Cholerabrunnen
sehen. Verdammt noch eines! Er flucht noch einmal vor sich hin, dann nickt er Frenzel zu.
„Sieh zu, dass es niemand erfährt. Klar?“
Der nickt zurück und freut sich schon im Geheimen. Er… sollte zufrieden sein. Er kennt einen Händler, der setzt die Barren sicher gut ab und er bekommt dann einen ordentlichen Gewinn.
„Also, morgen treffen wir uns. Drüben am Großen Garten, ja? Torwirtschaft. Dann gehen wir spazieren und danach sehen wir uns eine Weile nicht!“
Ja doch! Der Alte nervt ihn. Er ist Politiker, wird sich nie an Vorgaben und Absprachen halten, sondern eher versuchen, eigene Vorgaben zu machen. So, wie er eben diesen Kerl dazu brachte, seine eigenen Vorsätze zu negieren, ihm nun doch eine Zusage zu machen.
„Gut. Braucht Ihr mich hier heute noch?“
Mauersberger schüttelt den Kopf.
„Ich bespreche nur noch etwas wegen Weinert mit ihnen. Das ist für Dich eigentlich uninteressant.“
„Wo geht er hin?“
Schnittge schaut verdutzt dem Bekannten nach, der sich in Richtung Oper davon macht und sicher schnurstracks in den Landtag verschwindet. Angeblich wäre da schon wieder ein wichtiges Mittagessen mit irgendwelchen Sympathisanten. Wer es glaubt! Drücken will er sich, keine Zusatzaufgaben übernehmen.
„Er wird zum Problem.“
Schnittge grinst.
„Das merkst Du erst jetzt?“
Mauersberger schaut ihn an und dann zum bleichen Bauer hinüber.
„Ja, ich merke es jetzt. Denn er will… sich auszahlen lassen. Und wenn Ihr mich fragt, macht der vielleicht sogar hinten herum mit Weinert Geschäfte. Zum Glück kommen die zusammen auch nicht weiter und sie wissen nicht, was… na ja, also, wie sieht es aus, wer will das übernehmen?“
Bauer steht nur noch bleich an den Brunnenrand gelehnt. Schnittge schaut zu Boden, dann in die Umgebung. Ja, Drückeberger! Er kann es nicht tun. Ihn wird er im Auge behalten. Klar. Wenn er Frenzel die Barren übergibt, schaut der ihn an und hält vielleicht selbst eine Überraschung bereit? Wer kann es schon sagen? Also muss ein anderer an der Stelle warten, wo er die Übergabe stattfinden lassen will. In der Nähe des großen Stammes. Er lachte einen Moment, als er es sich vorhin überlegte. Schon, als er Kind war, lag da einer, auf dem man herumklettern konnte. Na ja, nicht ganz an dieser Stelle. Paar Meter nur weiter Richtung Zoo. Nun aber ist da wieder einer. Man kommt einfach hin. Entweder man umgeht die Trainingsplätze des örtlichen Fußballvereins oder man kommt am Mosaikbrunnen durch den Busch. Wieder ein Brunnen. Vielleicht ein Ohmen? Er grinst und schaut auf Bauer.
„Wie sieht es aus? Ich habe echt keine Lust, ihn damit davonkommen zu lassen!“
Ja, denkt sich Schnittge. Und dabei wollten wir nicht töten. Der Bauarbeiter von Weinerts Gnaden war ein Zufall. Doch alle anderen Aktionen… na ja, selbst, als schon feststand, dass man sich von diesem Renzel trennen müsse, also ihn… Ist die Namensgleichheit Zufall oder haben das die bald Toten so an sich? Wie hieß eigentlich der Kerl unter dem Steinbogen? Dessen Namen bekamen sie nie mit, obwohl man Mauersberger damals befragte. Der hat gute Verbindungen… Zumindest, wenn es darum geht, sich aus einer Affaire zu ziehen. Ob ohne Kratzer…? Sie werden es sehen.
„Also, ich schieße nicht. Wenn man mich untersucht, dann…“
Mauersberger starrt Schnittge an.
„Wer sagt denn, dass wir ihn erschießen?“
Der Tag ist sonnig. Bald wird es zur Weihe der Kirche kommen. Der Platz ist jetzt jeden Tag voller Menschen und das wird sicher nicht viel anders, wenn man die Kirche besuchen darf, sich dort anzustellen hat, das Haus beweisen muss, dass es solch einem Menschenandrang auch gewachsen ist.
Frenzel ist endlich einmal wieder guter Dinge. Der Tag wird schön, er kann bald seine Schulden bezahlen und sich vielleicht gar eine Crew zusammenstellen, um seine eigene politische Karriere voranzubringen. Dazu nützen ihm die Barren auf jeden Fall. Und schaffte er es einmal, Mauersberger Angst einzujagen, bekommt er von ihm vielleicht auch noch mehr? Niemand weiß schließlich genau, wie viele Barren im Tresor lagen. Wenn er sich mit Weinert weiter abstimmt, kann er vielleicht gar Bauer auf dessen Seite ziehen. Dann muss Mauersberger sogar endlich diese Schiene bedienen und…
Er grinst. Das wären noch einmal sehr gute Einnahmen. Er kann schon jetzt zufrieden sein.
Er stellt seinen Wagen am Hygienemuseum ab. Durch den Park dampft noch die Parkeisenbahn, die man damals erstmals hier
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