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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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noch die üblichen Dienstleistungen im Preis angepasst werden müssen, weil Werbung mehr und mehr zur Massenware und längst nicht mehr zum kostendeckenden Bestandteil einer Produktion wurde. Das ist vielleicht noch zu verschmerzen. Er zuckt mit seinen Schultern… Oder eben auch nicht.
    Da kommt Frenzel. Er trägt eine Mappe unter dem Arm. Ob er sich wieder nur wichtig machen will? Vielleicht. In letzter Zeit ruft er ständig an und bekniet Mauersberger, noch ein paar der Barren zu verkaufen. Ob es ihm wohl… finanziell nicht zu gut geht? Immerhin konnte er nun zum Sprecher des Innenministers aufsteigen und macht seine Karriere. Andere in ähnlichen Positionen der letzten Jahre und verschiedener Bundesländer sitzen nun im Kabinett, das alle paar Tage im Bundeskanzleramt tagt. Wäre Frenzel regierungstauglich? Eher nicht. Mauersberger grinst vor sich hin und schaut ihn dann recht belustigt an. Das liegt nicht an der Mappe, sondern an den wirr auf dessen Kopf herumhängenden Haaren, die er sich endlich einmal wieder schneiden lassen sollte.
     
    „Spät!“
    Frenzel zuckt mit den Schultern.
    „Sachsensumpf. Was meint Ihr, wie wir zu tun haben! Die Landesbank ist futsch… fast. Und einige drohen nun auch noch, alles an die Öffentlichkeit zu geben. Das kann vielleicht heiter werden!“
    Niemand lacht. Alle wissen schon seit geraumer Zeit, dass es im engsten Kreise des Ministerpräsidenten bröckelt. Was genau los ist, vermag noch niemand in Worte zu fassen. Nur, dass es schon Untersuchungen geben soll, die Presse die Telefone im Landtag und in den Ministerien nicht stillstehen lässt und alle Zeichen auf Sturm stehen. Fragt sich eben nur, ob es ein laues Lüftchen wird, was da zu blasen begann, oder eben ein Tornado, der eine wüste Schneise durch Stadt und Land zieht, die mehr Schaden anrichten kann, als… nun ja, als eben eine Flut, die sie vor ein paar Jahren als die Schwerste des Jahrhunderts bezeichneten. Nun sind die alten Schäden schon fast verschwunden, die Angst aber bleibt. Und die Kassen werden immer klammer. Der Fiskus versucht schon, gegen jeden kleinen Unternehmer, gar gegen Privatleute vorzugehen, die bewusst oder unbewusst einige Kreuze und Zahlen in ihren jährlichen Erklärungen falsch setzten und schrieben. Das wird diese Situation sicher nicht zum Frieden führen… na ja, denkt Mauersberger. Dafür haben sie noch einiges zu klären. Gerade in Bezug auf Weinert und dessen Versuche, den Tresor zu öffnen, ohne dass die darin enthaltenen Brandsätze hochgehen. Dabei… wissen nur Bauer und er, dass es solche gar nicht gibt. Gut, wenn die Herstellerfirma keinerlei Informationen herausgibt und auch das immer mächtiger werdende Internet nichts zu diesen alten Modellen zu vermelden hat, als dass es hin und wieder ein Bild von einem besonders schönen Exemplar gibt. Auf sie wartet viel Arbeit. Ob sie die stemmen können?
     
    „Ich kann davon nichts verkaufen. Das musst Du einsehen. Das Finanzamt sitzt mir schon im Nacken, weil andere Geschäfte… na ja, die Druckerei lief nicht immer gut und da musste ich auch verschiedene Kredite aufnehmen. Die kamen zum Teil aus dem Ausland und da weiß man ja, wie es läuft… Kannst Du nicht zurückzahlen…“
    Mauersberger macht eine Geste mit der geraden Handkante entlang seines Halses. Frenzel grinst nur einen Moment und wird gleich wieder ernst.
    „Du sollst auch nicht alle auf einmal verkaufen. Gib mir einfach meinen Anteil und gut, ja?“
    Nun lacht der ehemalige Druckereibesitzer.
    „Wie stellst Du Dir das vor? Ich kann nicht. Und es wäre eine Entscheidung, die wir alle treffen müssten. Was geschieht denn, wenn Du auffliegst? Reißt Du uns mit oder schweigst Du? Was ist, wenn man mich ertappt und alles gefunden wird? Dann werden die anderen sich wundern, woher Du das Geld hattest und warum sie nichts bekamen. Nein, das geht nicht. Alle oder gar keiner. Und Schnittge und Bauer sind dagegen. Gerade Bauer… Du weißt, wer sein Großvater war!“
    Frenzel zieht die Augen hoch.
    „Na und? Was geht mich denn bitte dessen Opa an? Ich brauche Geld, und auch wenn dem Kerl das Wasser nicht viel tiefer vom Hals steht… ich brauche es, sonst fliegen ganz andere Sachen auf, klar?“
    Mauersberger denkt an die Geschichte mit Heber. Schnittge machte nie solch ein Aufsehens. Das wäre seiner einfach nicht würdig. Der hier aber… er hätte es ahnen können, ja müssen, dass der Kerl zum Problem wird. Zu einem großen auch noch. Und er wollte es damals nicht

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