China
Randgebiete Chinas zurück. Auf diesem Marsch entwaffneten die Flüchtenden lokale Militärführer und enteigneten Großgrundbesitzer, um sich mit Waffen und Nahrung zu versorgen. Auf der Strecke schlossen sich auch immer wieder Kleinbauern und Deserteure der Armee Jiang Kaisheks den Kommunisten an. Der „Lange Marsch“ endete in Yan’an in der Provinz Shaanxi. Dort kam jedoch nur ein Bruchteil – schätzungsweise 4000 bis 7000 – der ursprünglich aufgebrochenen Soldaten an. Erschöpfung, Hunger, Krankheiten, Kämpfe und Fahnenflucht trugen zu diesen hohen Verlusten bei.
Der Mythos
Der „Lange Marsch“ ist als Begriff in die chinesische Sprache eingegangen und hält den kommunistischen Mythos des entbehrungsreichen Aufbruchs in eine verheißungsvolle Zukunft, der Stärke und Widerstandskraft wach. Um an diesen Mythos anzuknüpfen, wurden beispielsweise einige chinesische Trägerraketen so benannt. Mit einer solchen Rakete gelang 2003 der erste chinesische bemannte Raumflug. Die Raumkapsel Shenzhou 5 brachte den Astronauten Yang Liwei ins All
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Die Bedeutung des Marsches
Der „Lange Marsch“ gilt den chinesischen Kommunisten als wichtiger Teil ihrer Geschichte: Mao hatte im Vorfeld jede politische Macht verloren, konnte aber innerhalb weniger Wochen die Führung der Partei zurückerobern. Diese sollte ihm in den nächsten 40 Jahren nicht mehr genommen werden. Der „Lange Marsch“ diente Mao nicht nur dazu, sich aus der Umklammerung der Nationalisten zu befreien, sondern auch seine Position in der Kommunistischen Partei zu stärken. Viele wichtige Parteiämter wurden in der Volksrepublik mit Teilnehmern des „Langen Marsches“ besetzt, die bekanntesten davon sind Zhou Enlai, Deng Xiaoping und Liu Shaoqi. Auch hochrangige Militärs wie Zhu De, Oberkommandierender der Kommunistischen Verbände, oder der Marschall Lin Biao wurden mit Ämtern belohnt.
Mao Zedong spricht während des „Langen Marsches“ 1934 zur Menge. Er ruft dazu auf, mutig vorwärts zu schreiten und Widerstand zu leisten
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(c) picture-alliance/dpa
Der Xi’an-Zwischenfall
(1936)
Auch wenn sich Jiang Kaishek auf diesem Bild in heroischer Anführerpose zeigt, war er doch nicht unumstritten. Jiang hatte schon 1925, als er nach dem Tod Sun Yatsens die Führung der Nationalistischen Volkspartei (KMT) übernahm, seinen Anspruch auf die Vorherrschaft über China formuliert. Von 1923 bis 1949 wechselten sich Phasen der Zusammenarbeit von KMT und Kommunistischer Partei (KPCh) mit erbitterter Gegnerschaft und Bürgerkrieg ab. Der Konflikt mit den Kommunisten führte 1936 zum Xi’an-Zwischenfall.
Der Xi’an-Zwischenfall als Wendepunkt der chinesischen Geschichte
Jiang Kaishek sah in den Kommunisten und nicht in den Japanern seine vornehmlichsten Feinde und handelte entsprechend. Weil er sich vehement gegen das gemeinsame Vorgehen aller chinesischer Kräfte gegen die japanischen Truppen ausgesprochen hatte und sich nicht überzeugen ließ, nahmen ihn am 12.12.1936 seine eigenen Generäle Zhang Xueliang und Yang Hucheng in Xi’an fest. Diese Generäle waren von Jiang ursprünglich vorgesehen worden, die Rote Armee anzugreifen. Sie fürchteten jedoch, dass ein Bürgerkrieg zu viele Kräfte binden würde, die zur Abwehr Japans fehlen würden. Auch wenn Pläne diskutiert wurden, Jiang zu töten, kam es unter der Führung des Kommunisten Zhou Enlai zu Verhandlungen mit der KPCh. Nach zwei Wochen wurde Jiang Kaishek wieder freigelassen, als er der Zusammenarbeit mit den Kommunisten im Rahmen der zweiten Einheitsfront gegen Japan zugestimmt hatte.
Das Leben des Jiang Kaishek
Jiang wurde 1887 in der Nähe Shanghais geboren. Er wurde in Japan militärisch ausgebildet und leitete ab 1924 die Huangpu-Militärakademie. 1925 übernahm er die Führung der KMT. Von 1943 bis 1949 war er chinesischer Staatspräsident. Nach seiner Niederlage gegen die Kommunisten rief er sich 1950 von Taiwan aus zum Präsidenten der Republik China aus; diese Position nahm er bis zu seinem Tod 1975 ein. In der Volksrepublik wird Jiang nicht nur als Bürgerkriegsgegner und unsicherer Bündnispartner angesehen; sein Bild wird durch die Zerstörung der Deiche des Gelben Flusses 1938 – was über eine Million Menschenleben kostete – nachhaltig geprägt. Das Leben der Einwohner auf Taiwan war durch den Personenkult um Jiang Kai-shek und die Alleinherrschaft der KMT bis 1987 bestimmt
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Die Nachwirkung des Xi’an-Zwischenfalls
Jiang Kaishek betrachtete den
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