Chill Bill (German Edition)
einen Zentimeter großes rundes Scheibchen heraus. An einer Stelle ließ er einen dünnen Streifen daran, ebenfalls einen Zentimeter lang, der von dem Scheibchen nach außen wegführte.
»Hier! Das ist es. Das große, runde Teil ist Plus und die Lasche hier, das ist Minus. Das darf man nie verwechseln! Sonst arbeitet die ganze Sache nicht. Also, Sie nehmen sich eine Quecksilberbatterie, Knopfzelle, kleben Plus auf Plus und Minus auf Minus, schon geht’s los.«
»Und die Knopfzelle?«
»Ist in jedem Fotoapparat, in Uhren, ach was weiß ich, wo die Dinger überall drin sind.«
»Verstehe! Wenn ich jemanden beschatten will, nehme ich seine Uhr, klebe die Wanze an die Batterie und schon höre ich mit.«
»Etwa so. Das Ding ist flacher als eine Rasierklinge. Es hat einen einwandfreien Klang und eine Sendeleistung von fast hundert Metern.«
Perto pfiff anerkennend durch die Zähne.
»Ist natürlich selbstklebend. Made in Germany«, strahlte Katz. Nichts hätte ihn glücklicher machen können als dieses Gespräch. »Früher hat man so was in Mobiltelefone eingebaut, aber dafür reicht heute eine App. Das wissen die Kriminellen natürlich. Die wechseln ihre SIMs täglich. Keine Chance. Aber mit dieser bewährten Technik sind sie überfordert. Das einzige Problem daran ist …«
»Ja?«
Negão und Prão stürmten aus dem Elektrogeschäft, stiegen in ein Taxi und fuhren davon.
»
Was
ist das Problem?«, fragte Perto beim Zahlen. Katz kam nicht in seinen Mantel. Draußen erreichten sie zu spät ihr Auto und das Taxi war weg. Dafür sahen sie nun Tonho und Ninho aus dem Geschäft kommen und in einen blauen Fiat Uno steigen.
»Das Problem«, rief Katz, während sich Perto in seinen Wagen zwängte, »besteht im Energieverbrauch.«
Der Fiat Uno fuhr runter in Richtung Flamengo. An der Ecke zur Pinheiro Machado hielt der Wagen. Tonho und Ninho stiegen aus und gingen in einen Supermarkt. Katz fluchte. »Jetzt beschatten wir sie beim Einkaufen!«
»Energieverbrauch?«, insistierte Perto.
»Die Dinger senden kaum eine Stunde, dann ist die Batterie leer.«
HIGH TECH
»Was meinst du«, sagte Corelli, als sie das Kino verließen, »ob man wirklich auf diese Entfernung eine Person treffen kann?«
Vincent fiel es schwer sich auf ihn zu konzentrieren, denn Elisabeth hing an seinem Hals.
»Du meinst die
Gotcha
-Szene, wo das Mädel mit dem Paintball auf 800 Meter den Mann trifft?«
»800 Meter waren das? Wow!«
»Sie stand auf einem Hochhaus. Das Ziel in einem Winkel von vielleicht zehn bis fünfzehn Grad unter sich. Wenn das Haus 50 Stockwerke hatte, also 150 Meter, dann war die Strecke mehr als 800 Meter weit. Das ist unmöglich. Mit so einem Farbball trifft man nicht mal auf 100 Meter einen Mann. Und eine Zehnjährige ohne Übung erst recht nicht.«
»Also war das Blödsinn.«
»Jo.«
»Aber cool, vor allem der Typ. Wie er sich an die Tür gehängt hat und kopfüber geballert, das war eine starke Nummer.«
»Stimmt!«
»Und die Weste mit den Handgranaten, die er am Schluss anhatte, das war ja ein Teil!«
»’n tolles Outfit war das, jo!«
»Haben wir eigentlich auch Handgranaten dabei?«
»Nö.«
»Und so eine kugelsichere Weste, haben wir die?«
»Nein, auch nicht.«
»Ist unser Gewehr auch so’n Steckteil, das man blitzschnell zusammenbauen kann?«
»Man braucht etwas Zeit dafür.«
»Aber, sag mal, einen Schalldämpfer hat es doch wohl?«
Vincent wurde ungehalten. »Nein, es hat keinen Schalldämpfer!«
»Worüber streitet ihr?«, fragte Elisabeth.
»Strumpfmasken und Glaceehandschuhe?«
»Haben wir nicht und Patronen fürs Gewehr haben wir auch nicht, basta!«
»Ich verstehe«, sagte Corelli und fiel in ein vorwurfsvolles Schweigen. Eine Weile gingen sie stumm nebeneinander her.
»Niemand ist perfekt«, gab Vincent zu bedenken.
RACHE
Forçalobo war kaum im Haus, als er sich schon an Paola vergriff. Zuerst versuchte er die übliche Nummer, aber der lange Flug hatte ihn ermüdet. Zudem kam ihm wieder seine Zeit als Herr von Rio in den Sinn und die ›Sitzungen‹, welche ihn erst richtig stimuliert hatten. Er lud sich irgendeinen Colt, ergriff seine Sekretärin am Hals und warf sie auf einen der Ledersessel. Aber die Frau zeigte keine Angst, so konnte das nichts werden. Auch redete sie nicht und so blieb alles in allem ungewiss, ob die ›Bestrafung‹ einen Sinn hätte. Herrgott, war damals die Welt einfach gewesen. ›Ordnung schaffen‹ als oberstes Prinzip.
»Jemand hat Rebeiro an meine
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