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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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ab.
    »Weißt du, wie mich diese Hure genannt hat? Äffchen hat sie mich genannt.«
    Es folgte eine Schimpftirade, die aus nur einem einzigen, gebrüllten Wort zu bestehen schien. Vincent wich Schritt für Schritt zurück, bis es nicht mehr weiter ging. Er stand im Toilettengang, hinter sich nichts als das Klo und Daniel, der sich aber sofort aus der Schusslinie brachte. Vincent sah das Weltende kommen. Es gab keine andere Möglichkeit. Mit letzter Kraft brachte er die Klotür zwischen sich und Elisabeth und schob von innen den Riegel vor. Elisabeth bearbeitete die Tür von außen mit beiden Fäusten.
    »Das hat er verdient«, sagte Corelli und stellte sich zu Luciana an die Theke.
    Auf dem Boden lag Vincents Geldbörse. In der Aufregung musste sie ihm aus der Tasche gefallen sein. Corelli wollte gerade danach greifen, aber Elisabeth kam ihm zuvor.
    »So, du Schuft da drin! Ich habe hier dein ganzes Geld. Wenn du nicht rauskommst, dann kriegst du es nie wieder!«
    Gleichzeitig begann sie das Portemonnaie auszuräumen. Was ihr in die Hände fiel, warf sie auf den Boden.
    »Eine Kreditkarte!« Das Ding flog gegen die Klotür.
    »Noch eine!« Auch diese flog durchs Lokal.
    »Ein Pass!«
    Nun ging die Tür auf. Vincent drohte mit dem Zeigefinger. »Lass das sein! Ich warne dich!«
    Elisabeth warf den Pass ins Spülwasser. Während Vincent sich bemühte, das Dokument halbwegs trocken herauszufischen, lief Elisabeth auf die Straße.
    »Komm raus!«
    »Gib mir meine Sachen!«
    »Los, komm raus!«
    Vincent ging hinaus. Elisabeth versetzte ihm eine schallende Ohrfeige und warf ihm die Börse vor die Füße. Dann zog sie befriedigt ab. Eine dicke Wolke näherte sich von Süden her und ergoss sich über den Himmel wie ein Fass Teer.

BANDEIRANTES
    »Pffiuhh«, machte Katz und sank auf den Beifahrersitz. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Von der langen Fahrt waren sein Rücken und sein Hintern nass und vor Angst auch noch der Rest seiner Kleidung.
    »Sie haben ganze Arbeit geleistet. Oben liegt ein Toter. Das heißt, eigentlich sitzt er. Sie haben ihn garottiert.«
    Pertos Grinsen passte nicht zur Botschaft. Katz wies ihn darauf hin.
    »Ach«, entgegnete Perto, »es ist nur so:
Garota
heißt Mädchen. Auf
Brasileiro

    Katz starrte Perto entgeistert an.
    »Sie glauben mir nicht?« Noch eine Weile hielt sich Pertos Lächeln wie ein Langnese-Eis in einer schwitzenden Kinderhand, dann zerlief es. »Was?!«
    »Hier, so!« Katz umfasste seinen Hals mit beiden Händen. »Mit einer Drahtschlinge.«
    Einige Moleküle Wassers entschieden sich, den folgenden Abschnitt ihres Lebens gemeinsam zu verbringen, schlossen einen festen Bund, fielen fast sofort aus allen Wolken und begannen einen jähen Absturz, der sie ungebremst und unbemerkt durch sämtliche Sphären führte, fraßen sich mit weiteren Molekülen voll und voller, bis – mit einem sonoren Plumps – der mittlerweile stattliche Regentropfen Tausende von Metern weiter unten auf dem Autodach über Pertos und Katz’ Köpfen zerplatzte.
    »Dönk!«, machte es und Pertos Blick hörte auf, sich in Katz’ Gesicht festzufressen, schoss erst nach oben an den Wagenhimmel, dann nach vorn zwischen den staubigen Wischerecken der Windschutzscheibe durch und fiel auf Tonho und Ninho, die eben davonrauschten. Das Blau des Fiat verlief in einem zweiten riesigen Tropfen, der auf die Scheibe geschlagen wurde wie ein Spiegelei in die Pfanne. Instinktiv betätigte Perto den Scheibenwischer und der verschmierte ockerfarbige Substanz in gleichmäßigen Schwüngen von rechts nach links nach rechts nach …
    »Ich hoffe, Sie haben nichts angefasst«, sagte Perto noch, als der
Porteiro
seine und Katz’ Aufmerksamkeit an sich riss, indem er mit auslandender Gestik vom Haus kommend auf das Eisentor zu lief – und den ausgestreckten Finger auf Pertos Beifahrer richtete. Die wütend auf das Wagenblech einschlagenden Wasserkugeln schwemmten das Stillleben aus Straßendreck von der Scheibe, doch als Perto endlich genug zu sehen glaubte und hinter Tonho auf die Fahrbahn einschwenken wollte, sah er den martialischen Kühlergrill eines Geländewagens, der langsam von dort kam, wohin Tonho verschwunden war, und ihm den Weg versperrte. Auf diesen Moment schienen einige unschlüssige Regentropfen gewartet zu haben, sie sprangen von ihren Wolken, rissen alles mit sich, was ihnen in den Weg kam, fielen und fielen und …
    Ein solches Inferno, hieß es später, habe es selten gegeben. Der Regen entlaubte

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