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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Vergabe läuft, die Sieger des Wettbewerbes stehen auch fest und nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Bagger anrücken. Dann… ist es eh’ zu spät. Klar?“
    Nein, sicher nicht. Er wird es verhindern.
    Wieder kramt er aus den Tiefen seiner Schrankwand seine Akte hervor, mit der er schon damals, als man mit der Kirche beginnen wollte, los lief. Die alten Keller gehören nun einmal erhalten. Irgendwie muss man das doch einsehen. Einige sicherten ihm damals zu, es zu versuchen. Er war in ihren Kellern… soweit sie ihn hinein ließen. Und sie hielten sich alle nicht daran. Menschen starben unter der Erde, Häuser fielen einfach auf sie drauf und sie erstickten da unten, ohne dass sie überhaupt mitbekamen, wie der Krieg ausging, dass sie die längste Zeit dieses sinnlosen Mordens überstanden…
    Ach was, ihn interessieren die Keller gar nicht. Er will ja nur, dass man diesen letzten Tresor nicht findet und ihm schon beim Bauen die Möglichkeit zusteht, dort heranzukommen. Trotzdem… man kann einfach nicht alles zuschütten und zubauen. Das ist… gegen den normalen Verstand. Muss doch auch ein Anwalt verstehen, oder?
     
    „Wir haben entschieden, meine Damen und Herren. Das letzte Quartier an der Frauenkirche, die letzte Bauphase am Neumarkt, all dies kann nun beginnen. Und sicher werden Sie mit dem Ergebnis zufrieden sein.“
    Der Sprecher der Stadt sitzt vor vielleicht vierzig Pressevertretern. Natürlich will man mehr über den Gesundheitszustand der letztens vom Krebs gezeichneten Oberbürgermeisterin erfahren und kaum einen der Vertreter interessieren irgendwelche Häuser. Sollen die doch alles zubauen. Man kennt das ja… Innenstadtplanung ist immer eine schwierige Sache. Niemand ist damit zufrieden, egal, nach wie vielen Meinungen man sich über die vielen Jahre auch richtet.
    „Und wie geht es nun der Oberbürgermeisterin?“
    Kein Interesse. Er wusste es. Nun, das ist gut. Der Einwurf von diesem Weinert reichte. Dieser Auftritt und dann auch noch die Worte von Engelhardt… man dürfte sich nicht nur auf die Wirtschaft und das liebe Geld verlassen, sondern solle die Ästhetik nicht aus dem Auge verlieren. Sicher nicht ganz falsch, aber in dieser Runde nicht gut. Die, die zu entscheiden hatten, sitzen alle in irgendwelchen Wirtschaftsausschüssen oder ähnlichen Institutionen und jeder von denen hat eben ein anderes, aber doch auch gleich gelagertes Interesse an Touristen und vielen Büros in der Stadt.
    Er schluckt und zieht den vorbereiteten Bogen hervor.
    „Ich verlese jetzt die Erklärung der Frau Oberbürgermeisterin zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand. Vielleicht erst einmal eine Zusammenfassung, damit Sie den Tenor schon wissen, ehe ich auf die zwei Seiten eingehe… Ihr geht es gut. Nicht nur den Umständen entsprechend, sondern nach der notgedrungenen Auszeit wirklich wieder gut. Sie kann ihre Amtsgeschäfte mit voller Kraft und Elan angehen und somit die Stadt auch wieder würdig vertreten. Natürlich will sie sich für die rege Anteilnahme bedanken, aber das alles darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie… na ja, dass sie jetzt Entscheidungen treffen muss, um sich und das Amt, die Politik und die Zukunft dieser Stadt zu schützen…“
    Einige schalten nun schon ab, beginnen, einen kleinen Artikel zu verfassen. Die Presseleute erlebten schon viel. Regierende Bürgermeister outeten sich und stellten ihre gleichgeschlechtlichen Partner vor, einige mussten Fehler zugeben, bestritten offenkundige Unterschlagungen oder Fälschungen, andere dankten ab, weil sie sich nur noch einmal wählen lassen wollten, um einem Nachfolger die Wege zu ebnen. Und diese Frau Oberbürgermeisterin kämpft… das allein ist doch schon ein lohnender Artikel. Dazu noch ein aktuelles Bild, welches der Sprecher den Anwesenden versprach. Und schon ist alles fertig. Wozu dann noch Erklärungen?
     
    Mauersberger steht am Neumarkt und sieht die anrückenden Baufahrzeuge. Er überlegt, welchen Coup man dieses Mal starten könnte. Es gibt kein die Bewacher überforderndes Massenereignis, auch wird die Flut nicht gleich wiederkommen. Schade. Die Firma Heber wurde inzwischen gelöscht. Zu viele Ungereimtheiten soll es gegeben haben. Er versteht das zwar nicht, denn Weinert, immer noch kurz vor der Pleite und doch noch am Leben… wirtschaftlich… persönlich soundso… der kann auch existieren. Dabei… na ja, er kann nicht mehr so viel zuschießen. Er will es nicht wirklich und kann es natürlich

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