Cholerabrunnen
die er sich auf einem Trödelmarkt an der Elbe kaufte. Vor Monaten stand hier alles unter Wasser. Nun tobt da wieder das Leben. Alles geht weiter.
Er kann in diesen Schuhen sehr gut laufen. Zufrieden stapft er durch das Unterholz und bemerkt, kaum ein Knacken zu verursachen. Na, dann ist nichts in Gefahr! Er grinst noch einmal und orientiert sich. Der Mosaikbrunnen liegt hinter ihm, da vorn ist schon die Wiese und da steht auch die Bank, von der Mauersberger sprach. Ob er gleich dort…? Nein, dann müsste er ungesehen über den Weg und derzeit laufen einige hier herum. Er wäre… erkannt. Vielleicht nicht vom Angesicht her, aber doch als ein Täter.
Warten. Die sitzen dort und unterhalten sich.
Dann endlich steht Mauersberger auf. Er trägt immer noch die schwere Tasche, wuchtet sie eben wieder auf seine Schulter.
„Nein, mein Freund, die Tasche kann ich Dir nicht auch noch geben. Daran hänge ich. Du bekommst nur, was Dir zusteht!“
Mystische Worte, die er eben hört. Dann schleicht er weiter, versucht, nicht einmal die Äste um ihn herum zu berühren. Es gelingt ihm kaum. Natürlich nicht. Wie denn… ist alles dicht. Zum Glück noch voller Blätter. Er wäre weithin sichtbar in seiner komischen Kluft. So verschluckt ihn das ähnlich wirkende Blattwerk vollständig und knackt es doch einmal um ihn herum, könnte das ja ein Vogel, ein Eichhorn oder auch ein Hase gewesen sein.
Er schleicht weiter, ist laufend auf deren Höhe. Mauersberger scheint ihn bemerkt zu haben, lässt es sich aber kaum anmerken. Er bleibt stehen, dreht sich zum Busch und spricht auf Frenzel ein.
„Es ist keine Lösung. Nein, ganz sicher nicht. Wir müssen zusammenarbeiten und nicht mit diesem Dicken, verstanden? Der macht nur Ärger und verfolgt Ziele, die uns auch nicht recht sein können. Das musst Du einsehen!“
Warum will er ihn überzeugen? Überlegt er es sich anders? Zu spät… er wird ihn töten. Na ja, er versprach es. Egal, was heute geschieht, er würde es tun. So waren seine Worte gestern, als er noch einmal zurückrief. Mauersberger legte sofort auf. Der glaubt doch wirklich, irgendwer macht sich die Arbeit und hört alle Telefonate nach bestimmten Worten ab, aber er glaubt nicht an solchen Quatsch… er sagte darum, was er dachte und nun steht er hier und wird es tun.
„Ja, mag sein, Rolf. Aber… Weinert hat den Tresor und er erfährt sicher, dass er ihn ohne Sorgen aufschweißen kann.“
Er springt nach vorn, fasst Frenzel um den Hals, sticht zu. Nicht einmal ein Röcheln ist zu hören. Der versteifte sich auch nicht, wie er es eigentlich erwartete. Er zieht das Stilett wieder heraus, klappt es zusammen und steckt es ein, während er im Buschwerk verschwindet. Dann schaut er nur einmal zurück.
Mauersberger griff zu und hielt Frenzel noch, scheint ihn nun zum Gehen zu bewegen, zurück zu jener Bank, auf der sie vor Minuten saßen. Dabei stützt er ihn schwer und setzt ihn dann ab, steckt ihm irgendetwas in die Hand, ehe er selbst wieder aufsteht und sich verabschiedet…
Verabschiedet? Er fragt sich, warum? Stach er nicht gut zu? Er traf genau die Stelle, wo es gut sitzt. Innere Blutungen, keine zu großen, aber ausreichende Schmerzen, die das Sprachzentrum abdrücken. Warum? Er hat keine Ahnung, holte sich die Information aus einer Datei, die im Internet lag. Auch darüber wollte Mauersberger meckern… Man könne erkennen, wer so etwas herunterlädt. Er lud nicht, er sah nur an und wusste Bescheid. Geräuschlos, einfach tot. Dazu braucht man keine jahrelange Ausbildung, sondern nur ein paar Zeilen. Und doch verabschiedete sich der Alte vom… Toten?
Zurück? Nein, nein, weg… nur weg. Ging es schief, dann darf er nicht gefunden und erkannt werden. Mauersberger kann sogar dem Verletzten glaubhaft versichern, dass er es nicht war. Der wird es nicht glauben wollen, ihn verdächtigen, sie alle in diesem Zusammenhang sehen… Nein, egal!
Er läuft. Die Äste schlagen ihm ins Gesicht. An jedem Weg, den er zu überqueren hat, bleibt er stehen, schaut sich um.
Niemand da. Nur einmal rennt gerade ein Junge vor ihm entlang und schaut ihn einen Moment lang an. Kann der ihm gefährlich werden? Wohl kaum. Er läuft und beginnt, zu stolpern. Dann erreicht er die Hauptallee, muss noch hinüber und bis fast an die Herkulesallee, um dann vor zur Karcherallee, der Hauptstraße östlich des Großen Gartens, zu kommen, dort langsam die Herkulesstraße entlang zu gehen und da, wo bis vor einigen Jahren noch Waffen
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