Cholerabrunnen
verschiedenen Projekte geraten manchmal so schnell aus dem Ruder, dass man gar nicht bemerkt, wie aus einem drei oder aus drei eines wird. Und dann… ist man am Arsch. Er grinst und schaltet die Aufnahmeeinheit zu. Ja, der Speicher ist frei. Wenn alles klargeht, kann er von zwanzig Mikrofonen und drei Kameras über achtzehn Stunden aufzeichnen, ohne einen Wechsel vorzunehmen. Und auch der würde nur drei oder vier Minuten dauern. Kein Grund zur Sorge. Sie schafften schon Mitschnitte über drei Wochen und mehr… na ja, wer jemals all das Material sichten wird, ist heute noch fraglich. Aber sie haben es erst einmal und fällt ein bestimmtes Stichwort irgendwo auf der Welt, das sich darauf beziehen lässt, sitzt dann ein Kollege einige Tage vor genau diesen Aufzeichnungen und wird, wie so oft, die Welt retten.
Heute? Nein, sicher nicht. Es geht ja nur um kleine Ganoven, Nazivergangenheit, Schatzsucher und so weiter Ein paar Tote gab es… nun, in seinen Spielen, wenn er also die Figuren setzt, kommen meist schon in der Planungsphase mehr um. Leben? Er weiß, wie viele davon denken und was sie nicht alles für Handstände machen, um es zu erhalten. Wüssten sie, dass es in seinem Zuständigkeitsbereich drei rote Knöpfe gibt, die all dies in Sekunden beenden könnten, dächten und handelten sie alle anders.
Der Russe schaut Mauersberger immer wieder ins Gesicht.
„Nun sagen Sie es doch… es geht um die Safe… Tresore. Und darin Gold… Geld auch. Dollar. Noch gültig, aber vielleicht nicht zu gebrauchen. Gold aber. Gold nicht kaputt von Wasser und Hitze… Gold nur schmelzen und immer noch wertvoll. Oder?“
Mauersberger grient in sich hinein. Warum soll er etwas zugeben?
„Wir haben keine Ahnung, was Sie meinen. Ja, sicher, es gab einige Todesfälle. Ich bedaure auch unseren Freund, den Herrn Frenzel. Doch was können wir dafür? Ich traf mich noch mit ihm. Wir hatten ein interessantes Gespräch, aber ich verließ ihn, als er noch bei bester Gesundheit war. Verstehen Sie? Da kann man nichts machen. Er starb eben… vielleicht durch einen Taschendieb, den er nicht fortlassen wollte. Ist ja auch… eine Frechheit, wie wenig die Polizei gegen all dies unternimmt. Na ja, was soll’s. Aber Tresore… also wirklich, ich bitte Sie!“
Schnittge verzieht sein Gesicht sauer.
„Sie trauen uns zu, dass wir gegen alle möglichen Gesetze verstoßen, dann bitten Sie uns hierher und konfrontieren uns auch noch damit… und dazu erwarten Sie, wir würden es zugeben? Also, so blöd… Verzeihung… kann man doch gar nicht sein, oder?“
Dem Russen platzt fast der Kragen.
„Du hier… und ich hier. Du so knapp vor Tod, verstanden? Und der nicht einfach so… Schmerzen, wenn sein muss!“
Schmerzen. Was wollen die denn mit dem Kram? Warum lassen sie uns nicht in Frieden? Mauersberger versteht es nicht, setzt aber sein freundlichstes Lächeln auf.
„Ich kann Ihnen nicht folgen. Wenn Sie gerade dabei sind, die Schuld der Welt neu zu verteilen… ähm… können Sie mir vielleicht erläutern, wie es kommt, dass Sie mit den anderen Diensten zusammenarbeiten? Und Sie, Warner, warum spielen Sie den Weltpolizisten und kümmern sich um irgendwelche… Tresore aus alter Zeit? Ist da der Nachttopf Ihres nichtarischen Vaters drin, oder…?“
Fast hätte sich der Amerikaner vergessen. Er kann seine Hand gerade noch so zurückhalten, schaut verbiestert auf den Deutschen, der ihm grinsend gegenübersteht. Der Bericht war es, geht ihm durch den Kopf. Der Israeli konnte zwar auch gut reden, aber dieser Bericht des Levi über das, was damals geschah, dieses Unrecht… na ja, eigentlich war da noch viel mehr. Es war eben eine bewegte Zeit. Er benutzt schon wieder Floskeln und schämt sich nicht einmal dafür. Nun ja, das bringen auch die vielen Jahre im Geheimdienst mit sich. Man will sein Land schützen… auch vor Gefahren, die doch gar nicht existieren? Vielleicht. Das ist dann vorauseilender Gehorsam. Dumm nur, dass man dafür meist keinen Orden, nicht einmal ein ‚Danke’ erhält.
„Das ist ein schöner Brunnen. Wie kamen Sie darauf, sich gerade hier zu treffen?“
Mauersberger winkt ab.
„Das ist kein Thema für uns… Also, was erwarten Sie von uns?“
Der Amerikaner holt einen Zettel aus seiner Jacke. Er schaut dabei um sich, als würde gleich das größte Geheimnis der Welt verraten. Mauersberger muss lachen. Dann schaut er auf den Bogen, den der Israeli ebenso argwöhnisch begutachtet.
„Wo haben Sie den denn
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