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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Gang.
      Lehmann schloss die Tür, sagte: „Ich gehe voran“, und durcheilte den Korridor. „Unsere Patienten und Rekonvaleszenten.“
      Sie durchschritten mehrere hintereinander liegende Räume, die eher Wohnstätten glichen. Es gab zu jedem größeren Zimmer, eingerichtet für vier bis sechs dieser benannten Patienten, eine Sanitärzelle und eine kleine Küche. Dennoch unterschieden sich die Krankenzimmer.
      Lehmann erläuterte: Unmittelbar nach dem Eingriff wisse man noch nicht, inwieweit – na ja… Deshalb habe man in einigen der Zimmer noch eine Art Käfige installieren müssen. Wenn die Genesung fortschreitet und der gewünschte Erfolg eintritt, könne man zur individuellen Betreuung übergehen. „Und bitte bedenken Sie, meine Herren, dass die meisten unserer Tierpatienten neue Organe erhalten haben…“ Er sagte es mit bedeutsamer Miene.
      Die Patienten, wie Lehmann seine Geschöpfe bezeichnete, befanden sich in Zuständen, wie man sie auf Krankenstation nicht anders erwartet: Apathisch in Verbänden, fixiert in Gestellen oder, die im Genesungsprozess Fortgeschrittenen, in Gemeinschaftsräumen den individuellen Neigungen überlassen, sofern zwischen ihnen Verträglichkeit vorausgesetzt werden konnte.
      „Und wo wachsen diese…, Sie wissen schon, heran?“, fragte Abdulaew.
      Lehmann lächelte. „In unserem beiderseitigem Interesse: Sie wachsen heran, wie Sie sich überzeugen werden.“
      „Okay“, erwiderte Abdulaew mit einem verstehenden Lächeln.
      „Und hier“, Lehmann klopfte an eine Tür, wartete jedoch eine Reaktion nicht ab, öffnete weit und wies auf einen Schreibtisch in einem mit Grünpflanzen, einer stilvollen Sesselecke und einem modernen Computer-Arbeitsplatz ausgestatteten Raum, insbesondere aber auf eine junge, schlanke Frau, die sich angesichts der Besucher lässige erhob. „Ein Motor unserer Entwicklungen“, scherzte der Institutsdirektor. „Master Shirley Lindsey. Wir haben ihr viel zu verdanken – und demnächst auch Sie.“ Er verzog bedeutungsvoll den Mund. „Geschäftsfreunde aus den Vereinigten Emiraten“, stellte er dann die Gäste vor.
      „Hallo.“ Shirley Lindsey lächelte schwach. „Einen guten Aufenthalt wünsche ich Ihnen“, setzte sie hinzu, „und…“, sie nickte ihrem Chef zu, „gute Geschäfte.“
      „Danke“, sagte Abdulaew.
      Lehmann hob grüßend die Hand und schloss die Tür.
      Die Gruppe betrat ein kaum möbliertes Zimmer am Kopfende des Korridors. Ein dicker Teppich bedeckte den Fußboden, prächtige Zim merpflanzen wucherten ringsum, ein kleiner Brunnen plätscherte. Fast entstand der Eindruck eines Wintergartens oder Tropenhauses.
      Zwei mit Pistolen bewaffnete Angehörige des Instituts bewachten den Eingang – oder das halbe Dutzend Hunde, die aufrecht und bewegungslos auf den Hinterläufen an der rechten Wand des Raumes saßen. Ihnen gegenüber standen in gekrümmter Reihe vier Stühle.
      „Meine Mitarbeiter, die Herren Remikow und Breitner.“ Lehmann deutete auf die Bewacher. „Bitte“, lud er dann zum Sitzen. „Das sind sie“, sagte er nicht ohne Stolz. „Und das ist Lux, ihr Anführer sozusagen.“ Er wies auf das Geschöpf zur Rechten. „Mit ihm sind die Einsatzpläne abzustimmen, die sozialen Belange wie Behausungen, Ernährung und so weiter…“, Lehmann lächelte seinen Besuchern zu, „zu klären. Sollte es, was ich natürlich nicht glaube, Probleme geben – er ist der Ansprechpartner.“
      „Ansprechpartner!“ Abdulaew schüttelte ungläubig den Kopf. „Probleme?“, fragte er dann hellhörig und blickte vielsagend auf die beiden Männer an der Tür.
      Lehmann lächelte. „Ein wenig Staffage, Sie verstehen. Außerdem, ich sagte schon, nach außen hin müssen gewisse – Risiken vermieden werden; zur Zeit!
      Unsere vierbeinigen Helfer sprechen nicht viel und noch nicht sehr deutlich. Man muss sich daran gewöhnen. Mit Ihrer Landessprache wird es am Anfang ohnehin leichte Schwierigkeiten geben. Aber sie lernen schnell. Sprechen Sie englisch. Sie können davon ausgehen, dass Sie aufs Wort verstanden werden.“
      „Unmöglich!“
      „Lux, stelle bitte unseren Besuchern deine Gefährten vor!“ Es klang nicht etwa herrisch, wie Lehmann das sagte, sondern tatsächlich wie eine Bitte.
      Lux gab seine Haltung auf, bewegte sich ein wenig vor die Reihe, hob die rechte Vorderpfote, deutete in rascher Folge nacheinander auf einen seiner Gefährten und stieß jedes Mal

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