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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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mal tausend Euro pro Nacht kosten. Das jedenfalls hat mir dieser Agenturchef versichert, als er mir den Job schmackhaft machen wollte.»
    «Waaas?» Mir entfährt ein lautes Stöhnen.
    «Tja, wenn es um eine schöne Frau mit erotischer Ausstrahlung geht, denken Männer überhaupt nicht mehr nach, Evelyn. Jedenfalls nicht mit dem Hirn.»
    Die Ampel schaltet auf Rot. Ich halte an und kann mich kurz zu ihr drehen. «Was willst du mir damit sagen?»
    «Na ja, so wie du jetzt aussiehst, in deinem neuen Look würde dir doch die gesamte Männerwelt zu Füßen liegen, glaube mir. Ich hab’s doch selbst erlebt. Als die Männer dachten, ich sei ein Callgirl, haben sie mich umschwärmt, und das, obwohl ich ihnen weder schöne Augen noch sonst irgendwelche Avancen gemacht habe. In meiner Naivität dachte ich ja, ich wäre nur die Fremdenführerin.»
    Die Ampel schaltet auf Grün. Nachdenklich fahre ich weiter.
    «Du glaubst also wirklich, um deinen Onkel zu täuschen, würde es genügen, wenn ich behaupte, ein ehemaliges Callgirl zu sein?», frage ich Ulla, als wir vor ihrem Haus ankommen.
    «Ich glaube es nicht, ich weiß es!» Ulla klingt siegessicher. «Mein Onkel würde es auf jeden Fall schlucken. Aber gewöhn dich erst mal an dein neues Ich, und dann überlegen wir uns eine Strategie für die Kochbuch-Geschichte. Außerdem ist Onkel Bertram ein richtig netter Mann, nicht so ein blöder Macho. Ich kann ihn ja mal anrufen und ihm erzählen, dass ich dich aus der Begleitagentur kenne und du die perfekte Kandidatin bist.»

[zur Inhaltsübersicht]
14
    Am Samstagmorgen eile ich nach der Dusche nicht wie sonst in die Küche, sondern betreibe erst mal ausgiebige Schönheitspflege und Müßiggang.
    Trixi hat nicht zu viel versprochen: Wenn ich mir genügend Zeit lasse, komme ich erstaunlich gut mit dem neuen Haarschnitt zurecht. Und was ich im Spiegel sehe, lässt mich wieder staunen. Gestern noch habe ich das Frau-Meyer-Klischee perfekt bedient: grau und spießig. Heute bin ich eine andere Frau! Ich kann es kaum fassen, wie sehr ich mich verändert habe – und erst recht nicht, was ich alles eingekauft habe. Welch eine Verschwendung …!
    Stopp!, ermahne ich mich. Bloß nicht in die alte Denkweise zurückfallen. Sonst werde ich auf ewig Konrads 100-Euro-Putze bleiben.
    Vorsorglich versprühe ich noch eine doppelte Ladung meines Lieblingsparfüms
Diorissimo
, das ich nur zu ganz besonderen Anlässen verwende. Frisch gestylt, einen Bademantel über den sexy Dessous begebe ich mich danach gutgelaunt zum Kleiderschrank. Darin findet sich nicht wirklich ein passendes Oberteil zu der Lederhose und den Lackschuhen, aber ein blassrosa Kaschmirpulli tut es zur Not auch.
    Das provokante Geräusch der Absätze auf unserem Marmorboden stimmt mich auf dem Weg in die Küche vergnügt. Dabei sollte ich mir über Wichtigeres Gedanken machen: zum Beispiel darüber, ob ich den Betrüger zur Rede stellen oder weiterhin die Unwissende spielen soll?
    Seitdem ich weiß, dass er mich wegen des Schlüssels belogen hat, haben wir uns ja nicht mehr gesehen. Ich überlege, ob ich ihn einfach als «die neue Evelyn» empfangen soll?
    Als ich die Unordnung im ganzen Haus sehe, wird mir bewusst, dass sich nicht nur mein Äußeres gewandelt hat. Seit der Spaten-Beseitigung habe ich nicht mehr aufgeräumt, geschweige denn den Staubsauger benutzt oder den Kühlschrank aufgefüllt. Noch vor ein paar Tagen wäre so ein Verhalten undenkbar gewesen. Ich hätte es nicht ertragen, den Mülleimer überquellen, das Frühstücksgeschirr herumstehen oder den wöchentlichen Blumenstrauß verwelken zu lassen.
    Skeptisch betrachte ich das Chaos. Für meinen pedantischen Mann muss es hier aussehen wie in einer Studenten- WG . Streitlustig beschließe ich, alles so zu belassen. Spätestens, wenn ich Konrad eröffne, dass der Kühlschrank leer ist und ich auch nichts kochen werde, wird er fragen, was in mich gefahren sei.
    Ich habe mich gerade dazu entschlossen, Konrad bei seiner heutigen Rückkehr mit seinen Lügen zu konfrontieren, als ich ihn durchs Küchenfenster vorfahren sehe. Meine Nerven fangen an zu flattern. Normalerweise dauert es keine Minute, bis er seinen Wagen in der Garage geparkt hat und über die Verbindungstür das Haus betritt. Aber heute vergehen mehrere Minuten, in denen meine Hände feucht werden, mein Herz schneller zu schlagen beginnt und mein Mund trocken wird. Aufgeregt setze ich mich mit einem Glas Wasser an den Tisch.
    Als sich die Tür öffnet

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