Cholerabrunnen
Dem muss er auch noch nachgehen, aber selbst wenn es ihm in der Seele wehtut… jetzt muss er erst einmal seinen Sohn zur Räson bringen. Nicht so einfach, sagt er sich. Der hat einen verdammten Dickschädel… wie er selbst. Dann schluckt er. Fälschungen… er wäre nicht mehr tragbar, der Sohn müsste in den Knast. Dabei dürfte er ihm die Karriere und Zukunft nicht verbauen und müsste die Schuld allein übernehmen, vielleicht gar noch für diese Kumpane mit. Er verbot schon vor Wochen den Umgang mit diesen… Langhaardackeln, wie er sie immer nennt. Die haben doch keine Ahnung, wie man sich benimmt! Und nun zogen sie auch noch seinen Sohn…
„Papa… das war ich!“
Was bitte?
„Ich hatte die Idee… weil Du diese Uhren damals gekauft hast und die so teuer waren. Da dachte ich… na ja, als ich wandern war… in Hrensko… verstehst Du?“
Der treibt ihn noch in den Wahnsinn!
„Los, los, der Abbau muss schneller gehen. Wir haben nicht ewig Zeit und morgen soll schon das ganz normale Baugeschehen weitergehen! Also, noch zwei Stunden… ich muss schon darauf bestehen!“
Der Verantwortliche kommt gerannt und schimpft die ganze Zeit. Eigentlich dachte Rolf Mauersberger, er könne alles bis in die Dunkelheit hinein verzögern, aber seit der Platz sich zwar nicht wirklich leerte, die offiziellen Feierlichkeiten der Weihe jedoch beendet sind, herrscht hier überall Hektik. Wollen sie nicht auffallen, müssen sie ebenso emsig sein. Und da sie nur ein Zelt und einen Lkw zeigen, also niemand annehmen würde, dass sie… viel zu tun haben, müssen sie sich sputen. Schade. Na, muss er eben umplanen.
„Hey, nicht in den Fahrweg, ja? Beladen Sie bitte nur auf dem abgesperrten Gelände… und dann fahren Sie weg.“
Was denn nun? Sie kommen nie mit dem Kran über das Loch, wenn sie den Lkw nicht auf den Fahrweg stellen können. Und dazu noch… na ja, die anderen Baustellen und die vielen Veranstalter, die Bühnen und Lautsprecher, Beleuchtungstürme und Sicherheitskameras abbauen, brauchen wirklich diese Straße.
„So, kommt her!“
Er winkt seinen Bauarbeitern.
„Das Ding steht unten. Hier sind die Lohntüten für heute. Extraschicht… also gibt es gleich Geld. Cash. Ich will nicht einmal eine Unterschrift, verstanden? Und vielen Dank noch einmal. Dann aber… das muss ganz schnell gehen. Wie schwer darf das Ding sein, wenn wir ohne die Stützen heben?“
Einer der alten Arbeiter, ein gewisser Paul, der die vielen Wechsel und Rauswürfe bei Heber überstand und stets loyal zu sein schien, reibt sich das Kinn.
„Hmm… also das Ding bekommen wir nicht hoch. Das ist ja massiv… nein, nicht wirklich. Aber schwer. Da kippt die ganze Karre um. Das will sicher keiner erleben!“
Er grient dabei. Schnittge blitzt Mauersberger an und der nickt langsam. Was soll er auch sonst tun? Sie müssen… heben, und wenn der Wagen umkippt… haben sie nicht nur den Tresor nicht auf der Ladefläche, einen Auflauf und einen umgekippten… na ja auf jeden Fall wird sich der, der die Anweisung gab, und das wäre in diesem Falle er selbst, auch noch mit der Polizei beschäftigen müssen. Dann… wird es eng. Er schluckt und nickt.
„Gut… Plan B.“
„Wollen Sie noch eine Sondermünze kaufen? Oder die nagelneue Weiheuhr der Frauenkirche? Ist ein echtes Meisterstück, müssen Sie wissen. Das will jeder haben. Ist auch nicht teuer und ich habe nur noch weinige Exemplare.“
Schnittge winkt ab. Einer der Bauarbeiter schaut näher hin und nimmt eine Münze.
„Für meinen Sohn. Der ist verrückt nach allem, was mit der Kirche zu tun hat. Was kostet die?“
Er schluckt zwar, nimmt aber gleich Geld aus der Lohntüte, die er noch in der Hand hält.
„Bekomme ich eine Quittung?“
Der junge Mann lacht.
„Was meinen Sie, was ich heute hier zu schreiben gehabt hätte? Nein, der Block ist alle… darum auch der Sonderpreis. Die Leute vorhin mussten noch dreißig Öcken berappen und Sie nur zwanzig… also, okay? Ich habe noch zu tun.“
Der Bauarbeiter schaut etwas pikiert.
„Hmm… soll man nicht immer auf Quittungen achten? Na ja, ich habe ja die Münze!“
Er schiebt sie in die Tüte und steckt sich diese vorn in den Latz seiner Arbeitshose, murmelt noch wütend vor sich hin. So stellte man ihn noch nicht bloß. Der junge Händler ist schon weg. Ein anderer geht mit ihm. Sie scheinen sich einen Moment über die Arbeiter oder auch dieses letzte Geschäft zu unterhalten und werden schneller, als sie in Richtung
Weitere Kostenlose Bücher