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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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konnte.
      Lehmann schritt eine Weile nervös auf und ab. „Ein Hund, ein simpler Hund macht mit mir Spielchen“, dachte er wütend. Am ärgerlichsten empfand er die eigene Ohnmacht.
      Als er sich suggerierte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, er sich auf die Stufen setzte und zur Ruhe zwang, ging die Eingangstür zum neuen Zeughaus auf.
      In Lehmanns schwarzen Begleiter kam Leben. Er hopste die kurze Treppe empor, der Besucher folgte. Er ärgerte sich, dass sein Puls sich beschleunigt hatte.
      Nachdem sie einige Flure und kurze Treppen passiert hatten, blieb der Lotse an einer Tür mit der Aufschrift „Kommandantenwohnung“ stehen und bellte einmal kurz. Mit einer unmissverständlichen Kopfbewegung deutete er an, dass Lehmann eintreten solle.
      Ein altmodisch eingerichtetes Wohnzimmer tat sich auf. Lehmanns Blick fiel geradeaus auf eine Vitrine, links befand sich ein großer runder Tisch mit mehreren Stühlen, rechts ein eckiger, dahinter ein Schreibtisch vor einem Vorhang, der eine Nische abschloss. Vor der Vitrine aber in einem Sessel, halb sitzend, halb liegend, den Unterkörper mit einem Tuch bedeckt, thronte Lux.
      Lehmann wurde sich der grotesken Situation bewusst.
      Sekundenlang sahen sie sich an.
      Dann sagte Lux: „Nehmen Sie Platz.“
      Lehmann sah sich um, zog dann einen Stuhl vom runden Tisch ab und setzte sich frei im Raum Lux gegenüber.
      Zur Überraschung des Besuchers fragte der Canismute: „Wie geht es meiner – Betreuerin, Master Shirley Lindsey?“ Das Wort „Betreuerin“ dehnte er merkwürdig.
      Lehmann hatte eine solche Frage zu Beginn des Disputs nicht erwartet. Er stutzte, sagte dann aber: „Ich nehme an, gut; sie befindet sich auf einer Dienstreise.“
      „Aha.“
      Es entstand eine Pause.
      Lux straffte sich. „Ich habe Sie herbestellt, um Ihnen meine, unsere Bedingungen zu nennen für die Beendigung der Blockade des Objekts und die Freilassung Ihrer Leute.“
      „Mach dich nicht lächerlich – Bedingungen!“, begann Lehmann voller arroganter Abwehr. „Wie kommst du darauf, dass mich das Objekt interessieren könnte? Und die Leute? Willst du jene ermorden, die dich und deinesgleichen hochgepäppelt, euch erst in den Zustand versetzt haben, der euch befähigt, jetzt so großmäulig aufzutreten? Willst du sie die Mauer hinab stürzen, so wie du es Remikow angedroht hast, wenn sie den Strom nicht wieder zuschalten? Das kann nur dem Hirn eines Halbstarken, eines Unreifen entspringen. Gebt auf und geht zurück ins Institut, dann vergessen wir das Ganze.“ Und in normalem Ton: „Ich verspreche, mein Möglichstes zu tun, euch im Laufe der Zeit angemessene Aufgaben zuzuordnen.“
      „Dein Möglichstes tun! Solche Aufgaben wie neulich – einem Scheich den zusammengerafften Besitz bewachen, meinst du“, entgegnete Lux hämisch.
      „Das wäre das Schlechteste nicht gewesen. Mancher Mensch gäbe etwas darum, einen solchen Posten zu bekommen.“
      „Siehst du, das ist der Punkt. Von eurer Sorte gibt es für solche Dienste genügend, wozu braucht ihr dann uns? Oder habt ihr dafür vielleicht doch noch andere Gründe?“, fragte er spöttisch.
      „Für manches seid ihr besser geeignet.“
      „Und wesentlich billiger.“ Es klang sarkastisch, wie Lux das sagte.
    Lehmann schwieg eine Weile. Dann forderte er: „Komm zur Sache!“
      Lux rückte von der Lehne seines Sessels ab, saß gerade. „Erstens: Du züchtest vorläufig, bis ich mich vielleicht anders entscheide, keine Canismuten mehr. Zweitens, das Wichtigste, sorgst du dafür, dass uns in einer exquisiten Landschaft ein Areal von einem Quadratkilometer Größe mit Wohnunterkünften – die brauchen nicht luxuriös zu sein – zur freien Verfügung überlassen wird. Ihr fertigt für uns drittens Hilfsmittel, damit wir wichtige Geräte und Maschinen bedienen können. Als viertes versorgt ihr uns mit Lebensmitteln. Bis wir selber so weit sind, stellt ihr uns fünftens einige Lehrkräfte zur Verfügung, sechstens sorgt ihr für unsere Sicherheit und schließlich, siebentens, schaffst du Voraussetzungen, dass einer von uns, wenn ein beiderseitiger Wunsch besteht, mit einem Menschen eine Partnerschaft eingehen kann – wegen unserer Fähigkeiten!“ Das Letzte war abermals Spott.
      Mehrmals während der Aufzählung hatte Lehmann hörbar die Luft eingesogen und den Kopf geschüttelt.
      Unbeirrt setzte Lux hinzu: „Als Gegenleistung geben wir, wie gesagt, die

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