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Chill mal, Frau Freitag

Titel: Chill mal, Frau Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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auf der Lauer, sitzt ’ne kleine Wanze …«
    Mandy: »In der Weihnachtsbäckerei …«
    »Mandy, raus!«
    »Wiesooo, ich hab doch gar nichts gemacht.«
    »Du hast gesungen!«
    Mandy schmollend: »Aber man muss singen, singen macht glücklich.«
    »Tja, mich nicht! Raus!«
    Sarah summt weiter vor sich hin. Ich knie mich vor sie und zische: »Pass mal auf, wenn du nicht weißt, wie du dich hier verhalten sollst, wenn du wirklich glaubst, man darf im Unterricht singen, dann kannst du gleich nach der Stunde mit mir zur Schulleitung kommen. Und dort werden sie dir dann sagen, was du darfst und was nicht.« Plötzlich hört sie auf zu summen.
    Die Tür geht auf und Mandy steckt den Kopf in den Kunstraum: »Darf ich wieder rein?«
    »NEIN!«
    »Aber ich hab doch gar nichts gemacht!«
    Ja, liebe Schüler, das ist eine sehr effektive Methode, einen Fachlehrer zu nerven. Das habt ihr ganz toll gemacht. Ziel erreicht. Blöd nur, dass ich die Zensuren für eure Zeugnisse noch nicht eingetragen habe. Und da werde ich jedem, der mich heute mit bescheuerten Kinderliedern genervt hat, mindestens einen Punkt abziehen. And guess what, dabei werde ich die ganze Zeit singen.
    Zum Glück stelle ich jede Woche wieder fest: Nach dem Montag kommt immer der Dienstag und da ist alles wieder okay. Da bin ich entspannt und gut gelaunt. Da unterrichte ich, was das Zeug hält. Am Dienstag lernen die Schüler was bei Frau Freitag. Heute haben sie was über die Liebe gelernt. Den Unterschied zwischen Verliebtsein und Liebe.
    »Frau Freitag, stimmt es eigentlich, dass die Liebe irgendwann aufhört?«, fragt Bernd aus der ersten Reihe. Ausnahmsweise kein Opfertyp, sondern ein Fan. Eigentlich tummeln sich die coolen Typen ja immer in den hinteren Reihen, und in den ersten Reihen sitzen nur die Loser. Ich relativiere hiermit: In den höheren Klassen können in der ersten Reihe auch Fans der Lehrerin sitzen. Im letzten Schuljahr saß dort natürlich immer der Lieblingsschüler.
    Der an der Liebe interessierte Bernd ist auch okay. Nett, sehr charmant, leider nicht so schlau wie der Lieblingsschüler, aber er hat seine lichten Momente, und er hat Humor. Ich benutze ihn oft, um irgendwelchen Blödsinn vorzuführen – wie man Pogo tanzt, wie man einen Heiratsantrag macht, wie man ein Elterngespräch führt – oder einfach so zum Quatschen, wenn ich mich langweile, weil ich den Schülern eine schriftliche Aufgabe gestellt habe.
    Es ist kurz vorm Klingeln. »Stimmt das? Dass die Liebe aufhört?«, fragt er noch einmal. Es scheint ihn wirklich zu beunruhigen. »Interessante Frage, Bernd. Also, wenn ihr wirklich was aus meinem reichen Erfahrungsschatz wissen möchtet, dann erzähl ich euch was darüber.«
    »Ja! Ja, sagen Sie!« Die Mädchen aus der zweiten Reihe, hoffnungslose Romantikerinnen, die sich permanent ihre eigenen Hochzeiten ausmalen, sind nun ganz Ohr, und auch der Rest der Gruppe wird zum ersten Mal absolut ruhig.
    »Also, es gibt das Verliebtsein und die Liebe. Und das Verliebtsein, wo man immer an den anderen denken muss und nichts essen kann, das hört so spätestens nach einem halben Jahr auf.« Entsetzen in den Gesichtern von zwanzig Jugendlichen. Ich überlege kurz, ob ich noch über Sex reden soll, entscheide mich aber schnell dagegen. Zu heikel, zu intim, zu unterschiedliche Lebenswelten – also die meiner Schüler und meine.
    »Ein halbes Jahr nichts essen?«, schreit Thomas. Bernd ist völlig aufgelöst: »Wie, und dann ist alles weg? Nach sechs Monaten?«
    »Na ja, ich meine das erste, das totale Verliebtsein.«
    »Und das gibt es auch nur einmal im Leben!«, ruft Ayla aus der letzten Reihe. Auch eine Romantikerin, allerdings eine, die alles schon vollständig geplant hat. Sie ist ja auch schon sechzehn. Neulich hat sie mir ihr Hochzeitskleid auf einem Bild gezeigt und mir gesagt, was es bei ihrer Feier zu essen geben wird.
    Das haut Bernd nun völlig um: »Nur ein Mal?« Wahrscheinlich ist er überzeugt, sein eines Mal schon gehabt zu haben, denn neulich fragte er mich besorgt, ob man wirklich an der Schweinegrippe sterben müsse. Seine Freundin hätte sie und er mache sich große Sorgen. Aber auch diesmal kann ich den armen Bernd beruhigen: »Also, Ayla, ich war schon öfter verliebt. Das kann einem schon mehr als einmal passieren. Bernd, guck mal, wenn das Verliebtsein aufhört, dann kommt ja was anderes dafür. Liebe. Das ist dann irgendwie anders. Ist aber auch gut.« Er scheint nicht überzeugt.
    Ich versuche vom Thema

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