China
und Privatlehrern von der Welt abgeschottet und behütet.
Im Februar 1912 wurde er im Zuge der Revolution, die zur Errichtung der Republik führte, von Yuan Shikai und Sun Yatsen zur Abdankung gezwungen. Bis ins Jahr 1924 konnte er weiterhin im Kaiserpalast leben, danach flüchtete er, vertrieben von bürgerlichen Revolutionären, 18-jährig zuerst in die japanische Botschaft in Beijing und später in die Stadt Tianjin, die zu dieser Zeit von den Japanern besetzt war. Dort verbrachte er sieben Jahre. Seine Hoffnungen auf eine Restauration des chinesischen Kaisertums nach Vorbild der Monarchie in Japan erfüllten sich nicht. Die Japaner machten den damals 25-jährigen Puyi, der auf ein Wiedererstarken der Macht der Qing-Dynastie durch japanische Hilfe hoffte, jedoch nach der Eroberung und der Machtübernahme in der Mandschurei 1932 zum Präsidenten und 1934 sogar zum Kaiser von Manzhou Guo („Land der Mandschu“), eines japanisch geführten Marionettenstaats. Ohne Machtkompetenzen und politischen Einfluss lebte Puyi während des Zweiten Weltkriegs praktisch als Gefangener der Japaner in seinem Kaiserpalast, bis die sowjetische Rote Armee das Land gegen Ende des Krieges von Sibirien aus eroberte und ihn gefangen nahm.
Die Mandschureikrise
Die Mandschureikrise zwischen Japan und China wurde durch den so genannten „Mukden-Zwischenfall“ ausgelöst. Hierbei hatten junge japanische Offiziere nahe der mandschurischen Stadt Mukden einen Sprengstoffanschlag auf die eigene Südmandschurische Eisenbahn verübt, der den chinesischen Truppen angelastet werden sollte, um eine kriegerische Auseinandersetzung zu provozieren. Die Rechnung ging auf: 1932 erlangten die Japaner die Vorherrschaft in der rohstoffreichen Gegend. Den Anstrengungen der Goumintang (KMT), den Statuten des Völkerbunds und der Nichtanerkennung durch das Ausland zum Trotz errichteten die Japaner in der Mandschurei den Marionettenstaat Manzhou Guo
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Leben unter kommunistischer Herrschaft
Nach der Kapitulation Japans verbrachte Puyi längere Zeit in sowjetischer Gefangenschaft. 1950 wurde er dann in die neu gegründete Volksrepublik China ausgeliefert, wo er sich einer kommunistischen Umerziehung unterziehen musste. Nach seiner Begnadigung 1959 durch Mao Zedong führte er zunächst ein einfaches Leben als Gärtner, später wurde er Archivar an einem Institut der Universität in Beijing. 1964 wurde er geläutert sogar zum Mitglied des Nationalkomitees der Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes, eines beratenden Gremiums aus Mitgliedern verschiedener politischer, ethnischer und sozialer Gruppierungen, gewählt. Am 17. Oktober 1967 starb Puyi an Nierenkrebs. Seine Asche wurde von seiner Witwe Li Shuxian zur Beisetzung auf den kommunistischen Heldenfriedhof Babaoshan in der Nähe von Beijing freigegeben.
Eine Fotografie des letzten chinesischen Kaisers Puyi, hier in der Uniform des Präsidenten von Manzhou Guo. Seine bewegte Lebensgeschichte wurde unter dem Titel „Der letzte Kaiser“ von Bernardo Bertolucci verfilmt. Der Film kam 1987 in die Kinos und erhielt neun Oscars
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Der „Lange Marsch“ der Kommunisten durch China
(1934–1936)
Mao Zedong hatte sich zwar seit 1928 als Führer der Kommunistischen Partei (KPCh) etabliert, seine Stellung war jedoch nicht unumstritten. Seiner Auffassung nach sollte die Revolution von den Bauern getragen werden, nicht vom städtischen Proletariat. Damit entfernte er sich von der in Moskau ansässigen Komintern (Kommunistische Internationale, internationaler Zusammenschluss kommunistischer Parteien). Mao plante die Enteignung von Großgrundbesitzern und eine Bodenreform, um die bäuerliche Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen. Erste Ansätze der Enteignung fanden bereits auf der Flucht der Roten Armee der chinesischen Kommunisten durch die chinesische Provinz, dem so genannten „Langen Marsch“, statt.
Flucht vor den Nationalisten
Von 1930 bis 1934 wurde die zahlenmäßig unterlegene Rote Armee mehrfach von den Nationalisten unter Jiang Kaishek bedrängt, konnten diese Angriffe jedoch jedes Mal abwehren. Im Oktober 1934 war der Druck durch den Gegner so stark, dass die kommunistische Führung die Flucht in bisher unbesetzte Gebiete Nordwestchinas antrat. Etwa 90 000 kommunistische Kämpfer starteten in Ruijin im Wuyi-Gebirge, das die Grenze zwischen den Provinzen Jiangxi und Fujian bildet. Bis Oktober 1935 legten sie unter Strapazen zu Fuß mehr als 10 000 Kilometer durch die
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