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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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und stieg in dem Schacht auf, während sie gleichzeitig an Tempo verlor. Außerdem stand sie auf dem Kopf, flog mit den Füßen voran und dem Kopf nach unten, und ihre Instinkte versuchten, sie zu übermannen. Ihr Körper wollte seine Lage umkehren.
    Nein.
    In wenigen Augenblicken würde Nick seinen Gipfel erreicht haben und wieder fallen, und sie wollte kollisionsfrei an ihm vorbeikommen.
    »Nick, ich möchte, dass Sie Ihre Augen schließen.«
    »Was? Wo… Sie, Hutch?«
    »Schließen Sie die Augen.«
    »Warum?«
    »Tun Sie es!« Sollte er sie kommen sehen, so würde er versuchen, ihr auszuweichen, und das konnte sie nicht brauchen.
    »Zu«, sagte er.
    »Gut.« Über sich sah sie seine Lampe im Dunkeln. Sie wurde heller.
    Es sah aus, als wäre sie direkt über ihr.
    Sie sah, wie er sich näherte. Wusste, dass es sich um eine Illusion handelte. Wusste, dass sie beide noch immer stiegen. Aber sie bewegte sich schneller als er.
    Machte Boden gut.
    Dann wurde das ferne Licht plötzlich erheblich heller. Er fiel wieder.
    »Ganz ruhig, Nick.«
    Er schien schnell näher zu kommen, aber es war unmöglich, das genau zu erkennen. Dennoch warf sie rasch einen Blick auf die Wände um sie herum, die nun so langsam vorüberzogen, dass sie die Risse und Flecken wieder erkennen konnte. Sie aktivierte ihr Go-Pack, manövrierte sich in eine Ecke, und schon war er vorbeigeflogen.
    Die Wand kam rasend schnell näher. Wieder aktivierte sie den Antrieb, um Abstand zu gewinnen.
    »Nick«, sagte sie. »Sie können die Augen jetzt wieder aufmachen.«
    Bald hatte auch sie den höchsten Punkt erreicht und fiel wieder, immer noch mit dem Kopf nach unten. Im Idealfall hätte sie den Antrieb nutzen können, um die Dinge zu beschleunigen, aber sie erreichte schon jetzt eine beängstigende Geschwindigkeit und brachte nicht die Nerven auf, sich des Go-Packs zu bedienen.
    Die Wände verschwammen wieder.
    Hastig rechnete sie in Gedanken. Etwa 800 Meter von oben bis unten, offensichtlich durchzogen von unzähligen Decks, aufgeteilt in einzelne Sektionen und Räume. Wenn die Decks eine Höhe von, sagen wir fünf Metern hatten, hatte das Ding 160 Stockwerke.
    Wieder drehte sich die Welt, und ein weiteres Mal erfuhr sie das merkwürdige Gefühl der Leichtigkeit. Wieder empfand sie Druck und Erleichterung, eine Empfindung, deren Dauer sie in der Vermutung bestärkte, dass sie den Null-g-Level passiert hatte.
    Aber nun zeigte ihr Kopf nach oben, und schon wurde sie wieder langsamer.
    »Nick.« Sie schaltete das Go-Pack wieder ein, um etwas schneller zu steigen.
    »Helfen Sie mir, Hutch.«
    »Bin unterwegs.« Der arme Kerl wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. »Nick, ich bin hinter Ihnen, und ich komme schnell näher. Ich werde mich vor Sie setzen.«
    »Okay«, rief er mit schriller Stimme.
    »Halten Sie sich an mir fest, wenn ich vorbeikomme. Und lassen Sie nicht los.«
    Sie hielt nach seinem Licht Ausschau. Mal sah sie die Lampe, mal nur den Lichtstrahl, der durch den Schacht wedelte. »George.«
    »Hutch, was zum Teufel ist da los?«
    »Geben Sie mir etwas Licht. Ich muss sehen können, wo Sie sind.«
    Weitere Lampen flammten auf. Oben. Weit oben.
    »Richten Sie die Lampen nicht auf den Schacht.«
    »Hutch…« Tor, in ziemlich aufgewühltem Tonfall.
    »Nicht jetzt.« Sie verringerte den Schub, näherte sich Nick, und ein langer dunkler Korridor tauchte im Licht ihrer Lampe auf, flog vorüber, aber langsam, als würde in einer Simm der Strom abgestellt.
    Über Nick kam Georges Licht viel zu schnell näher. Der Schub, den sie sich verpasst hatte, würde sie geradewegs an die Decke krachen lassen. Als sie Nick näher kam, drehte sie sich um, sodass ihre Füße und die Schubdüsen nach oben zeigten. Sie flog an seinen Beinen vorbei und präsentierte sich von vorn, um ihn von dem Go-Pack fern zu halten. Natürlich war sie nun wieder kopfüber unterwegs.
    Er griff nach ihr, erwischte aber nur das Geschirr. Sein Gesicht war aschfahl, seine Augen rund, die Regenhäute schimmerten wie Murmeln. Dann änderte sich der Winkel des Lichteinfalls, und sie konnte ihn nicht mehr sehen, aber nun hielt er sich an ihr fest. Sehr fest.
    Hutch schob eine Hand in Nicks Geschirr, flüsterte ihm zu, durchzuhalten, und aktivierte den Schub noch einmal. Nur für einen Augenblick, nur ein kurzer Impuls und dann noch einer, gerade genug, um ein bisschen abzubremsen.
    Eine Kakophonie aus Stimmen hallte durch ihre Ohrhörer, aber sie war zu beschäftigt, ihnen zuzuhören. Die

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