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Chill mal, Frau Freitag

Titel: Chill mal, Frau Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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sind.
    Yusuf aus der 8. Klasse fragt mich, ob Emre in meiner Klasse ist. Ich nicke.
    Yusuf: »Frau Freitag, Emre kann nicht gut rappen.«
    Stimmt, denke ich. Ich habe mir seine Songs schon auf You-Tube angehört. Alles noch sehr dünn. »Der hat keinen guten Flow.« Pause. »Flow. Wissen Sie, was das ist?«
    Ich hole mir einen Stuhl und setze mich zu Yusuf. »Klar weiß ich, was Flow ist.« Schließlich habe ich doch intensiv im Internet recherchiert. Ich will doch FREESTYLEN lernen.
    »Aber Yusuf, erklär mir das noch mal mit dem Flow, wie geht denn ein guter Flow?« Ich kriege eine Gratislektion von ihm. Schließlich freestylt er schon seit vier Jahren. Flow, das ist die rhythmische Bewegung der Stimme zum Beat beim Rappen. Bushido und Sido sind für Yusuf gar keine richtigen Rapper, weil die nicht freestylen, also direkt frei und in Reimen rappen können. Er kann das. Habe ich mich auch schon oft im Unterricht von überzeugen lassen müssen.
    ICH WILL DAS AUCH KÖNNEN! Das ist meine Mission für die Ferien! Freestylen üben. Auch wenn ich mich dazu wieder in ein Jugendzentrum schmuggeln muss. Ich MUSS das einfach lernen. Und dann blas ich die weg!
    Schulfremde in the House
    Zu Hause habe ich mich gleich hingesetzt und meinen ersten Rap-Song geschrieben:
    Die Tür geht auf, du bist zu spät. »Und wer ist er?«, frage ich streng.
    Du kommst herein, du guckst mich an: »Na, sehn Sie doch, das ist mein Kuseng.«
    Schulfremde ham im Gebäude nichts zu suchen.
    Nein, da nützt kein Betteln und schon gar kein Fluchen.
    So, Leute, Bücher raus und Klappe halten.
    Kann jemand mal das Licht hinten anschalten?
    Und dein Kuseng soll sich mal verzieh’n.
    Ach, er hat sich von dir nur die Monatskarte geliehen?
    Schülermonatskarten sind aber nicht übertragbar.
    Nee, echt nicht, auch nicht dieses Exemplar.
    Und die ist ja auch schon abgelaufen, die ist von Januar.
    Jetzt ham wir März.
    Nee, mein ich ernst, ist echt kein Scherz. K ann der Kuseng jetzt bitte geh’n?
    Ach, der ist an der Hand verletzt? Na, lass mal sehen.
    Ah, der hat sich auf dem Hof mit einem geschlagen?
    Na, dann kann er den leichten Handschmerz auch ertragen.
    So, der Kuseng soll jetzt endlich abhauen.
    Der wird uns hier nicht die gesamte Stunde versauen.
    Der Kuseng geht jetzt bitte sofort nach Hause!
    Nein, der bleibt nicht hier bis zur nächsten großen Pause!
    Ach, dein Kuseng muss nur noch kurz was klären.
    Pass mal auf, ich werd mich nachher bei deinem Klassenlehrer über dich beschweren.
    Und dann rufe ich deinen Vater an.
    Was hast du gemurmelt: Rede nicht, Lan?
    Pass mal auf, wie du dich mir gegenüber verhältst!
    Und, ey, Kuseng, es nützt dir nichts, dass du deinen Fuß in die Tür stellst.
    So, raus jetzt und weg mit dem Fuß aus der Türspalte!
    Was sagst du: Ham sie ne Macke, Alte?
    Nennst du mich Alte, du Dreckskuseng?
    Ja, tu ich, und pass mal jetzt auf: Say hello to my little friend: PENG!
    Abó, er hat Frau Freitag erschossen.
    Da liegt sie, überall Blut und die Augen geschlossen.
    Tschüch, er hat voll Frau Freitag getötet, ich schwöre.
    Ach, nee, sie lebt noch, sie flüstert was, seid mal leise, damit ich sie höre:
    »Ich sterbe. Jetzt gleich. Das merke ich schon,
    Aber sag deinem Kuseng, er ist ein HURENSOHN!«
    Ich habe den Song sogar schon mit Beats unterlegt aufgenommen. Leider fehlt mir, genau wie Emre, noch jeglicher Flow. Vielleicht können wir beide mal bei Yusuf Nachhilfe nehmen.
    Äh?
    Heute ist mir etwas ganz Seltsames passiert. Ich stehe wie gewohnt auf, dusche, frühstücke mit dem Frühstücksfernsehen und gehe um sieben Uhr aus dem Haus. Eigentlich ist alles wie jeden Morgen.
    Aber dann … Das Schultor ist abgeschlossen. Na ja, denke ich, wird der Hausmeister wohl vergessen haben aufzumachen. Vielleicht bin ich ja heute auch früher losgegangen als sonst. Ich gehe zu meinem Raum, schließe auf und bereite meinen Unterricht vor. An der Tafel ein schönes Tafelbild, nicht zu viel und nicht zu wenig. Dann warte ich. Fünf vor acht. Drei vor acht. Acht. Es klingelt. Aber niemand kommt. Wo sind die denn alle? Die können doch nicht alle zu spät kommen … Ich warte bis um 8.15 Uhr und gehe dann runter. Der Hof ist auch leer. Komisch. Die anderen haben wahrscheinlich schon längst mit dem Unterricht angefangen. Aber wo ist meine Klasse? Vielleicht stand was auf dem Vertretungsplan, das ich übersehen habe. Mist, wahrscheinlich hätte ich später kommen können, weil meine erste Stunde nach hinten verschoben wurde. Das

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