Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
Vom Netzwerk:
gefasst.
    »
Almirante
! Was führt Sie hierher?« ›An die Stätte Ihres früheren Wirkens‹, hatte er anfügen wollen, aber das verkniff er sich, weil selbst er für das frühere Wirken Forçalobos in diesen Räumen keine positiv klingende Formulierung fand.
    Forçalobo ging nicht weiter auf die Frage ein.
    »Sehr elegant«, sagte er und schaute sich in Freitas’ Büro um.
    »Danke, das ist…«
    »… viel zu elegant für das Büro eines Militärpolizisten«, unterbrach Forçalobo.
    Freitas ging verlegen um seinen Schreibtisch herum. Er konnte sich nicht entschließen Platz zu nehmen, solange der
Almirante
stand. Also verkümmerte seine Bewegung zwischen Schreibtisch und Sessel, wo er in einer grotesken Haltung mit leicht vorgeneigtem Oberkörper und rückwärts ausgestelltem Hintern Forçalobos Anschiss entgegennahm.
    »…Sie wollen ganz schnell weg von diesem Platz, nicht wahr, in die große Politik!«
    Forçalobo hatte in seinem Leben so viele Menschen gedemütigt, dass er eine gewisse Routine darin entwickelt hatte. Man durfte ihnen die Worte nicht einfach in einer langen Kette ins Gesicht schleudern, genauso wenig wie man einem Gefangenen zwanzigmal hintereinander blindwütig die Peitsche auf den Arsch knallte. Man musste ihnen Zeit geben, den Schmerz auch richtig zu spüren, und ihren Widerstand stimulieren, damit es weh tat, wenn er brach.
    »Das sind ehrgeizige Pläne … aber Pläne sollte ein Mann haben, wenn er seinen Job beherrscht.
Dann
sollte ein Mann Pläne machen. Ein Mann, der mit seiner Arbeit schon nicht klar kommt, der seinen Posten verlässt, der braucht keine Pläne.«
    »Aber
Almirante
, ich verstehe nicht ganz.«
    »Sie verstehen
nicht ganz
! Wo sind wir hier eigentlich? In einem Mädchenpensionat? Ein Soldat versteht entweder oder er versteht nicht. Und Sie verstehen nicht. Sie verstehen offenbar gar nichts. Und das ist jetzt schon seit einiger Zeit so. Machen Sie nur so weiter!«
    Freitas verstand tatsächlich nichts. Der oberste Chef der Militärpolizei von ganz Rio de Janeiro ließ sich von einem Pensionär zusammenscheißen und fühlte sich dabei wie ein dummer Junge.
    »Sonderermittler laufen durch die Stadt und stellen Fragen, treue Leute fallen von Dächern, Rebeiro geht bei euch ein und aus, meine Sekretärin erweist sich als unzuverlässig und Sie verdammter kleiner Scheißer wollen mir erzählen, dass hier niemand die Fäden zieht?!«
    »Hepp?«, brachte Freitas zu Wege und ordnete seine Ausgehuniform.
    »Mein Anwalt hat jetzt das komplette Material über dich«, Forçalobo deutete mit Zeigefinger und Daumen die Dicke von etwa drei Zentimetern an, »den Stoß Papier, den ich neulich zusammengestellt habe. Wenn du mir an die Karre pisst, dann pflüge ich dir deinen Vorgarten. Ich mache dich so fertig, dass selbst die Hunde einen Bogen um dich machen werden.«
    Wenn De Las Freitas vorher schon nichts verstanden hatte, jetzt verstand er noch weniger.
    »Vielleicht hast du ja wirklich keinen blassen Schimmer«, mutmaßte Forçalobo. An seiner indianischen Nase kondensierte ein Schweißtropfen. De Las Freitas konnte nichts anderes mehr wahrnehmen als das Glitzern der kleinen Perle. Als Forçalobo zum Taschentuch griff, glaubte der Chef der MP, das Gewitter sei vorüber. Er atmete tief durch. Das war es ja, was er die ganze Zeit sagen wollte. Er hatte keine Ahnung.
    »Vielleicht machst du deine Augen zu, steckst den Finger in den Arsch und sagst dir, lass die anderen mal machen? Vielleicht meinst du ja, du brauchst dich um nichts zu kümmern? Soll der Alte doch alleine zusehen, wie er klarkommt! Meinst du das?«
    Jetzt sank Freitas doch noch in den Sessel.
    »Nein? Na, fein! Denn du bist derjenige, der an der Quelle sitzt. Und ich denke mir, wenn einer wissen muss, was die Polizei macht, dann bist du das. Ich habe dir schon einmal gesagt: Ein Polizeichef sollte wissen, was in seinem Laden vor sich geht. Und wenn du das nicht weißt, mein Junge, dann reiße ich dir den Arsch auf, bis es in den Ohren knistert. Kapierst du das?«
    Freitas sagte nichts und tat nichts. Also wartete Forçalobo, bis die letzte Portion gesackt war. Der Chef der MP saß da, als hätte man ihn beim Stehlen erwischt.
    »Na fein. Also wer spioniert mir nach?«
    »Ihnen nachspionieren?«
    »So? Das hörst du zum ersten Mal? Mach nur so weiter! Mach nur so weiter, mein Junge! Verdammt, was glaubst du eigentlich, wen du hier vor dir hast? Einen Idioten? Ja, mach nur so weiter!« Forçalobo ging zum Fenster. »Wo

Weitere Kostenlose Bücher