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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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nicht zurückhalten, und wenn sie nicht in ihre armselige Bude hinter der tschechischen Grenze zurück will, hat sie ihn eben ranzulassen… auch wenn er immer wieder spürt, wie sie ihn hasst, ihn verabscheut… na ja, egal. Holger ist trotzdem sein Sohn. Er ließ es testen. Er ist ja nicht blöd… Und nun steht er vor einem Fälscher. Wenn das rauskommt! Er flucht gleich noch einmal lauter. Das darf alles nicht wahr sein!
    Wer die Münzen prägt? Man sieht es ihnen schon an, dass da kein Profi dahintersteckt. Und sie machen auch kein Hehl daraus. Eben geprägt und bearbeitet. Er schluckt. Schön. Die Stadt ist zu sehen, die Frauenkirche in Farbe. Gedruckt, aufgebracht und lackiert. Nein, eine richtige Farbmünze, das kann er bezeugen, die sieht ganz anders aus. Hmm… nun ja, aber wenn man sie kauft? Das Zertifikat der Münzanstalt in Stuttgart stört ihn. So ein Skandal, wenn das herauskommt!
    „Nun mach Dir nicht ins Hemd, Papa… das ist doch eine ganz einfache Geschichte. Der macht die Dinger sogar in Stuttgart… nur eben nicht in der staatlichen Münze. Ist doch egal…“
    Nein, ist es nicht. Täuschung… und er wollte der Weihe folgen, sich nebenbei mit der Lesung und Buchvorstellung beschäftigen. Wie soll das jetzt noch gehen? Er schluckt und schimpft vor sich hin. Dann knallt er das Schrankfach wieder zu und der Schieber rutscht darüber auf. Er will nicht hineinsehen. Nein, nicht noch mehr solchen Mist! Doch er kann nicht anders.
    Fassungslos zieht er den Schieber ganz auf.
    „Was ist denn das?“
    Holger Weinert schaut sauer und mit hochrotem Kopf zum Vater und dann zum Boden.
    „Na ja, wenn schon, dann richtig!“
    Da liegen Uhren. In Verpackungen, die er kennt. Einigen Geschäftspartnern schenkte er vor zwei Jahren solche Modelle. Nein, waren andere Editionen, jedoch dieser sehr ähnlich. Aber…
    Er zieht eine der Schachteln hervor. Die Verpackung kommt ihm bekannt vor. Könnte also wirklich…
    „Sind die von dort?“
    Sein Sohn schaut nicht auf, schüttelt nur den Kopf.
    „WAS?“
    „Nein, sind sie nicht. Sind auch nur… nachgemacht. Gehen aber. Habe ich… mit denen an der Grenze zusammen… die konnten mir die Uhr für fünf Euro liefern und ich brauchte nur noch…“
    Er sieht es. Daneben liegen die neuen Ziffernblätter. Aus dickerem Papier und mit Stein. Wieder nur Fälschungen. Er kennt sich aus mit Gedrucktem… nein, nicht wirklich, aber er ärgerte sich schon oft genug, wenn ein gedrucktes Foto selbst vom besten Laserdrucker nach einer Weile an Glanz und vor allem an Farbe verlor. Die Dinger halten an der Luft eben nicht lange. Und hier?
    Da liegt eine Lupe, wie sie sich die Uhrmacher in die Augen klemmen. Davor eher… er kann seinen Fehler nicht lustig ansehen. Dann klatscht er seinem Sohn noch eine und der hält sich die inzwischen recht rote und sicher brennende Wange. Nein, so etwas darf er ihm nicht durchgehen lassen!
    „Pfeif sie zurück. Ganz schnell. Die dürfen da nichts mehr verkaufen, verstanden? Das dauert doch keine…“
    Er schaut auf den Monitor. Er selbst war es, der das Haus an eine der neuen Breitbandverbindungen anbinden ließ. Zum Glück lag bei ihnen Kupferkabel und sie bekamen ohne viel Wartezeit die entsprechenden Geräte und den neuen Vertrag… auch die Lieferung klappte und der Service des Riesen in Rosa stimmt derzeit.
    Er kennt diese Verkaufsplattform. Da kann man alles losbekommen, was man nicht mehr braucht, und vieles andere kaufen. Neu oder gebraucht. Aber…
    „Und auch noch im Internet? Ihr seid doch total… meschugge!“
    Er schaut weiter, klickt dann auf die einzelnen Bilder. Münzen, Uhren. Drei Arten auch noch. Eine Taschenuhr ist darunter. Dann gibt es noch einen Schwibbogen. Wie kommen sie an den? Echt Erzgebirge soll darauf stehen, verheißt der Text. Na, zu gut sieht das Ding nicht aus, aber der Anhänger macht es… ‚Edition Weihe’. Man kann auch mit allem Geld machen. Er will es gar nicht hören und wissen. Nur aus dem Netz muss der Kram!
    „Nein, kann ich nicht machen. Darf ich nicht einmal tun. Wir hatten schließlich Kosten und die sind wieder komplett investiert. Wenn ich den Kram jetzt abblase, dann haben wir… fast achtzigtausend Miese. Verstanden? Das muss wieder rein. In zwei Wochen vielleicht. Wir haben die Lager voll und…“
    Der spinnt doch total! Sein Sohn spricht von vollen Lagern. Wo soll das denn bitte sein?
    Noch einen Blick wirft er auf die Liveübertragung der Weihe. Eben ist wieder Hebers Logo zu sehen.

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