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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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auch ein positives. Er grinst und muss zur Seite springen, weil eben ein Auto aus der Tiefgarage der Galerie fährt, es ihn fast erwischte. Verdammt… na ja, er ist auch nicht gerade langsam, wenn er von unten hochgesaust kommt. Da bedeuten ihm diese komischen Ampeln und Hinweisschilder gar nichts. Gut, jetzt weiß er zumindest, da kann etwas schief gehen.
    Er kommt am Buchhaus an. Hoch… viele Etagen. Fünf? Oben im Café findet die Lesung statt. Man verkaufte Karten. Sieben Euro. Bis gestern war die Hälfte weg. Die Ladenchefin meinte, man würde auch mehr hineinlassen. Die stehen dann eben weiter hinten und sie zieht noch zwei oder drei Kassiererinnen aus dem Laden für die Bedienung ab. Ist ja ihr Umsatz… und die Stehplätze kosten eben nur fünf Euro. Gerechtigkeit? Er grient. Was ist heute noch gerecht?
    Die Rolltreppen bringen ihn nach oben. Da steht der Tisch mit den Büchern, dort wird er sitzen und lesen. Gutes Licht, Mikro. Man kündigt ihn auch an, moderiert die Veranstaltung, leitet die Fragen der Gäste in richtige Bahnen. Er schaut sich um, entdeckt seinen Vertriebler, der mit hochrotem Kopf auf ihn zukommt.
    „Hallo, Herr Weinert, wir haben da ein kleines Problem…“
    Wie? Problem? Er schaut sich um, erblickt die drei Herren im Anzug.
    Es war ein Kampf. Und er musste verlieren, denn sie waren stärker, hatten die besseren Argumente. Die Leiterin des Geschäftes konnte sich nicht anders entscheiden. Ihr den Schwarzen Peter zuzuschieben, wäre grundsätzlich falsch und er wird sich hüten, sich diesen sicheren Leseort für die Zukunft zu verbauen. Wobei…
     
    Weinert steht am Fenster, schaut zu, wie die Herren eben die Exemplare, die er selbst drucken ließ, die auch noch von seinem Geld bezahlt wurden und die ihn ein gutes Stück tiefer in die roten Zahlen auf seinem Konto rissen, in schnöden, nichtssagenden Kartons nach draußen tragen, sie in schwarzen Kleintransportern verschwinden lassen und sein Eigentum somit auf Nimmerwiedersehen dahin ist.
    Nein, das war nie eine Option in seinem Denken. Er ließ so viele Bücher drucken, wie er annahm, in den nächsten Wochen absetzen zu können. Dann würde es eben eine zweite Auflage geben. Seine Werke, wenn er sie einmal überschwänglich so bezeichnen darf, werden auf keinem Wühltisch verramscht. Das wird er sich auf keinen Fall antun. Dann schon eher… selbst schreddern. Aber was die jetzt damit anfangen? Nein, nein, das wollte er nicht.
    Die Buchhauschefin steht hinter ihm.
    „Soll ich Ihnen die Flyer wieder einpacken und die Plakate schon einmal abnehmen?“
    Selbst das… nicht ein Exemplar soll sie hier behalten und der zeitgleiche Verkaufsstart drüben im Informationszentrum Neumarkt und hier im Buchhaus…? Sie schüttelte nur ihren Kopf, als er vorhin darauf hinwies. Auch dort werden sie die Bücher aus den Regalen nehmen. Er mag nicht daran denken. Dabei war es wie im Traum. Er schrieb das Buch und sie… wollte es haben. Sie las es und fand es einfach interessant, wollte gar den Verlag wissen, um über ihn zu bestellen. Aber… nein, das war auch nichts für sie. Er ist nur ein Selbstverleger… Pha! Schade. Echt schade. Alles umsonst.
    Er nickt ihr zu. Ja, sie soll nur machen. Wie könnte er sich wehren? Immer noch streicht einer der Männer im Anzug hier oben herum und der wird auch nicht verschwinden. Zumindest nicht, solange er noch hier steht und wartet… auf was auch immer.
    Da unten ist der Zugang. Einige Leute kommen, fragen jemanden an der Tür und gehen kopfschüttelnd davon. Besucher für ihn? Er sollte hinunter, mit ihnen reden. Dann macht er sich zwar unmöglich, verliert gleichzeitig jedoch kein Stück seines Gesichts. Man wird sagen, dieser Autor hat Größe… oder auch nicht. Größe… nun ja.
    Dann schlurft er zur Treppe und schaut noch einmal über die vielen bereitgestellten Stühle im Café. Alles… umsonst. Und doch… die Wahrheit, seine Wahrheit, die lässt er sich auch nicht in solch einer Situation verbieten.
     
    „Hallo, ist hier nicht heute die Lesung von diesem… Weinert?“
    Es ist ein alter Mann, der eben aus dem Fahrstuhl tritt und gleich zwischen zwei Männern im Anzug steht. Woher kam denn der andere? Weinert hätte schwören können, dass da nur noch einer war. Verdammt! Na, das ändert auch nichts. Er geht auf den Mann zu, der sein Buch… tatsächlich… der sein Buch unter dem Arm hält. Woher hat er es?
    Einer der Anzugfritzen schaut ihn hart an. Ja, klar. Er soll sich keine Schwachheiten

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