China
Chr.).
Das Bollwerk wird überwunden
Zur Verteidigung reichte der Bau einer Mauer allein natürlich noch nicht aus. Im Abstand von jeweils mehreren hundert Metern wurden Türme in das Mauerwerk integriert, die als Waffenlager und Signaltürme dienten. Nach Schätzungen befanden sich insgesamt rund 25 000 Türme in der Großen Mauer. Reste von Signaltürmen haben Forscher sogar noch in der Nähe der Karawanenstadt Kaschgar im äußeren Westen Chinas gefunden. Dies wiederum spricht dafür, dass die Mauer ursprünglich ihr westliches Ende nicht in Jiayuguan hatte, sondern deutlich weiter darüber hinausging. Zeitweise mag die Große Mauer als Verteidigungswall recht wirksam gewesen sein. Auf Dauer jedoch konnte das Bauwerk Feinde von außen nicht abhalten. Bereits im Jahr 1211 n. Chr. fielen die Mongolen unter Dschinghis Khan ins Reich ein, und Mitte des 17. Jahrhunderts bildete die Mauer für die Mandschuren, die nach ihrem Eindringen in China die Qing-Dynastie begründeten, erst recht kein Hindernis mehr. Mit der Erfindung der Schusswaffen hatte die Große Mauer ihre Schutzfunktion verloren, und die Arbeiten an dem Bauwerk wurden eingestellt.
Anlage und Bauweise
Um ihre Funktion als Verteidigungswall zu erfüllen, musste die Große Mauer strategisch klug angelegt werden. Die Mauern wurden vorzugsweise auf Bergrücken errichtet und waren damit kaum zu überwinden. Viele Mauerabschnitte erbaute man an wichtigen Verkehrswegen, um diese gut unter Kontrolle halten zu können. Die durchschnittliche Höhe der Mauer lag bei sieben bis acht Meter, orientierte sich aber an der jeweiligen regionalen Topografie: Im flachen Gelände war sie höher, an steilen Berghängen jedoch nur drei bis fünf Meter hoch. Im Querschnitt ist die Mauer trapezförmig angelegt, also unten breiter als oben, was die Stabilität erhöht. Als Baumaterial wurden vorwiegend Erde, Lehm und Bruchsteine verwendet, ab der Ming-Zeit auch Ziegel
.
Die Große Mauer nördlich von Beijing. Teile des größten Bauwerks der Welt sind inzwischen verfallen, andere wurden restauriert und sind heute beliebte Touristenziele. Die chinesische Mauer ist bei guten Wetterverhältnissen auch vom Weltall aus zu sehen
.
(c) Interfoto, München
Die Einführung des Eisenpflugs
(um 400 v. Chr.)
Den ersten einfachen Holzpflug zur Bearbeitung von Feldern hatte es in Europa schon um 5000 v. Chr. gegeben. Ein wirklicher Fortschritt in der Landwirtschaft wurde jedoch mit der Einführung des Eisenpflugs erzielt. Diese wird in China auf die Zeit um 400 v. Chr. datiert. Zu jener Zeit war die Kunst des Eisengießens bereits hoch entwickelt. In etwa zeitgleich wurden auch die Kenntnisse in der Kunst des Ackerbaus erweitert und große Bewässerungsprojekte in Angriff genommen. Ausgelöst wurden diese Entwicklungen durch verschiedene Faktoren wie beispielsweise eine Zunahme der Bevölkerungszahl, die die Erschließung neuer Ländereien erforderlich machte.
Vorsprung Chinas
War schon die Einführung des Eisenpfluges gegenüber den bislang üblichen Gerätschaften aus Holz ein Fortschritt, so wurde die Arbeitsweise durch das Integrieren eines so genannten Streichbretts und eines Messerseches noch einmal optimiert. Die Erdstücke werden dabei von den Schneidwerkzeugen Schar und Sech beim Pflügen herausgeschnitten und über das Streichbrett gewendet. Damit wird auch der Bodenbewuchs und vor allem das Unkraut wieder im Boden vergraben. Bis zur Anwendung dieser Streichbretter sollten in Europa noch Jahrhunderte vergehen; erst im Mittelalter wurden sie auch dort eingesetzt.
Die Entwicklung von Eisengeräten
Der Einsatz von Eisenwerkzeugen, der nach Expertenmeinung noch vor der Zeit um 400 v. Chr. begann, war ein großer Schritt in der Entwicklung der Technik und der Landwirtschaft Chinas. Zuvor waren Holz- und Steinwerkzeuge genutzt worden. Durch die Nutzung von Eisengeräten war es möglich, in der Landwirtschaft den Boden tiefer und auch präziser zu bearbeiten; die Urbarmachung größerer Flächen sowie Bauarbeiten wurden erleichtert. Um das Jahr 400 v. Chr. hatte sich das Eisengießen schon zu einer verbreiteten und ausgefeilten Technik entwickelt. Zahlreiche Funde aus jener Zeit, darunter Spaten, Messer, aber auch Formen zum Zwecke des Eisengießens zeugen davon. Die Erfahrungen mit dem Eisengießen ermöglichten China auch deutlich früher als dem Westen eine Serienproduktion von Eisengerätschaften mit Hilfe von Eisengussformen
.
Schub in Landwirtschaft und Technik
Die Erfindung
Weitere Kostenlose Bücher