Cholerabrunnen
jetzt unternehmen? Er muss sich wieder mit den Amerikanern treffen. Die wollten einen Vorschlag ausarbeiten und auch ein Angebot unterbreiten… den Privaten… nein, oder?
Behringer schaut auf den Parkplatz. Er sitzt schon einige Stunden so, bewegt sich kaum, versucht, die Gedanken in die richtige Richtung zu lenken. Dengler ist fort, wurde versetzt zum BKA. Soll sich dort Sporen verdienen… Verdienen… der Kerl verdient jetzt schon das Anderthalbfache von seinem Gehalt. Und das nur, weil er sich in diese Dienststelle… na ja, er muss sich nicht ärgern. Beim BKA könnte er nicht so sitzen… schon die Glaswände zwischen den Büros verbieten dies. Hier wird auch bald einiges anders. Leider. Das Präsidium, zumindest ein großer Teil, zieht ins neue Polizeizentrum in den Norden Dresdens. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen soll die Polizei vollständig arbeitsfähig sein, wenn wieder einmal das Wasser in die Stadt fließt. Zum anderen wäre die Schießgasse viel zu klein. Im Zuge der Neumarktrekonstruktion musste man schon vor Jahren den alten und unschönen DDR-Anbau an der Westseite des alten Gebäudes abreißen lassen. Nun will man die Wand noch neu gestalten, vielleicht ein paar Fenster schaffen, natürlich Feuertreppen anbringen. Doch viele Büros fielen weg, die Beamten sitzen sich fast auf dem Schoß.
Er nicht. Er hat Platz… gegenüber anderen. Ansonsten ist das Büro auch nur ein Rattenloch. Und das wird nicht anders, wenn er nicht bald einmal eine Beförderung bekommt. Der Weg bis zum Oberkommissar der Kriminalpolizei war nicht so schwierig, aber der weitere… da ist irgendwie eine Sackgasse. Nein, nein, einige Fälle konnte er abschließen und erntete dafür auch genug Lob. Aber…
„Behringer, sitzen Sie schon wieder nur herum?“
Er schluckt. Wenn sein Chef hereinschneit, ist das nicht gut. Der will keinen Ärger und erst recht keine Fragen. Doch Behringer hat immer welche. Heute scheint er sie nicht loszubekommen.
„Hier, Behringer, das ist Polizeiunterkommissar Marcus Glöckner, gerade frisch von der Polizeischule… ach nein, Entschuldigung, von der praktischen Ausbildung sogar schon. Er war in Bremen und steht nun Ihrer Abteilung zur Verfügung. Ist also Ihr neuer Assistent. Verstehen Sie?“
Was ist daran, bitteschön, nicht zu verstehen? Er nickt nur und schon ist der Chef wieder aus dem Raum, steht vor ihm ein verschüchtert wirkender junger Mann, der noch nicht viel vom Leben mitbekam. Zumindest, wenn es um die Polizei und deren Arbeit geht.
„Aha, also Glöckner… gut. Setzen Sie sich mal dahin und erzählen mir, wie Sie zur Polizei kamen, was Sie hier in Dresden bewegen wollen und wieso es gerade die Kripo sein muss…“
Das schien der Neue nicht zu erwarten. Er schaut verstört auf seinen Chef und sucht nach Worten. Behringer hat heute seinen guten Tag. Er setzt erst einmal Kaffee auf.
„Ich möchte die Männer kennenlernen.“
Warner, der Amerikaner, schaut in die Runde. Der Russe Borissow schüttelt nur den Kopf und Begin erschrickt fast bei diesen Worten. Das kann ja heiter werden, denkt er und schüttelt außerdem noch den Kopf. Was soll das bringen?
„Das sind Mörder. Jeder von ihnen hat etwas am Stecken. Und damit stehen sie auch noch in einer nicht zu vernachlässigenden Tradition, verstehen Sie? Deren Vorfahren waren bei den Nazis hohe Tiere und… na ja, also mit denen sollten wir uns nicht gleichmachen!“
Die beiden Geheimdienstmänner aus Russland und Amerika ziehen die Augenbrauen hoch, schauen sich an.
„Ja, ja, ich weiß, meine Herren, Sie haben keine Berührungsängste mit… diesen Leuten. Immerhin konnten Sie Ihre ganze Wirtschaft mit solchen Größen und vor allem mit deren illegal und gegen alle Menschenwürde erworbenen Ergebnissen ankurbeln. Trotzdem… ich will mit denen nichts zu tun haben. Wenn Sie aber unter der Hand mit denen… na ja, also, an deren Händen klebt Blut. Das sollten Sie schon… genau abwägen. Nun zum Nächsten…“
Er schluckt, weiß genau, dass sie gegen seine Aussage sind, dass sie ihn hintergehen werden, er keine Chance hat, sie auf seine Linie auszurichten. Und er sieht sich schon seine eigenen Vorsätze über den Haufen werfen. Er will schließlich wissen, was diese Kerle… fanden. Hoffentlich erfahren sie es auch. Gerade die Russen sind dafür bekannt, dass sie lieber jemanden hart erwürgen, als ihn vor anderen reden zu lassen.
„Wir werden mit ihnen sprechen. Wir werden auch die Polizei stoppen.
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