China
(siehe S.44),. Bereits in der Qin-Dynastie (221–206 v. Chr.) übten daoistische Mönche Formen des heute bekannten Wushu aus. Allerdings werden heute alle chinesischen Kampfkünste traditionell auf den Shaolin-Tempel zurückgeführt, der um das Jahr 495 n. Chr. von einem indischen Mönch im Songshan-Gebirge in der Provinz Henan gegründet wurde.
Stilarten und Techniken
Heute sind in China mehr als 100 Kampfkunststile bekannt. Man unterscheidet zwischen äußeren Kampfstilen (zum Beispiel Wing Chun), das heißt solche, die auf Geschicklichkeit, Stärke und Schnelligkeit ausgelegt sind, und inneren Stilen (beispielsweise Taijiquan), bei denen dem Gegner kein direkter Widerstand entgegengesetzt wird und die den Geist trainieren, die Lebensenergie aktivieren sollen und langsam und meditativ eingeübt werden. Während die äußeren Stile traditionell vom Shaolin-Kungfu abgeleitet werden, das auch der bekannteste Vertreter dieser Stilrichtung ist, werden die inneren Stile der Kampftradition der daoistischen Mönche aus den Wudang-Bergen zugeschrieben.
Das Shaolin-Kungfu
Einer Legende zufolge erfand der indische Mönch Bodhidharma (480–557 n. Chr.) die Grundlagen des Kungfu (chinesisch Gongfu = etwas durch harte Arbeit Erreichtes). Es wurde von den Mönchen als Mittel der geistigen Vervollkommnung praktiziert. Aufgrund häufiger räuberischer Übergriffe auf das Shaolin-Kloster entwickelten sich daraus spezielle Kampftechniken. In der Zeit der Ming-Dynastie (1368–1644 n. Chr.) erlebte die Shaolin-Kampfkunst ihre Blütezeit, und das Kloster unterhielt eine 2500 Mann starke Armee, die die kaiserlichen Truppen in kriegerischen Auseinandersetzungen mit japanischen Invasoren unterstützte. Mehrmalige Vertreibungen der Mönche führten zu einer Verbreitung der Kampfkunst über das ganze Land. Nach dem Verbot der Klöster und deren Kampfkünste durch die Kommunisten wurden diese im Jahr 1959 wieder offiziell anerkannt, und eine moderne, akrobatischere und weniger philosophische Form des Wushu etablierte sich
.
Trainiert werden neben Kondition und Beweglichkeit die Grundelemente der jeweiligen Kampfkunst wie Stellungen, Tritte, Blocken und Schlagen. Dazu kommen beispielsweise beim Kungfu Sprünge, richtiges Fallen und Abrollen. In allen Kampfkünsten sind besondere Bewegungsabläufe, so genannte Formen, einzuhalten. Diese können von einem Kämpfer allein oder mehreren Kämpfern zusammen mit- oder gegeneinander ausgeführt werden. Erst wenn ein Kämpfer die vorgegebenen Angriffs- und Abwehrtechniken verinnerlicht hat, kann er den Freikampf erlernen.
Junge Wushu-Kämpfer aus Beijing beim Training. Die chinesischen Kampfkünste sind nicht nur als Leistungssport, sondern auch als Breiten- und Schulsportarten sehr verbreitet. Die Kampfkleidung unterscheidet sich je nach Kampfkunstschule
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(c) Interfoto, München
Das größte Bauwerk der Welt
(400 v. Chr.)
Die chinesische Mauer ist mit einer Länge von 6350 Kilometern das größte Bauwerk der Welt. Auf Chinesisch wird sie „wan li changcheng“, die Mauer der 10 000 Li genannt. Li ist eine alte chinesische Maßeinheit, ein Li sind 575,5 Meter. Die Zahlenangabe „zehntausend“ ist noch bis heute ein Synonym für „unendlich“. Unendlich scheint die große Mauer tatsächlich: Sie reicht vom Shanhaiguan-Pass an der Ostküste Chinas bis zum Jiayuguan-Pass (Provinz Gansu) in der Wüste Gobi, weit im Landesinneren und tausende Kilometer vom Meer entfernt. Die Große Mauer besteht aus verschiedenen, in unterschiedlichen Zeitperioden errichteten Teilstücken, die jedoch nicht alle miteinander verbunden sind.
Schutzwall gegen Eindringlinge
Der Beginn des Baus der chinesischen Mauer wird auf die Zeit um 400 v. Chr. datiert. Damals war China in zahlreiche Einzelstaaten zersplittert, die sich gegenseitig befehdeten. Die verschiedenen Fürstentümer errichteten jeweils die ersten Schutzwälle zur Verteidigung gegen konkurrierende Staaten und gegen die barbarischen Stämme aus der Steppe im Norden. Zu einem zusammenhängenden Bauwerk zur Verteidigung gegen die Invasoren aus dem Norden wurde die Mauer erst unter Kaiser Qin Shi Huangdi (Regierungszeit 221–210 v. Chr.), dem Begründer der Qin-Dynastie. Er hatte das chinesische Reich geeint und damit die Kämpfe zwischen den einzelnen Fürstentümern beendet. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde die Große Mauer immer wieder erweitert und ausgebaut, mit besonderer Intensität während der Ming-Dynastie (1368–1644 n.
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