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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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imstande gewesen wäre, mit ihr zu sprechen. Er hätte nur wie ein Idiot dagestanden und gestammelt, was für eine Überraschung es doch wäre, ihr so zufällig zu begegnen.
    Ein lächerliches Benehmen für einen erwachsenen Mann. Erwachsen wäre gewesen, sie aufzusuchen und mit ihr zu reden, ihr eine Chance zu geben, ihre Meinung zu ändern. Schließlich taten Frauen das ständig. Außerdem hatte er Erfolg, seine Arbeiten verkauften sich, und das musste doch zu irgendwas gut sein.
    Einmal hatte er sie in einem Restaurant in Georgetown gesehen, hatte auf der anderen Seite des Raums gesessen, und seine Begleiterin hatte ihn gefragt, ob mit ihm alles in Ordnung sei. Hutch hatte ihn nicht einmal wahrgenommen. Oder zumindest so getan. Als es vorbei war, als sie und der Mann in ihrer Begleitung – schlampig und blöde, wie er dachte – aufgestanden und gegangen waren, hatte er schäumend auf seinem Stuhl geklebt und war kaum imstande gewesen zu atmen.
    Am Ende hatte er sie doch nie angerufen, hatte ihr nie eine Nachricht zukommen lassen, hatte nie irgendwie von sich hören lassen. Er wollte sich nicht zu einem Ärgernis entwickeln, und er hatte sich überlegt, dass er sie nur zurückgewinnen konnte, wenn er seine Würde bewahrte. Anderenfalls…
    Seine Karriere war allmählich in Schwung gekommen, seit er sich mit außerweltlicher Kunst befasste. Anfangs hatte er sich schlicht in einer Holokabine verkrochen und ein Panorama von Charon oder eine Jacht im Mondschein über einer Wasserwelt als Vorlage gewählt.
    Manche dieser Werke verkauften sich. Nicht teuer, aber sie brachten Geld. Genug, um ihn davon zu überzeugen, dass er Kunstwerke von einem ausreichend hohen Niveau anfertigen konnte, für die Leute Geld zahlen und die sie an ihre Wände hängen würden.
    »Kirbys Werk offenbart Talent«, hatte einer der Kritiker getönt, »aber es fehlt ihm an Tiefe. Es fehlt an Gefühl. Große Kunst überwältigt, absorbiert den Betrachter, nimmt ihn auf in das Bild, lässt ihn den Tanz der Welten spüren. So gut Kirby auch sein mag, man kann den leuchtenden Himmel niemals rotieren fühlen.«
    Was immer das heißen sollte. Aber es war wahr: Kirby musste hinaus zu den Planetensystemen, die er malte. Um die Ringe des Gasriesen auf Leinwand zu bannen, musste er ihnen nahe sein, musste sie über sich sehen, sich gestatten, in ihrer Majestät zu schwelgen. Und so suchte er nach Möglichkeiten, seine Motive zu besuchen. Die Kosten waren grausam, aber die Mühe zahlte sich aus.
    Der Aufstieg zur Spitze blieb ihm natürlich dennoch verwehrt. Den würde er frühestens 30 Jahre nach seinem Tod vollziehen können. Aber seine Arbeiten wurden in Spitzengalerien ausgestellt und erzielten beachtliche Preise am Markt. Zum ersten Mal in seinem Leben verzeichnete er einen ernsthaften beruflichen Erfolg. Und mit ihm kam das Geld.
    Inzwischen hatte er die Hoffnung aufgegeben, Hutch je zurückzugewinnen. Tatsächlich empfand er als die bittere Seite des Erfolgs, denn durch die Namensänderung konnte sie niemals erfahren, dass er selbst Tor Kirby war.
    Und ihm fiel kein gangbarer Weg ein, die Situation aufzuklären. Bis er einen Artikel über George Hockelmann, die Gesellschaft Kontaktsuchender und deren beachtliches Spendenaufkommen zugunsten der Akademie gelesen hatte. Der Akademie, für die Hutch arbeitete.
    Tor hatte nie allzu viel Interesse für die Welt um ihn herum aufgebracht. Über den fragwürdigen Ruf, den die Gesellschaft Kontaktsuchender in den einschlägigen Kreisen genoss, wusste er nichts. Aber er wusste, dass die Namen der wichtigsten Mitglieder dieser Gesellschaft regelmäßig im Datenstrom der Akademie auftauchten, frei zugänglich für jeden, der geneigt war, einen Blick darauf zu werfen.
    Das war seine Chance. Er spendete ein Bild vom Tempel der Winde, einer unterseeischen Ausgrabungsstätte auf Quraqua. Dies war sein bis dato bestes Werk. Der Tempel wurde von Sonnenlicht angeschienen, das durch das Meer gefiltert wurde. Ein Tauchboot sank langsam zu ihm herab – es war offensichtlich, dass sich das Fahrzeug in die Tiefe bewegte –, begleitet von zwei Kimbos, langen, flachen keilförmigen Fischen, die auf Quraqua heimisch waren, und einer Kreatur, die an einen Tintenfisch erinnerte. Das Gemälde wurde versteigert und brachte so viel Geld ein, dass Tor die Schenkung schon wieder bedauerte. Sein Bild und sein Name – beide Namen – schafften es in die Nachrichtenkanäle der Akademie. Aber schon bei der Betrachtung dieser Berichte

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