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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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daran konnte sie nichts ändern. Sie hatte einfach keine Zeit, vorsichtiger damit umzugehen. Tor wollte wissen, was vorging, und sie erzählte ihm, sie würden ihn herausholen, sie hätten es eilig und er solle sich festhalten, so gut es eben ginge.
    Das Loch war gerade groß genug. Vielleicht. Nick beendete seine Arbeit und wich aus, als Hutch durch das Loch kam und den Waschraum hinter sich herzerrte, beständig bemüht, ihn in passender Weise auszurichten. Alyx und die Fähre waren direkt vor ihr. Nick tauchte neben ihr auf und versuchte zu helfen, war ihr aber lediglich im Weg. Für einen Moment ließ ihre Konzentration nach, was die Lage kaum hätte verschlimmern können, aber der Waschraum kippte zur Seite und schlug seitlich gegen die Trennwand. Nun stieß auch Tor einen herzhaften Fluch aus. Hutch hielt das Seil gespannt, damit die Kabine nicht in den merkwürdigen Schlamm fallen konnte. Dann griff Nick zu, drehte den Waschraum, richtete ihn aus, bis sie ihn durch das Loch bugsieren konnten.
    Auf halbem Wege blockierte er. »Er könnte auseinander brechen«, warnte Nick.
    Aber sie hatten keine Zeit, sich darum zu kümmern. Sollte es so weit kommen, hätten sie nicht einmal ein Flickingergeschirr zur Hand. Und das verdammte Ding rührte sich nicht. Sie versuchten es gemeinsam, stemmten sich mit den Füßen auf den Rumpf, aber die Kabine saß fest.
    Hutch wollte gerade zu ihrem Laser greifen, als Alyx ihr zuwinkte, sie solle das Seil rüberwerfen. Sie schleuderte es im Westernstil über ihrem Kopf herum und warf es in Alyx’ Richtung. Alyx fing es beim ersten Versuch und band es wie geplant am vorderen Antennensockel fest. Als sie fertig war, kletterte sie zurück in die Fähre.
    »Okay«, sagte sie. »Alles aus dem Weg. Bill, zurücksetzen.«
    Die vorderen Triebwerke zündeten, und die Landefähre bewegte sich rückwärts. Das Seil spannte sich. Und die Fähre stoppte. »Wir sitzen fest«, meldete Bill.
    »Mehr Saft«, verlangte Hutch.
    »Sicher?«
    »Ja, Bill.« Sie hatte Mühe, ihre Stimme ruhig zu halten. »Tu es.«
    Die Triebwerke fingen wieder an zu arbeiten, dieses Mal mit mehr Energie. Hutch kauerte auf dem Rumpf der Wendy und murmelte unhörbar komm schon, komm schon. Der Waschraum wurde zusammengepresst, drohte, auseinander zu brechen, aber schließlich kam er frei.
    Hutch schnappte sich Nick und entfernte sich mit dem Go-Pack von dem schwer angeschlagenen Schiff. Augenblicke später flutete die schwarze Masse aus der Öffnung.
     
    Tor fror entsetzlich. Er schwebte durch die Kiste (in seinen Gedanken bezeichnete er das Ding schon lange nicht mehr als Waschraum) und versuchte, sich am Waschbecken festzuhalten, um nicht ständig irgendwo anzustoßen. Von den Gesprächen der Retter hatte er genug gehört, um vor Schreck aus den Kleidern zu fahren, hätte er denn welche getragen. Er hatte die Beine angezogen und sich eng zusammengerollt, in der Hoffnung, so ein wenig Körperwärme speichern zu können. Als würde all das noch nicht reichen, fiel ihm das Atmen immer schwerer.
    Hutch beruhigte ihn. Sie waren draußen, hatte sie gesagt. Alles käme wieder in Ordnung. Er musste nur die Nerven behalten. Durchhalten. Das schien ihre Lieblingsphrase zu sein: Halte durch.
    Er hatte sogar geantwortet. Klar, Baby oder irgendein ähnlich gelagerter dämlicher Ausdruck vorgespielter Tapferkeit. Meistens aber hielt er den Mund, weil er nicht wollte, dass sie an seiner Stimme merkte, wie verängstigt er war.
    Er wusste, was geschah, hatte sich vorgestellt, wie es aussehen würde, wenn die Kiste hinaus ins Vakuum gezerrt wurde, hatte gefühlt, wie alles vereiste, sich gefragt, ob der Luftdruck im Inneren nicht zu einer Explosion führen musste, die ihn hinaus ins All schleuderte, wo er selbst zu einem Klumpen Eis gefrieren würde, bevor noch irgendjemand irgendetwas tun könnte.
    Der Waschraum wurde von oben gezogen, weshalb er sich immer noch mehr oder weniger in der Nähe des Bodens befand, der aus Hartplastik mit Holzprägung bestand. Seine Lampe brannte noch, und das Licht huschte wütend über die Einrichtung, riss den Duschkopf aus dem Dunkel oder seine Füße oder die Tür, die einmal zu einem Raum voller Artefakte und frisch gereinigter Atemluft geführt hatte.
    »Okay, sieht gut aus. Wir sind unterwegs zur Memphis.«
    Unterwegs zur Memphis. Er versuchte, die Worte in eine Hymne umzuwandeln, einen Song. Und tatsächlich gab es einen derartigen Song, aber er konnte sich nicht an den Text erinnern. Unterwegs,

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