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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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paar Akkorde. Das Publikum blühte auf. »Was möchtet ihr hören, Leute?«, fragte Beth.
    »Wie wäre es mit ›Randy Andy‹?«, rief eine weibliche Stimme.
    Versuchsweise schlug David die ersten Akkorde an und brachte einen Sturm aus Licht und Klängen hervor, ehe er wieder abbrach. »Zu laut. Mir ist heute mehr nach etwas Düsterem.«
    »›The Macon City Bar‹«, schlug eine Baritonstimme vor.
    Beth lachte. »Das ist ein trauriger Haufen, David«, sagte sie, und das Publikum johlte.
     
… She stood her ground at the Macon City Bar,
Took my heart, and I never been the same,
Never been the same,
Since she stood her ground at the Macon City Bar…
     
    Bald sang und tanzte der ganze Saal. Hutch und Preach ließen sich mitreißen. Preach traf zwar nur selten den Ton, doch das war ihm bewusst. Möglicherweise betonte er diesen Umstand sogar zum Spaß, und er grinste, wann immer sie zu lachen anfing. »Ich bin besser, wenn ich was getrunken habe«, erklärte er. Sie schwelgte in seiner Gegenwart und in seiner Umarmung. Es war viel Zeit vergangen, seit sie das letzte Mal so nahe bei jemandem gewesen war, der imstande war, dieses Knistern hervorzurufen.
    Beth spielte, und die Menge tobte. Sie sangen »Rocky Mountain Lollipop« und »Highballer«, eine lärmende Nummer über die Schwebebahnen. Dann folgten »Deep Down in the Culver City Mine« und »Last Man Out« und »Climbing on the Ark«.
    Inzwischen hockte Beth auf der Bühne, nahm Musikwünsche entgegen und spielte dann und wann ein Stück eigener Wahl. Mitten in der »Peacekeeper Hymn« erblickte sie Preach und winkte ihn zu sich. Preach sah Hutch an, um zu sehen, wie sie auf die Aufforderung reagierte. »Geh nur«, sagte sie mit gespielter Gleichgültigkeit. Vielleicht war Hutch nun nicht mehr die schönste Frau im ganzen Raum.
    Sie gaben »Providence Jack«, der »nur treu war, solange man ihn sehen konnte«. Als sie fertig waren, ließ Beth ihn gehen. Aber als sie den Auftritt mit »Azteca« beendete, starrte sie ihn die ganze Zeit an und ließ keinen Zweifel an ihren Absichten aufkommen.
    Sie nutzten eine Pause des Unterhaltungsprogramms und machten sich auf den Weg. Preach begleitete Hutch zur Taxistation und sah sie unschuldig an, als sie ihre Vermutung kundtat, dass er eine Eroberung gemacht hatte.
    Inzwischen regnete es stark. Sie stemmten sich gegen den Sturm, und Preach machte einen nachdenklichen Eindruck. »Hutch«, sagte er schließlich, »hast du morgen vielleicht zufällig Zeit?«
    »Ich wollte nach Princetown, Preach«, erwiderte sie. »Meine Mutter besuchen.«
    »Oh.«
    »Warum fragst du?«
    »Ich wollte vorschlagen, Essen zu gehen.« Er tat die ganze Sache mit einem Schulterzucken ab. Blöder Gedanke. Ich hätte wissen müssen, dass du keine Zeit hast.
    »Sie erwartet mich, Preach. Immerhin hat sie mich seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Ich kann wirklich nicht absagen.« Und ihre Instinkte hatten keine Einwände. Nur nichts überstürzen. Nicht, wenn sie ein ernsthaftes Interesse an diesem Mann hegte. »Aber ich sage dir was. Ich bin am Freitag zurück. Wie wäre es, wenn wir dann zusammen ausgehen?«
    »Okay«, sagte er. »Ruf mich an, wenn du zurück bist.«
    Das Taxi landete auf dem Dach ihres Hotels. Preach wies es an zu warten und begleitete sie bis zur Tür ihres Zimmers. Sie hatte ein bisschen zu viel getrunken, ebenso wie er. »Danke, Preach«, sagte sie. »Es war ein wunderbarer Abend.«
    »Für mich auch.« Er beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, öffnete die Lippen und ließ sie gerade lange genug verweilen, um das Feuer ein wenig anzufachen. Der Mann weiß, was er tut. Dann jedoch nahm er ihr die Entscheidung ab, indem er sich von ihr löste. »Du bist einzigartig, Hutch«, stellte er fest, und schon machte er kehrt und ging davon.
    Sie sah zu, wie er im Lift verschwand, und kämpfte gegen das Gefühl an, sich wie ein Idiot verhalten zu haben. Leise schloss sie die Tür und ging zum Fenster. Augenblicke später sah sie ein Taxi, dass sich in den Nachthimmel erhob und in einem weiten Bogen die ungefähre Richtung zum Crystal Tower einschlug.

 
Kapitel 3
     
     
Im Zuge der Geschichte ist Dekadenz in ein schlechtes Licht geraten. Die Wahrheit aber lautet, dass man in keiner Epoche besser leben kann als in einer dekadenten. Das Essen ist gut, der Alkohol fließt in Strömen, die Frauen sind gewöhnlich willig, und jemand anderes ficht die Kriege aus. Und stets ist es die nachfolgende Generation, die die

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