Cholerabrunnen
wäre vielleicht ein Geschrei! Nein, besser so… der Wachmann rief die Polizei und den Krankenwagen und nun haben sie ihn zumindest drinnen, können ermitteln.
Mauersberger mag es nicht, wenn ihm seine Tagesplanungen durcheinandergebracht werden. Erst gestern musste er umdisponieren. Das war schließlich klar, bedingt eben durch Frenzel, der ihm auf den Senkel ging und der wirklich bis zum Schluss nichts einsehen wollte. Ein Einfaches wäre es ihm doch gewesen, die Strecke anders zu legen, wäre da auch nur ein Hauch Vernunft in ihm. Bauer hätte zwar getobt, aber wer tötet schon gern? Er wäre jetzt ebenso zufrieden und Frenzel hätte nicht einmal etwas davon bemerken müssen. Ob er sein Ende ahnte? Der lief in seinen Tod hinein, klammerte sich auch noch an seinen Peiniger, also Mauersberger, und schaute ihn freundlich an, ehe seine Augen brachen. Vielleicht? Er braucht sich keine Gedanken darüber zu machen. Über Bauer schon. Was tat der Trottel nur, dass der Behringer eben wegen Frenzel zu ihm kommen will? Er kann ihn nicht fragen. Der Kerl steht schon vor der Tür und er muss ihm öffnen, kann jetzt nicht telefonieren. Zumal der ja nicht blöd ist, sicher genau so etwas erwartet und seine Leitungen abhören lässt. Ob nun vom Handy oder vom Festnetz… nun denn, dann auf ins Spiel. Er hofft noch, es ist nur ein solches.
„Hallo Kommissar!“
Der schaut ihn an, zeigt auf seine Schultern, wo natürlich keine Schulterstücke etwas verraten. Er kommt ja in Zivil. Doch Mauersberger verbessert sich und setzt noch das ‚Ober’ vor den Kommissar und Behringer grinst einen Moment, geht dann an ihm vorbei. Er wird begleitet von einem schlaksigen jungen Mann mit viel zu kurzen Haaren. Vielleicht eine Art Assistent?
„Darf ich Ihnen etwas anbieten? Saft, Kaffee, Wasser?“
Behringer winkt ab, der Assistent tut das Gleiche. Mauersberger zuckt mit den Schultern und weist ins Wohnzimmer. Dort sitzen sie sich dann gegenüber auf dem Sofa.
„Hmm… gut. Was führt Sie zu mir?“
Behringer schaute sich nur mit einem Rundblick um. Nichts sieht nach Hektik oder gar Aufbruch aus. Man scheint sich sicher zu sein oder aber ist unschuldig. Das wäre zu einfach.
„Ihr langjähriger… Partner… ist tot. Herr Frenzel. Den kennen Sie ja? Oder täusche ich mich?“
Mauersberger übte schon am Spiegel, wie man sich in solch einem Falle verhalten kann. Er verzichtet auf alles Getue und schaut den Polizisten fest in die Augen.
„Das musste ja einmal so kommen. Na ja, schade. Zu gut kannten wir uns zwar nicht, aber… ich traure nicht um ihn.“
Behringer wundert sich über solche Offenheit.
„Er war… Ihnen bekannt und Sie sind nicht geschockt? Wie habe ich denn das zu verstehen?“
Mauersberger holt sich einen Scotch. Natürlich bietet er den Polizisten keinen an. Vielleicht würden sie einen vertragen. Es geht ihn nichts an. Er hat sich um seine Dinge zu scheren.
„Ja, er war Politiker… ich habe keine Ahnung, ob nun ein guter oder nicht. Er stieg ziemlich schnell auf und ich weiß aus einigen Büchern, dass es diese Leute meist gerade faustdick hinter den Ohren haben, verstehen Sie? Tja, und darum war es mir schon klar… na ja, man hört und liest ja eine Menge in der Presse, was nun vom Sachsensumpf und so weiter ablenken soll. Jedoch der ist uns allen noch gegenwärtig, den kann keiner so einfach wegreden. Verstehen Sie? Und Frenzel… ist von Anfang an dabei. Erst nur klein im Wahlkreis, dann schon im Landtag und schließlich bis zum Sprecher des Ministers aufgestiegen. Na ja, das ist nicht einfach und das verschließt sicher den Blick für die Realität. Der lebte doch nur noch in seiner eigenen Welt… Die wird ihn nicht mehr gebraucht haben. Irgendwem war er sicher im Wege… und nun ist er tot.“
Behringers Assistent Dengler, der schon einen Versetzungsantrag stellte, der bisher noch nicht beantwortet wurde, macht sich eifrig Notizen. Er weiß, dass es am Ende auf Behringers Worte und Zuspruch ankommt, wenn er weiterkommen will. Also will er ihn nicht verärgern, aber auch nicht nervig wirken.
Der Oberkommissar kratzt sich am Kopf.
„Er stand jemandem im Wege… nun, wie sieht es aus, Herr Mauersberger, Ihnen auch?“
Der zuckt einen Moment zusammen. Doch das ist verständlich, daran kann man nichts Verdächtiges finden. Der Mann wurde eben mit einem Verdacht konfrontiert und da darf man schon zucken. So… oder eben so.
„Ich kannte ihn. Wir machten einiges. Unser Freund Heber nahm uns
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