing an, seine Pinsel sauber zu machen.
Nachdem das Paar in Millas Minivan losgefahren war, übernahm es James, die Weihnachtsdekoration abzunehmen, in Schachteln zu packen und an ihren Aufbewahrungsort zu schleppen, den die Familie als Dachboden bezeichnete. Es war allerdings ziemlich vermessen, die wackelige Ausziehleiter und den zugigen Raum über den Schlafzimmern Dachboden zu nennen. James hatte lange überlegt, ob er den Adventskranz der Familie, die Schachteln mit den Ornamenten, die James in der Schule gemacht hatte, oder den von seiner Mutter handgenähten Engel für die Baumspitze überhaupt herunterholen sollte. Doch der Gedanke, dass Milla sonst in ein ungeschmücktes Haus käme,
motivierte ihn dann doch dazu, einen Baum aufzustellen und um den Laternenpfahl vor dem Haus Lichterketten herumzuwinden. Jetzt allerdings grummelte er lautstark vor sich hin, weil er den ganzen Krempel wieder zurück über die steile, schmale Leiter nach oben verfrachten musste.
»Wenigstens habe ich auf diese Weise etwas Bewegung«, sagte er sich, während er sich aufrichtete und dabei prompt mit dem Kopf gegen einen schrägen Dachsparren stieß. Als im Haus die vorfeiertägliche Ordnung wiederhergestellt war, fiel James das Blumengesteck aus Nelken und Grünzeug auf, das Milla mitgebracht und auf den Küchentisch gestellt hatte. Außerdem hatte sie ein neues Geschirrtuch mit fröhlichem Karomuster gekauft. Diese kleinen Einfälle - auf die die Henry-Männer niemals kämen - machten das kleine Haus schon viel wohnlicher.
»Milla ist ein Wunder!«, schwärmte James später am Tag, als er sich zum Abendessen mit Murphy im Dolly’s ’s Diner traf. »Sie hat Paps
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