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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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funktioniert sie nicht«, sagte sie. »Das Schiff hat nicht mehr genug Energie für das System übrig. Aber vor vierzig Jahren hätte sie gearbeitet. Warum haben sie sie nicht eingesetzt?«
    Methodisch untersuchte sie die Venture und zeichnete sämtliche Ergebnisse auf. Alyx widmete sich der selbst gestellten Aufgabe, alle Bilder und Empfindungen in ihrem Gedächtnis zu speichern, überzeugt, sie würde sie eines Tages auf die ein oder andere Weise einem Publikum vortragen können. Sie hatte sogar schon einen Titel ersonnen: Everything’s Under Control Now.
    »Sollten wir nicht die Leichen bergen?«, fragte sie widerstrebend. »Ehe der Chindi hier auftaucht?«
    Hutch nickte.
     
    Mit drei Flügen der Landefähre brachten sie insgesamt 19 Leichen auf die Memphis und verstauten sie in dem Kühlabteil im Frachtraum. Nick konnte ihnen nicht helfen, aber Alyx saß bei allen drei Flügen schweigsam neben der Pilotin. Auf der Memphis schaltete Bill die künstliche Schwerkraft ab, und sie konnten die in Kunststofffolie gehüllten menschlichen Überreste ohne Probleme hereintragen.
    Hutch schien das alles recht gut zu verkraften, obwohl sich hinterher ein merkwürdiger Ausdruck in ihre Augen geschlichen hatte.
    Sie ging eine Weile hinunter und überließ Alyx und Nick ihren jeweiligen Mahlzeiten. Aber Alyx hatte keinen Appetit und gab sich mit einem Glas Orangensaft zufrieden, während Nick einige Roastbeefsandwiches verdrückte und verkündete, wie froh er sei, dass Passagiere und Mannschaft der Venture doch noch eine angemessene Ruhestätte finden würden.
    »Es ist furchtbar«, sagte er, »wenn Menschen an einem abgelegenen Ort zu Tode kommen und ihre Familien sich fragen müssen, was wohl passiert ist. Der Trost, den eine Beerdigung spendet, ist sehr wichtig, um das Buch des Lebens zu schließen. Das gibt den Hinterbliebenen eine Chance, ihr eigenes Leben weiterzuleben.« Er sah sie an, und sie lächelte. Immerhin war er einer der großen Bestattungsunternehmer ihrer Zeit, wie er gelegentlich zu äußern pflegte. »Selbst jetzt, nach so vielen Jahren, wird es den Familien das Leben leichter machen, wenn wir ihnen die sterblichen Überreste ihrer Toten bringen.« Voller Ernst richtete er erneut den Blick in ihre Richtung. »Wussten Sie, dass jede intelligente Spezies, die wir bisher erforscht haben, ähnliche Beerdigungsrituale für ihre Toten entwickelt hat? Anders als die Religionen oder die Stammesentwicklung scheint die Abschiedszeremonie die einzige universelle soziologische Konstante zu sein.«
    Hutch kehrte mit einem breiten Lächeln und einer Standarddisk in der Hand zurück. »Ich glaube, wir sind so weit«, sagte sie.
    Sie gingen in das Labor, das nun niemand mehr als Missionskontrolle bezeichnete, und Hutch legte die Diskette in ein Lesegerät. Einige Monitore flammten auf, und Alyx beäugte Porträts und biologische Daten auf dem einen, Flugdaten, Passagierlisten, Inventare und Systemstatusberichte auf dem anderen Monitor. Alle waren auf den 6. Mai 2182 datiert.
    Abflug von der Raumstation Liberty (die längst durch das Rad ersetzt worden war) am späten Vormittag nach einem virtuellen Auftritt von Peabody, Nebraska, Volunteers High School Band, einigen Ansprachen und einer Achtungsbezeigung für Senatorin Edith Caswell, »die erste Senatorin auf dem Weg zu den Sternen«. Captain Hollin kommentierte, dass sie bis auf ein Feuerwerk einfach alles hatten.
    Hutch spulte die Zeremonie im Schnelldurchgang ab. Senatorin Caswell (dunkelhaarig, attraktiv, ein begeistertes Funkeln angesichts des bevorstehenden Abenteuers in den Augen) kam an Bord, schüttelte jedem Anwesenden die Hand, und die Venture löste sich von der Raumstation, während die Band eine anrührende Interpretation der Jupiter Symphony zum Besten gab.
    Der Übergang in den Hyperraum fand wenige Stunden später ohne besondere Vorkommnisse statt, und nur ein paar Passagiere berichteten von Magenproblemen. Kameras auf dem Rumpf wurden eingeschaltet, und Passagiere und Mannschaft durften einen ersten Blick auf das Innere des Sacks werfen, auf den interdimensionalen Nebel, durch den das Schiff mit Kurs auf Wolf 359 dahinglitt.
    Sechs Stunden nach dem Sprung, auf halbem Wege zu ihrem Ziel, wurden die Magenprobleme schlimmer, und das Leiden breitete sich aus. Der Captain hielt die Namen der Erkrankten im medizinischen Logbuch fest und vermerkte, dass sie in Behandlung seien.
    Das war der letzte Eintrag.
    »Sehr hilfreich war das nicht«, stellte Nick

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