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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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beobachtete. »Sind Sie in Ordnung?«, fragte er schließlich.
    Nicht so ganz. Sie fühlte sich furchtbar, und das Flickingerfeld bildete vor ihrem Gesicht eine harte Schale, die sie zwar ungehindert atmen ließ, sie aber hinderte, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
    »Entfernung dreißig Meter«, meldete Bill.
    Nahe genug, es an Bord zu holen. »Position halten.«
    Sie breiteten eine Decke aus. Hutch sah das Bein an, sah Nick an und fragte sich, wie sie das durchstehen sollte. Preach war fort. Sie waren alle fort, und sie musste irgendwie damit fertig werden. Musste ihren Job machen. Zum Weinen hatte sie später Zeit.
    Sie legte ein Go-Pack an.
    »Wo sollen wir es lagern?«, fragte Nick.
    »Kühlraum«, sagte sie. »Da hinten.« Sie deutete auf den Laderaum, in dem sich auch ihre Landefähre befand.
    Er setzte an, etwas zu sagen, doch kein Ton kam über seine Lippen.
    »Was?«, fragte sie.
    »Wir lagern dort doch keine Lebensmittel?«
    »Wir werden alles rausholen. Dafür ist auch noch woanders Platz.« Sie trat in die Luftschleuse. »Bin in einer Minute zurück.«
    »Viel Glück.« Seinem Ton nach zu urteilen, hielt er das Unterfangen für ziemlich gefährlich.
    Hutch verließ das Schiff und schob sich auf das Bein zu, korrigierte durch einen kurzen Feuerstoß der Jets ihren Kurs.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte Nick.
    Unter ihr schimmerte Safe Harbor, eingehüllt in weiße Wolken und ausgedehnte blaue Meere. Ohne technische Hilfsmittel war von der Zerstörung auf der Oberfläche nichts zu erkennen. »Eine weitere Erde«, sagte sie zu Nick.
    »Hutch, ich habe die Landefähre der Condor lokalisiert. Sie ist intakt, aber es gibt keine Energiesignatur.«
    »Okay.« So viel dazu.
    »Sie ist versengt. Verbrannt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dort drin überlebt haben kann.«
    »Ich verstehe.« Sie verdrängte die Information. Weigerte sich, darüber nachzudenken.
    Das Bein drehte sich langsam. Gemächlich wechselten oben und unten die Plätze. Hutch feuerte die Jets erneut, streckte dann widerstrebend die Arme aus und ergriff es mit beiden Händen. Dann drehte sie sich um, sodass das Go-Pack in die entgegengesetzte Richtung deutete, ehe sie es erneut zündete und zurück zur Luftschleuse schwebte.
    Das Bein fühlte sich an wie ein Klumpen Eis.
    Die Memphis sah warm und sicher aus, wie ein Haus im Wald in einer Mittwinternacht. Licht drang aus den Sichtluken, und sie sah Alyx, die sich hinter einer der Luken bewegte.
    »Hutch«, meldete sich Bill erneut. »Weitere Körperteile voraus.«
    »Verstanden.« Sie starrte Nick an, der immer noch in der offenen Luke verharrte. Rede mit mir, Nick. Tu, was du dein ganzes Leben lang getan hast. Sag mir, das alles okay ist.
    Aber Nick verriet ihr lediglich, dass sie ein wenig zu schnell näher kam. Dass sie ihren Kurs nach links korrigieren müsse. Sie sah ihm in die Augen und erkannte, dass er ebenso erschüttert war wie sie selbst. Aber er hatte seine Stimme unter Kontrolle und griff nach dem Bein, als sie wieder ins Innere des Schiffs trieb, und sie gab es ihm nur zu gern.
    »Bill, hältst du immer noch nach beweglichen Objekten in der Umgebung Ausschau?« Sie wusste, dass er das tat, dennoch tat es ihr gut, sich zu vergewissern.
    »Ich beobachte die Umgebung. Dort ist nichts.«
    Sie verließen die Luftschleuse auf der anderen Seite und machten sich auf den Weg zum Lagerraum. »Glauben Sie, sie wurden angegriffen?«, fragte Nick.
    »Ich wüsste nicht, wo die Angreifer hergekommen sein sollten«, entgegnete sie.
    »Und Bill hat gesagt, die Explosion hätte innerhalb des Schiffs stattgefunden.«
    »Das ist nur eine Beurteilung, keine unumstößliche Tatsache.« Sie schleppten die Nahrungsmittel aus dem Kühlfach und verstauten sie im Nebenfach. Dann schob Hutch das Bein hinein und war froh, als sie die Luke wieder schließen konnte.
     
    Es war ein einziger Albtraum. Sie durchquerten das Gebiet und bargen Körperteile. Nur eine Leiche war noch einigermaßen vollständig, und die gehörte Harry Brubaker. Und sogar er war nur noch anhand seiner Abzeichen zu identifizieren. George erzählte, dass er nur zögernd zugestimmt hatte, mitzufliegen, weil er seine Familie nicht so lange hatte allein lassen wollen.
    Auch zwei andere Angehörige der Mission konnten sie identifizieren. Einer war der Bischof, der andere Tom Isako.
    Von Preach fand Hutch nicht die kleinste Spur.
    Als es endlich vorbei war, ging sie unter die Dusche und schrubbte sich den Leib ab, als

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