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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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her?“
    Warner lacht und nickt.
    „Ja, das ist Geheimdienstarbeit. Was Sie haben, Begin, das haben wir auch… manchmal. Leider kommt es umgekehrt öfter vor, aber hier waren Sie einfach… viel zu unvorsichtig. Keine Signatur, keine Verschlüsselung. Auch wenn Letztere sicher nicht zu lange gehalten hätte… Eine offene eMail, also wirklich. Dabei wissen Sie doch, mein Freund, dass wir uns gegenseitig schon immer mal wieder beobachten, oder? Gerade in Deutschland, und wenn ich bemerke, dass Sie hektisch herumtelefonieren… da muss man doch einfach einmal… nachfragen. Aber gut. Ich sehe, Sie kennen den auch, Mauersberger?“
    Der nickt.
    „Nun kann ich mir langsam vorstellen, für wen, mit wem Sie arbeiten. Grüßen Sie bitte Herrn Weinert von uns… Kommt, Freunde, wir gehen. Das hier wird zur Farce. Der Dicke soll sich gefälligst aus unserem Kram heraushalten und nicht laufend denken, wir würden ihn belügen. Uns auch noch… also, sehen Sie sich doch um. Das ist einfach kindisch… hier geht es um ein paar Kilo Gold… einige alte Schränke, die ein Idiot unter dem Neumarkt deponierte, ehe er sich bei Ihnen umbringen ließ, Borissow. Und nun stehen hier… drei Geheimdienste… und reden auf uns drei Hanseln ein. Das ist… nur noch zum Lachen!“
    Er greift nach seinem Handy. Jetzt erst bemerkt er, dass kein Empfang ist. Na toll… er schaut in das grienende Gesicht des Amerikaners und begreift sofort…
    „Toll… was bringt das? Ich brauche auch nur zu winken und schon kommt er. Er steht nämlich da vorn!“
    Und er hebt wirklich den Arm. Die Geheimdienstler schauen in die Richtung und Warner winkt ebenfalls zum Bus hinüber. Dort springen gleich zwei Männer in Jeans heraus und sind innerhalb von Sekunden bei Mauersbergers Fahrer. Der weiß gar nicht, wie ihm geschieht, steht nur da und lässt sich mehr gezwungen als bereitwillig den Fahrzeugschlüssel abnehmen.
    „Also… bitte… das ist ja nun total unnötig!“
    Mauersberger schüttelt nur seinen Kopf.
     
    Weinert lässt sich einen Kaffe bringen. Er steht immer noch und liest.
    „Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich hier noch ein wenig schaue? Packen Sie mir bitte ein paar schön schlichte Ohrringe ein. Keine Stecker… was Extravagantes. Kann ruhig Tausend kosten. Und ich will sie nicht sehen. Gold bitte, ohne Steine, nur schön geformt. Design… Sie haben doch diese Goldschmiede, die so etwas super hinbekommt. Soll eine Überraschung werden… für mich… ähm… und für meine… Freundin. Danke… den Kaffee nicht zu stark… Sie wissen ja… haben Sie vielleicht auch Tee? Nein? Hmm… na, dann schön dünn und mit dreimal Sahne, aber bitte keinen Zucker. Der macht dick… hahaha! Ja, lachen Sie nur… ich zahle dann…“
    Der Verkäufer mit den schlaksigen Bewegungen schaut etwas verdattert, blickt dann nach draußen und sieht die Herren in unterschiedlichen, aber gepflegten Anzügen stehen.
    „Bekannte von Ihnen?“
    Weinert nickt.
    „Ja, ich will nur sehen, ob sie sich gut über mein Buch unterhalten. Ach ja, kann ich hier vielleicht ein paar Flyer…?“
    Er greift in den Mantel und zieht einen Stoß von vielleicht fünfzig Stück hervor.
    „Ist ein gutes Buch… Dresden und so. Zerstörung, einige Hypothesen und natürlich einige Beweismöglichkeiten dazu. Sie verstehen? Spannend geschrieben, meinten ein paar Bekannte. Aber Sie wissen ja… Regionales läuft nur regional. Da hat man es als unbekannter Autor schwer. Dankeschön… sehr verbunden!“
    Der Verkäufer nimmt ihm die Zettel ab. Nicht besonders gemacht. Sicher nur in einem Textverarbeitungsprogramm gesetzt und dann in einem Kopierstudio einige Male ausgedruckt, dort geschnitten und mit genügend Eselsohren versehen. Er wird sie heute auslegen und zum Feierabend gleich verschwinden lassen. Kann er morgen immer noch sagen, dass sie bereits alle weggingen. Wer soll es denn nachweisen? Er grient, als er das sehr ‚künstlerisch’ bearbeitete Gesicht Weinerts sieht. Dann geht er zum Ständer mit den Ohrringen. Na, wenn der sich hier schon aufwärmt und als Spion ausprobiert, ihm auch noch seinen Müll andreht, dann soll er heute wirklich seinen Tausender losbekommen. Ist ja nicht zu glauben! Da, die sind gut… ach, ohne Stein… nun, dann die. 980… ohne Nachlass gibt’s die heute mal ausnahmsweise für 999 Euro. Schließlich kostet eine Verpackung auch etwas… na ja, eigentlich wurde sie schon hineingerechnet, aber wen interessiert das? Der da… nervt

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