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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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einfach.
    Weinert schaut schon wieder hinaus und wartet auf seinen Kaffee. Er würde auch ein Wasser nehmen, aber im Moment ist ihm einfach… nach etwas, das ihn munter macht.
     
    Engelhardt schlägt die Zeitung auf. Er mag keine Überraschungen, die ihn betreffen… oder seine Arbeit. Am Morgen schon klingelten die Telefone und er ging nicht ran. Nun kann er sich zumindest einigermaßen vorstellen, was der Grund dafür war.
    Dieser Idiot! In einer Woche soll der Bericht kommen und der wird alle Hypothesen an die Wand fahren. Er kennt den Inhalt schon. Klar, er gab alles in Auftrag und ließ sich laufend unterrichten. Die Idee war sicher gut, doch jetzt, wo es offensichtlich ist, fehlt ihm gleich ein Stück all dessen, was er über die vielen Jahre vertrat… Er fühlt sich schon darum nicht wohl. Aber Weinert schießt nun noch den Vogel ab. Verdammter Idiot!
    Eine Überschrift, eine Schlagzeile, die man sich wünschen kann als Autor. Wie brachte er die Presse nur dazu? Er kann es nicht begreifen. Wer stellt denn solch ein Machwerk auf Seite eins, bringt dann noch eine halbe Seite im Kulturteil und ebenso alle Lesungstermine in der heute beiliegenden Veranstaltungsseite…?
    Dieser große Buchladen da drüben ließ sich auch erweichen? Was ist das für ein Verlag? Er wollte ja das Probeexemplar nicht annehmen, verweigerte es dem Postboten. Weinert tobte sicher, als die Sendung zum Absender zurückkam. Hier steht es… kennt er nicht. Muss… ach, im Selbstverlag mit einem Autorendienstleister… Das ist doch… gar nichts! Wenn er so groß auftrumpft, sollte auch ein großer Verlag dahinter stehen. Na, vielleicht übernimmt noch einer dieses Ding… Immerhin, er hat Glück, der Weinert… heute… kommt er noch pünktlich mit seiner Werbung. Ist erst der Bericht draußen… na ja, er könnte es beschleunigen. Das kostet ihn nur ein Lächeln. Morgen Vorstellung und… Weinert erntet nur noch Buhrufe bei seinen Veranstaltungen. Bedeutet natürlich, er hat dann in ihm einen echten Feind… einen, der ihm auch im Dunkeln…
    Nein, er ist nicht verrückt. Und Weinert auch nicht.
    Langsam, nicht genießend, aber jedes Wort einsaugend, liest er den langen Artikel im Kulturteil. Na, der stellte sich gar nicht in den Vordergrund? Kaum zu glauben. Oder strich man den ganzen Kram einfach nur zusammen? Kann sein. Traut er der Presse zu.
    Diese Thesen… Tiefflieger sind noch das Geringste… da schreibt er noch von Kämpfern, die in die Stadt kamen und die Leute abschlachteten… als der Krieg vorbei war. Das ist doch… nein, nein, das geht zu weit. Dieser Weinert verkauft all das auch noch, als hätte es ihm jemand berichtet. Das muss man verbieten, unterbinden, darf man nicht an die Öffentlichkeit lassen… oder gerade? Der Bericht stellt ihn bloß. Ja, er wird gar nichts ändern und tun. Soll der doch diese Woche Ruhm ernten und nächste Woche einbrechen. Ja, das passt. Er wird… eingehen!
     
    Weinert hat genug. Sie gingen weiter. Sie gingen einfach. Und als wäre der US-Präsident in der Stadt, folgten ihnen einige Herren gaaaaanz unauffällig. Einige gingen auch vornweg. Erst sah es gar so aus, als wollen Mauersberger & Co. ohne ihre treuen Beschützer oder Wärter verschwinden, aber dann folgte ein Disput, in dem es wohl keinen Sieger gab. Gut so. Weinert hasst es auch, wenn ungebetene Gäste besser sind… oder wirken, als er selbst. Doch irgendwann hatten sie einfach genug und schienen auf eine Art Pattsituation zu kommen. Zu gern wüsste er deren Konditionen. Nun gehen sie aber und er wird den Teufel tun, und ihnen folgen. Nein, er hat eh’ schon kurze Elle. Er muss ins Buchhaus. Sein Vertriebler ist schon dort. Er meinte, vorhin noch seine Nummer auf dem Display seines Handys zu sehen, aber dann… war kein Empfang möglich. Die werden doch nicht… nein, kann er sich beim besten Willen einfach nicht vorstellen. Die schalten nicht die Netze ab, stören sie oder manipulieren anders daran herum, nur weil Mauersberger & Co. … Er schluckt. Vielleicht doch? Wahrhaben will er es nicht.
     
    Das Buchhaus ist nicht weit entfernt. Nur an der Altmarktgalerie muss er vorbei… und schon ist er da. Er erkennt bereits von Weitem sein Plakat. Gut getroffen. Besser, als auf diesen einfach gemachten Flyern. Ist aber das gleiche Foto. Nun muss nur noch die Leserschar in Mengen anrücken und er… kann sich freuen, verkauft, ohne dass Engelhardt ihn stören kann. Dass der sich noch nicht meldete, ist schon fast ein Wunder…

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