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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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Stunden aufgehört hatte. Im Auto stand das Wasser, einer kleinen Undichtigkeit wegen. Beim Bremsen schwappte es nach vorn, beim Beschleunigen nach hinten. So hatte Perto sich nachts irgendwann seiner nassen Schuhe entledigt und sie auf dem Beifahrersitz zum Trocknen abgestellt. Außerdem hatte er sich bemüht, das Gaspedal möglichst immer unter Druck zu halten. Schon des Wassers wegen. Das Wagendach immerhin schien außer einigen Kratzern von heruntergefallenen Ästen keine Schäden davongetragen zu haben. Perto hatte den Wagen mit drei Rädern auf den Bordstein gesetzt, so dass er nun nur noch den Stöpsel im Beifahrerbodenblech zu ziehen hatte, um das Wasser ablaufen zu lassen. Er tat es. Das Wasser blieb. So ist die Welt.
    In den Werkshallen war das Spektakel vorüber, die Schar der Zuschauer strömte befriedigt heraus und ungezählte Blicke hefteten sich auf den barfüßigen Riesen mit dem dicken Pflaster am Hals.
    »Ein Lehrstück in Weltdrogenpolitik«, sagte Pessoa.
    »Wasser«, erklärte Perto und wies auf seinen Wagen, der quer über dem Gehweg hing wie notgelandet. Ein Dutzend Müllkutscher, die rundherum gewartet hatten, starteten nun ihre Motoren, um die Verbrennungsanlage mit ihren Rohstoffen zu beliefern.
    Pessoa schüttelte den Kopf. »Ob die
Gringos
im Norden wirklich glauben, dass unsere
Traficantes
schwarze Totenköpfe auf ihre Koksbeutel kleben?«, brüllte er gegen Lärm und Abgase an und riskierte mit einer leichten Verbeugung einen staunenden Blick ins feuchte Innere von Pertos Wagen.
    »Totenköpfe?«
    »Was wir da drinnen verbrannt haben«, erläuterte Pessoa, »das hat nie ein Gerichtsmediziner zu Gesicht bekommen.«
    »Ahm.« Perto nickte und fand eine Überleitung zu dem kleinen Problem, das er zu lösen hatte. »
Senhor
Katz und ich sind einem Haufen Drogen auf der Spur. Echten Drogen. Vielleicht könnten wir uns gegenseitig etwas unter die Arme …«
    »Ich dachte, Sie jagen Terroristen?«, unterbrach Pessoa mit einem schwer zu deutenden Lächeln. Im Hintergrund verließ Freitas das Areal in einer schwarzen Limousine. Müllwagen machten Jagd auf unvorsichtige Journalisten. Der eine oder andere Fahrer hatte sogar Erfolg.
    »Ich glaube«, brüllte Perto in den allgemeinen Lärm, »ich weiß jetzt, wie das alles hier miteinander und mit unserem Auftrag zusammenhängt.«
    »Ihrem Auftrag?«
    Perto hob ein paar nasse Zeitungen aus seinem Wagen.
    »Três Lagoas,
Petrobras
, Rebeiro, der Tote auf dem Stuhl, der Tote vom Dach. Ich hatte heute Nacht viel Zeit nachzudenken.«
    Pessoa nickte freundlich, lächelte breit und wies den nassen Stapel zurück. »Heute Nacht sind 400 Hütten in einer unserer
Favelas
den Hang runtergerutscht. Die Einsatzkräfte stehen hier herum, um sich fotografieren zu lassen, anstatt dort zu helfen. Wollen Sie meine ehrliche Meinung? Mich interessieren Ihre Drogen einen Dreck!«
    Beim genaueren Hinsehen entdeckte Perto die kleinen rosafarbenen Linien in Pessoas Augen, wie man sie in Comics wütenden Drachen unterstellt. Perto hielt die Klappe und der Drache klappte seine Flügel ein und winkte nach dem Jeep.
    »Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor der Demokratie?«
    »Und ob!«, bestätigte Perto.
    »Es ist noch einiges offen aus der Zeit.«
    »Forçalobo …«, staunte Perto und Pessoa bestieg schwungvoll seinen Wagen.
    »
Senhor
Katz wird heute Morgen nach Santos Dumont überstellt. Man hat mich angerufen. Die Kollegen wollen ihn loswerden. Wenn Sie sich beeilen, erwischen Sie ihn noch.«

SANTOS DUMONT
    »Gesellschaft für Indianische Kultur«, las Katz. Die Jungs von der Militärpolizei in São Paulo hatten ihn in Santos Dumont abgesetzt wie eine Bananenschale hinter einem Parkgesträuch. Übelkeit vom Flug und zwei wundgescheuerte Handgelenke waren alles, was sie hinterlassen hatten. Der Hubschrauberflug hatte zweieinhalb Stunden gedauert. Es war eine Frachtmaschine gewesen mit technischem Hilfsgerät. Wackelig, unkomfortabel und laut. Katz stieß auf. Die Kneipe mit dem seltsamen Titel war der einzige Ort, an dem er mit Sicherheit eine Toilette finden würde, und ein Telefon. Einen Moment lang stand er da in der Sonne zwischen den Flughafengebäuden und dem Schriftzug, den er vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gelesen hatte. Die Zustelladresse der Waffenlieferung aus Rom stand in mannshohen Lettern über dieser Kneipe wie eine monumentale Pressemeldung:
    DEUTSCHER AGENT SPRENGT INTERNATIONALE DROGENCONNECTION
    Katz blickte noch einmal zum Flughafen

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