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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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packten sie auch noch das dritte um. Nun war das Fass randvoll. Sie hoben es zu zweit an und stießen es auf den Boden auf. Das machten sie mehrmals hintereinander, um den Inhalt zu stauchen. Irgendwann war alles drin.
    »Gehen wir!« Rebeiro watete einige Schritte durch den Schlamm zur Straße zurück. Fast augenblicklich blieb er mit seiner Last im Modder stecken, wo Pferdebremsen und Moskitos über ihn herfielen.

INSETEFONE
    Es stank nach Salmiak im Hinterhof der Gesellschaft für Indianische Kultur. Überall standen diese Fässer herum und in den Fässern tote Fliegen.
    »Dieser Kasten wird total verwanzt!«, erklärte Katz sich selbst und ließ die Reste seines Mageninhaltes in einer braun gestreiften Bodenrinne, die durch zwei Fußabdrücke ihre eigentliche Bestimmung verriet. Die deutsche Polizei hatte den Brasilianern den Frachtzettel gefaxt. Ein wenig Aufmerksamkeit und die Militärpolizei hätte die Adressaten der Lieferung gleich hier abfangen können. Und das vor langer Zeit. Man hätte sich vieles ersparen können. Katz blickte auf seine Handgelenke und von da aus seitwärts an den schäbigen Wänden nach unten. In allen Ritzen krabbelte irgendwas.
    »Dieser Kasten
ist
total verwanzt!« Der Brechreiz setzte von neuem ein. Katz schleppte sich zur Straße zurück und ließ sich dort in die Außenbestuhlung sinken. Die Rednerin von drinnen war schneller bei ihm als der Schuhputzer, und das wollte was heißen.
    »Milchkaffee«, bestellte er, während der Putzer tatendurstig auf seine Schuhe schielte, die ein großer Fleck Taubenscheiße zierte. Die Frau verstand nichts.
    »Cola?«, versuchte es Katz, während der Schuhputzer eifrig sein Tuch zerriss, von dem er in einem englisch-deutschen Kauderwelsch behauptete, es sei nagelneu.
    »Dann bringen Sie mir Wasser! Herrgott, ich trink’s ja sowieso nicht!«
    Katz blickte sich auf den anderen Tischen nach einer Karte um. Der Schuhputzer folgte seinen Bewegungen auf den Knien, das zerrissene Tuch in der Hand.
    »Irgendwas! Bringen Sie mir …« Katz wies auf eine Reklametafel an der Wand »… bringen Sie mir das da!«
    Der Schuhputzer wischte und schrubbte, ohne dass der Schmier von Katz’ Schuh verschwand. Man konnte meinen, er verteile ihn nur gleichmäßig. Die Frau verschwand. Katz kramte seine Uhr aus der Manteltasche. Darunter kam das leere Holster zum Vorschein, direkt gefolgt von einigen Schrauben, deren Bestimmung Katz vergessen hatte, einem Stück aufgelöster Tafelkreide, einigen Zeitungsausschnitten – Schlüsseln in der anderen … »Irgendwo war’s doch?«
    Der Schuhputzer begann mit dem Auftragen der Schuhcreme. Er öffnete speziell für Katz eine nagelneue Dose. Katz nickte zu ihm hinunter. »Guter Service!«
    »Wo ist es denn?« Flugticket, Pass, der Frachtschein! Katz breitete ihn auf dem Tisch aus.
    »
Ten
«, sagte der Schuhputzer. Er hatte seine Arbeit erledigt. Die Schuhe glänzten in der Sonne.
    »
Ten
was?«, fragte Katz.
    »
Ten
Reais

    »Du spinnst! Das sind acht Euro!«
    »
Ten!
« Der Schuhputzer wies auf das zerrissene Tuch. Zufällig kam gerade einer seiner Kumpels um die Ecke und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, um die Muskelmasse zu betonen. Katz kramte einen Zehner hervor. Dabei fiel ein Fünfer mit heraus und so kam es, dass die Inflation den Preis noch einmal anhob.
    Als Katz endlich Pertos Telefonnummer fand, sah er dessen Wagen schon auf dem Flughafenzubringer. Die Frau von drinnen stellte mit freundlichem Lächeln einen halben Liter Bier auf den Tisch und Katz blickte besorgt auf den ausgebreiteten Frachtzettel. Ganz unten, direkt neben dem Bier, leuchtete in sauberen Lettern die Unterschrift der Person, die die Waffensendung abgeholt hatte, der er seit Tagen nachjagte. Edgard Gomez? Wo zum Teufel hatte er diesen Namen schon einmal gehört?

VERSÖHNUNG
    »Meinst du wirklich, dass sie sich ach dem Auftritt gestern mit dir treffen will?«, fragte Corelli.
    »Ich habe ihr gesagt, es täte mir leid. Dreimal!«, antwortete Vincent.
    »Dreimal was?«
    »Dreimal habe ich ihr das auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
    Corelli staunte. Er machte dem Kellner ein deutliches Zeichen. Der ignorierte ihn schon den ganzen Tag über. Jetzt reichte es ihm. Als der Kellner vorbeieilte, hielt Corelli ihn am Frack fest, um sein Bier zu bestellen.
    Vincent nahm eine Zigarre aus der Packung und pflanzte sie in seinen Mund. »Elisabeth ist zwar etwas … äh, temperamentvoll, aber sie empfindet wenigstens was. Ich meine, die

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