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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Soviel ich weiß, Herr Begin, haben die neue Erkenntnisse aus Israel und wollen jetzt gar… eingreifen? Warum sprechen Sie mit uns, wenn Sie sich doch schon für diese… hiesigen Behörden entschieden haben? Gibt es da genaue Gründe und Erklärungen?“
    Begin schluckt. Soll er ihnen wirklich sagen, dass es ihm lediglich um das Vermächtnis Levis und den Tod dessen Schwester geht? Sie lachen ihn sicher aus. In diesem Geschäft darf man sich solche Schwachheiten nicht leisten. Dann ist man doch gleich unten durch. Dabei… gilt der Mossad, den er vertritt, schon als hart und geschickt. Was sie nicht alles schon für Aktionen schafften… aber nun? Nein, hier ist alles noch wie im Nebel. Er vertraute Levi. Ganz klar. Und doch… dass man hier nach den vielen verschiedenen mit dem Platz und hier involvierten Personen betreffenden Straftaten, Verbrechen gar, einfach nicht darauf kam, dass alles zusammengehören könnte, bleibt ihm bisher unklar. Die… sind vernagelt, denken nicht um die Ecke. Na ja, aber sie stellen auch keine sinnlosen Forderungen, wie jetzt die Russen und Amerikaner. Er schluckt und nickt doch.
     
    Hektik, Betriebsamkeit. Im Hotel neben der Frauenkirche sieht man plötzlich Herren in schwarzen Anzügen zum Lift laufen, darin verschwinden und wenig später wieder daraus auftauchen, ehe sie die Lobby verlassen und vor das Haus laufen, dort die Richtung zum Schloss einschlagen und sich schließlich aufteilen, sodass sie zwischen vielen anderen geschäftsmännisch gekleideten Personen nicht mehr auffallen. Weinert beobachtet die Szene und denkt sich seinen Teil. Er erfuhr durch seinen Informanten davon. Nein, er hat nicht so gute Verbindungen zur Polizei, wie Mauersberger, und er schämt sich fast dafür, aber er bekommt hin und wieder doch etwas mit. Zumal sein Verbindungsmann der Koch ist. In der Küche redet man nicht. Man hört zu, was die Gäste am Tresen sagen, und man kann noch mehr erfahren, wenn man ihnen einen Weg abnimmt und hin und wieder bei lohnenden Personen den Tisch abräumt, ehe sie gehen wollen.
    Er grinst immer wieder, wenn er genau diese Erklärung für dieses oder jenes Versagen hört. Er lässt sich aber nichts einreden. Etwas mehr kann jeder herausfinden. Zumal es auf jeder Etage im Polizeipräsidium ein paar Sekretärinnen gibt, die schon allein wegen ihres zeitintensiven Jobs, aber meist auch noch wegen ihres Aussehens für jede Kleinigkeit des menschlichen Miteinanders zugänglich sind.
    Nein, sein Informant weigert sich. Er wäre wohl glücklich gebunden. Schwul, will er damit sagen. Ist ihm egal. Er mag dieses Getue nicht, jedoch… wenn ihm der Mann, der keiner sein will, nützt…
    Langsam schlendert er weiter, schaut sich um und denkt bei diesem oder jenem, der könnte unter den vorhin so schnell Rennenden gewesen sein. Dann verstellen sie sich jetzt gut, atmeten sicher tief durch und versuchen, so unbeteiligt wie möglich zu wirken. Ihn können sie so nicht überlisten, aber einen vorbeilaufenden einfachen Passanten sicher.
    Er lacht einem ins Gesicht. Der schaut mit versteinerter Mine zurück. Ob er nur nichts mitbekommen mag oder ob er wirklich nichts… mitbekam? Er weiß es nicht und es interessiert ihn auch nicht. Die sollen bloß nicht denken, er ist blöd. Zumal er nur Besucher ist… und hoffentlich auch bleibt.
    Dann steht er neben dem Paulaners im Taschenbergpalais. Er kann den Brunnen schon fast riechen. So nahe ist er ihm. Und dass die in diese Richtung rannten… ob es etwas mit seinen Problemen zu tun hat? Er wird es sehen.
    Dann geht er in den Juwelierladen, greift nach einer der Zeitschriften, die die Gruppe herausgibt und in der neben aktuellen Angeboten und Neuheiten auch einige politische Fragen erörtert werden, was er für Geschäftsleute mutig findet. Heute denkt er darüber nicht nach, sondern blickt über den Zeitschriftenrand hinaus zum Brunnen.
     
    „Sie kommen gleich.“
    Der Russe schaut verdutzt auf den kleinen Kasten, den ihm der Amerikaner vorhin zusteckte. Keine Codes, nichts Geheimes in der Ansprache? Keine neuen Namen und solche Spielereien? Er wundert sich immer mehr. Dann sieht er zum Brunnen. Auch da ist nichts zu erkennen. Was ist hier nur los? So ein Treffen… und nichts, gar nichts, was auf wirkliche Professionalität der Kollegen aus USA schließen ließe? Hätte er lieber seine Verbindungen im FSB nutzen sollen? Nein, die Russen werden argwöhnisch, die Amerikaner nur freundlich beachtet. Es war besser so. Hauptsache, Warner

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