Chill mal, Frau Freitag
sich ja auch noch Namensschilder gemacht.«
Mehmet erstaunt: »Ja, haben sie?«
Ich erfahre interessante Details: »Wir haben auch eine Machete. Für die Küche. Meine Mutter kocht damit.« Ich sehe Mehmets Mutter vor mir, wie sie mit Kopftuch und langem Mantel in einer kleinen Küche steht und eine Machete über dem Kopf schwingt. Wir einigen uns darauf, dass sie ein Hacke beil benutzt und keine Machete.
Ich spreche noch seinen missglückten Solariumbesuch von neulich an. Mehmet hatte danach Verbrennungen dritten Grades. Er sagt, jetzt muss man seinen Ausweis vorzeigen. Eigentlich darf man ja erst ab achtzehn unters Solarium.
Mehmet erzählt mir, dass er zurzeit vom Unglück verfolgt sei. »Ich hatte diese Marco-Polo-Jacke, kennen Sie? Und die habe ich in M gekauft. Und dann hat meine Mutter die gewaschen mit 70 Grad oder 170 Grad und dann war sie XS. Und dann das mit dem Solarium und dann beim Friseur, er schneidet mir die Augenbrauen mit der Maschine, und alles wird voll schief. Und Frau Freitag, gestern, ich kaufe mir ein Eis, mach es auf, und das ganze Eis fällt runter.«
Und jetzt liegt er verletzt auf diesem Krankenhausbett und muss sich stundenlang mit seiner Lehrerin abgeben. Er ist wirklich vom Pech verfolgt.
Irgendwann kommt ein Arzt und guckt Mehmet kurz an. Dann versorgt eine Schwester Mehmets Wunde. Der Arzt verabschiedet sich mit den Worten: »Danke, dass Sie nicht mit der Feuerwehr gekommen sind und somit das Gesundheitssystem nicht unnötig belastet haben.«
Ich sage, dass ich versucht hätte, einen Hubschrauber zu bestellen, und das würde ich jederzeit wieder tun, denn ich möchte nicht später verklagt werden, weil der ganze Arm meines Schülers amputiert werden musste.
Wussten Sie schon?
Aber nicht nur bei kleinen Krankenhausexkursionen, auch in mündlichen Prüfungen und sogar im normalen Unterricht erfährt man immer wieder Interessantes. Schüler interpretieren die Welt anders als Erwachsene. Fakten kommen in ihren Hirnen irgendwie anders an. Da werden Verknüpfungen hergestellt, die man schwer nachvollziehen kann. Hier etwas vom jugendlichen Weltwissen:
Die Berliner Mauer wurde von den Amerikanern gebaut. (Abschlussprüfung)
Die Berliner Mauer wurde von Hitler gebaut. (Abschlussprüfung)
Vulkane sind entstanden, weil Allah es so wollte. (Abschlussprüfung)
Im Schweinefleisch ist ein Stoff enthalten, der die Eifersucht hemmt. Deshalb dürfen Moslems kein Schwein essen, denn sonst könnten sie nicht mehr auf ihre Schwestern aufpassen. (Abschlussprüfung)
Die weißen Blutkörperchen sind in den Pickeln. (Unterricht Fräulein Krise)
London ist die Hauptstadt von Florida. (Unterricht Frau Freitag)
Heterosexuell ist Sex mit Tiere. (Pausenaufsicht Frau Freitag)
Ein Bäcker verdient 5000 Euro. (Träumerei von Abdul)
Drei Banditos kamen mir zu Hilfe und haben fünfzig Jugendliche in die Flucht geschlagen. (Erzählung von Mehmet)
Eine Leiche wurde mit kaltem statt mit warmem Wasser gewaschen. Da hat sich die Leiche aufgesetzt und gefragt: »Warum wäscht du mich mit kaltem Wasser?« (Unterricht Fräulein Krise)
Es ist auch nicht gut, wenn man nur Stulle essen tut. (Abschlussprüfung zum Thema Ernährung, Frau Dienstag)
Ich schaffe auf jeden Fall den Realschulabschluss. (Träumerei einer ganzen Klasse, Frau Freitag)
Frau Merkel zahlt alle Hartz-4-Gelder (persönlich).
(Fehleinschätzung eines Schülers, Unterricht Frau Freitag)
Ich könnte hier noch ewig weitermachen. Es wird echt nicht langweilig. Und es gibt noch viel zu tun für uns. Aber wo soll man anfangen bei Schülern, die davon überzeugt sind, dass es den Fernseher schon seit 10 000 Jahren gibt? Ich finde, jeder Schüler müsste in der Grundschule gezwungen werden, alle WAS IST WAS -Bücher auswendig zu lernen. Und danach übernehmen wir dann.
Die Schule ist kein Jobcenter
Mal angenommen, ich ginge zum Friseur, um mir die Haare schneiden und färben zu lassen. Es dauert Stunden und ist teuer. Das Resultat ist furchtbar. Ich fange an zu heulen, weil ich so schrecklich aussehe: »Was haben Sie denn gemacht? Das sieht ja schlimm aus! Ich möchte mit Ihrer Chefin sprechen!«
Die Chefin kommt: »Ups, das tut mir leid. Aber wir haben solche Schwierigkeiten, ausgebildete Friseure oder Friseurinnen zu finden, da mussten wir auch unausgebildete Vertretungskräfte einstellen.«
Schluchzend frage ich die Dame, die meinen Kopf total verhunzt hat: »Was sind Sie denn von Beruf, wenn Sie nicht Friseurin sind?«
»Ich bin ausgebildete
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