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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Geldnot… der rannte doch zu jedem. Und dabei war er sicher nicht schlecht bestallt. Vielleicht eine Spielsucht? Vorabschäden von der bevorstehenden Landesbankpleite konnte er nicht davongetragen haben. Die Privatleute sollten alle entschädigt werden. So hieß es zumindest in den internen Papieren. Ach was, der machte sich sicher anderswo Feinde und spielte, trank dazu wie ein Loch… das kostet. Die Mädels… na ja, der stand ja auf Jungfrauen… echte natürlich. Das kostet auch. Die Tschechen und die Russen sind nicht mehr so zimperlich, wenn es um gute Euros geht. Die haben bemerkt, dass man damit viel anfangen kann… und mit Ware, die einige Pädophile haben wollen, auch. Vielleicht gut, dass der Kerl das Zeitliche segnete. Und wie? Na ja, das wird er noch erfahren, wenn es die Polizei erfährt. Oder er äußert ein wenig Verdacht… und dann hat er die alle los?
    Er lehnt sich zurück. Nein, das lohnt sich nicht. Er hat andere Sorgen.
    Unzufrieden blättert er in dem alten Aktenordner. Die Mechanik drinnen ist verrostet, wird wohl bald brechen. Die Papiere kann man nur mit vorsichtigster Sorgfalt anfassen und wenden. Zum Glück klebt nichts aneinander. Was da jedoch steht, führt zumindest einige Theorien der Dresdner ad absurdum… und würde seine eigene bestätigen. Nur… kann er diesen Zetteln trauen? Die lagen lange auf einem Dachboden und er erwarb sie für ein hübsches Sümmchen. Nein, arm wurde er darum nun nicht, aber er muss aufpassen, wie er jetzt in der Öffentlichkeit damit umgeht. Ohne die versprochenen Filme ist all das nicht viel wert. Sind es doch nur Aufzeichnungen, die man negieren kann, weil man den Quellen nicht traut… ihm… und den Schreibern bei der Stadtkommandantur unter Mutschmann.
    Er schluckt. Diese Seite las er noch nicht. Wenn das aber stimmt…
    Er rafft alles zusammen und wirft den Mantel über. Perfekt… bald ist Weihe. Bis dahin vergehen Stunden und… er hat Erfolg. Vielleicht.
     
    „Weinert, Weinert, Weinert… wieder neue Papiere. Und ich soll nicht aus der Haut fahren? Wie, frage ich Sie, stellen Sie sich das denn vor? Ich kann doch nicht…“
    Engelhardt schluckt und schaut auf die Bögen. Sein Gast blickt hinter ihn, stur an die Wand, an der Unmengen von Fotos an einer großen Pinnwand aus Kork hängen. Darunter auch die, die man seit einigen Jahren aus seinem eigenen Fundus am Fürstenzug kaufen kann. Die Rechte sind fort, er erwarb sie neu und fertigte Unmengen von Postkarten, die gut weggehen. Ein Satz für fünf Euro, ein einzelnes Bild für einen. Engelhardt weiß vielleicht, dass er der Hersteller und Händler ist, der Kerl, der sie verkauft, lediglich für ihn arbeitet? Das ist egal. Er hat das alles in der Hand und fährt gut damit. Und der da hängt sich seine Beweise an die Wand und negiert sie gleichzeitig.
    „Haben Sie sich schon ein einziges Mal die Mühe gemacht, Engelhardt, die Körper allein auf diesen Fotos zu zählen?“
    Der fährt auf, hält die Lupe noch in der Hand, mit der er versucht, seine beginnende Sehschwäche zu übergehen und doch den schlecht erhaltenen Text in Weinerts Dokumenten zu entziffern.
    „Wie?“
    Weinert lacht.
    „Ach ja, klar… natürlich. Ja, das hatten wir auch mal auf dem Sender. Natürlich. Und dann kam mir ein, dass die auch umgeschichtet worden sein können. Denn…“
    Er dreht sich um, schaut auf die Fotos, nimmt drei davon ab.
    „Hier… hier sehen wir die Feuerstellen. Roste, große Roste… das ist einfach nur makaber, erfüllte damals aber seinen Zweck ganz gut. Na ja, eben so, wie man es erwartete. Es waren Tote und die Seuchen machen vor niemandem Halt, wenn man nichts unternimmt, verstehen Sie?“
    Weinert nickt. Wenn nicht er, wer dann?
    „Ja, und dann schauen Sie mal auf diese Haufen, die man rings herum um die Roste auftürmte? Ja, da kommen gerade noch Wagen an und bringen weitere Tote… aber…“
    Er reicht Weinert die Lupe.
    „Hier… schauen Sie sich diese Glatze an… da ist eine Schramme… und hier, auf dem Verbrennungsbild… da auch. Die sind identisch. Das bedeutet…“
    Fast triumphierend schaut Engelhardt zu Weinert hoch, der sauer die Lupe sinken lässt.
    „Ja, ich weiß, das tut weh, wenn man sich auf eine Sache einschießt und einem dann… die Luft ausgeht. Aber… und das ist damit fast unstrittig… die beiden Toten sind die gleichen… und damit können wir annehmen, schon auf den Fotos insgesamt sind es weniger, als…“
    Er flucht und schlägt die Faust auf den

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