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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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und sie schnappte auf.
    Und da war der Hebel.
    Er riss ihn herunter. Der Hebel ließ sich halb herunterziehen und rührte sich nicht mehr. Unter dem Hebel blinkte eine weitere rote Lampe. Letzteres war ihm egal, aber der Hebel ließ sich nicht weiterbewegen, und die Luke öffnete sich nicht.
    Du sollst aufgehen, du Mistding.
    Die Sirene verstummte.
    Das Problem war, dass er in Ermangelung von Gravitation sein Gewicht nicht zum Einsatz bringen konnte. Wenn er den Hebel nach unten drückte, erreichte er nur, dass er nach oben schwebte.
    Er gab auf und drückte eine Taste seines Commlinks. »Kurt«, sagte er. »Ich habe hier unten ein Problem. Wo sind Sie?«
     
    Kurt hatte versäumt, die Transportbox zu schließen. Nun schwebte der Deckel der Servierplatte davon, und die sorgsam zubereitete Mahlzeit machte Anstalten, die Platte zu verlassen. Der Hackbraten schwebte in einem Stück empor und fing an, auseinander zu fallen. Der Kartoffelsalat ordnete sich mitten im Korridor auf Taillenhöhe zu einem einzigen Ball an.
    Über ihm bewegte sich etwas.
    Er blickte auf und sah, dass es über ihm dunkel wurde. Die Notbeleuchtung wurde schwächer.
    Er erinnerte sich an eine Simm, die er vor Jahren gesehen hatte, Devil in the Dust, in der eine der Figuren zu einer weißen Decke aufblickte, die erst feucht und dann rot wurde. Und dann troff Blut von der Decke herab.
    Während er nach oben blickte, breitete sich ein Fleck über die Decke aus und das Metall schälte sich ab. Kleine Flocken trieben durch die Luft und mischten sich mit Rotkohl und Hackbraten.
    »Bill!«, sagte er. »Wirst du jetzt endlich antworten?«
    Aber die KI blieb stumm, abgeschaltet, tot, was auch immer. Über seinem Kopf war zumindest nichts, was herabtriefen konnte. Was ist hier verdammt noch mal los?
    Was immer es war, er musste hier weg. Er schob sich über den Korridor zu der Luftschleuse mittschiffs. Irgendwo, irgendwie musste das Schiff einen Riss bekommen haben, was mindestens einen Meteor erforderlich machte. Aber die Kollision hätte er zweifellos fühlen müssen. Er hatte während all der Jahre noch nie einen Zusammenstoß erlebt, war nie mit einem Felsbrocken zusammengeprallt, aber er ging davon aus, dass so etwas nicht unbemerkt passieren konnte.
    Er öffnete die Klappe, hinter der die manuelle Kontrolle der Luke verborgen war, und zog den Hebel.
    Eine rote Lampe leuchtete auf. Das bedeutete Druckverlust auf der anderen Seite. Vielleicht ein Vakuum. Mein Gott. Er wollte Tor rufen, herausfinden, ob mit ihm alles in Ordnung war, ihn warnen, ihm sagen, er solle im Shuttle bleiben und die Luke schließen. Aber in dem Moment, wo er einen Kanal öffnen wollte, sah er, dass sich die Decke über ihm herabwölbte, durchhing wie Öltuch, auf dem sich Wasser gesammelt hatte. Unmöglich. So funktionierte das einfach nicht. Es konnte nicht so funktionieren. Er öffnete einen Kanal und sprach Tors Namen aus. Er wusste genau, was er ihm sagen wollte. Starten Sie das Shuttle. Schalten Sie auf Handbetrieb und starten Sie das Shuttle. Bringen Sie sich in Sicherheit, aber die manuelle Bedienung erforderte einige vorbereitende Schritte, einfache Schritte, aber ihm blieb nicht genug Zeit, sie zu erklären. »Tor«, sagte er wieder. Etwas kam durch die Decke, und er bekam eine Gänsehaut. Halb rechnete er damit, sich jeden Moment einem Paar teuflisch blickender Augen gegenüberzusehen. Eine Woge aus Kälte traf ihn wie ein Schlag mit einer Eisenplatte. Seine Lunge explodierte, und der Korridor, die Luftschleuse, der Commlink, Tor und der Hackbraten, alles war plötzlich nicht mehr von Bedeutung.
     
    »Hutch! Hier stimmt was nicht. Wir brauchen Hilfe.« Tor gab sich Mühe, ruhig zu klingen. Professionell. So gelassen, wie sie es in den Simms taten. Ihr zu sagen, was er dachte, dass hier vermutlich das Gleiche geschah wie auf der Condor, dass das Schiff vermutlich explodieren könnte, und, ach, es wäre nett, wenn du vorbeischauen und uns abholen könntest. »Kurt hat gerade versucht, mich zu rufen. Ich habe seine Stimme auf dem Commlink gehört, aber nun antwortet er nicht mehr.«
    Er bemühte sich wirklich um Ruhe, doch das konnte er nur, wenn er nicht über seine Lage nachdachte, vergaß, dass er die Tür nicht öffnen konnte, dass die Beleuchtung trüb war und vermutlich trüber werden würde; wenn er ignorierte, dass er vielleicht diesen Raum nicht wieder verlassen konnte und dass Kurt womöglich etwas zugestoßen war. Und dass es ihm vielleicht ebenso ergehen

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