Cholerabrunnen
verschwinden lassen.
„Genosse Borissow, da ist Besuch… Herr Begin.“
Der… hier? Zu schnell macht das alles die Runde. Er möchte es nicht wahr haben. Langsam sind sie zu unvorsichtig oder die Technik schlägt ihnen mehr und mehr ein Schnippchen. Dabei versucht er stets, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Nicht so, wie Göring damals, als er nicht erkennen wollte, welche Macht das neue Radarsystem der Britten hatte, das ihm in der vermeintlichen Luftschlacht eine Niederlage nach der anderen einbrachte…
Fortschritt… wer kann heute noch wirklich von einem Fortschritt sprechen? Es ist…
„Borissow, was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie es zu tun haben? Trottel! Sie stecken dahinter, sie wollten, dass die Bücher an den Markt kommen, Sie… ich finde gar keine Worte!“
Pha, na und? Das ist nun einmal gute Geheimdienstarbeit… und gegen die Amerikaner hilft so etwas auch noch.
„Nach über zehn Jahren, die wir an unserem Institut intensiv gearbeitet haben und auch einige Feldversuche durchführten, können wir heute in enger Zusammenarbeit mit den Initiatoren der Stiftung 13. Februar, die schon mehrere Rechtsformen annahm, doch nie das Ziel aus dem Auge verlor, den Bericht vorlegen. Sie hören verschiedene Thesen, denen wir von Beginn an nachgingen, die bisher in Dresden und ganz Deutschland vertreten wurden, für die es Beweise zu geben schien. Und Sie werden verschiedene, teilweise unglaubliche Wandungen, neue Thesen und deren Beweislage hören, bis wir zu einem Schluss kommen, der vielleicht den einen oder anderen von Ihnen bestätigt, aber auch zu Unzufriedenheit führen kann. Denn, das muss ich ganz klar sagen, es ist nun einmal so, wie es ist… nichts kann man vollständig beweisen, dass ein Irren nicht möglich wäre…“
Engelhardt, der ebenfalls im Präsidium der heutigen Berichtsvorstellung sitzt, sich erst einen Überblick über die vielen geladenen Gäste und die Vertreter der Presse und anderer Verbände mit Bezug auf die Wirren und Informationen rund um den Zweiten Weltkrieg und Dresden, verschaffte und nun den einführenden Worten des international geachteten und vor allem anerkannten Geschichtsforschers, Professor Sorge aus Mannheim, lauscht, zuckt bei eben diesen Worten zusammen, versucht, den neben ihm sitzenden Redner mit einem Zeichen, dann gar mit einem leichten Gungs in die Seite auf eine andere Aussage zu führen. Doch der Mann redet weiter und lässt sich nicht beirren.
„Ja, ich weiß, meine Damen und Herren, solch eine Einführung ist sicher ungewöhnlich, denn sie stellt in Aussicht, dass die Ergebnisse widerlegbar sind. Doch wenn wir ehrlich mit allen Informationen in und um uns umgehen, begreifen wir sicher schnell, dass es kaum etwas gibt, was nicht irgendwann doch noch widerlegt wird. Und wenn es durch unhaltbare Thesen geschieht, so bleibt stets ein Rest an Zweifeln in uns. Die Welt ist eben veränderbar und alles, was vergangen ist, kann man nicht immer so genau erkennen. Darum gibt es auch bei der Polizei bei Weitem nicht für jeden Fall eine Lösung, einen Schuldigen, den man verurteilen kann. Und hat man einen, muss man auch dessen Umfeld betrachten, sodass… nun, ich entferne mich vom Thema. Was ich sagen will, und ich hoffe, das kommt auch so bei Ihnen an, das ist, dass ich keinen Anspruch darauf habe, die unumstößliche Meinung zu vertreten. Jedoch machte ich es mir schon in der Jugend zur Maxime, dass ich alles, was ich anfasse, so gut wie eben gerade möglich erledige. Darum, und nicht nur darum, stehe ich auch zu meinen Ergebnissen… und ebenso zu denen, die wir Ihnen heute präsentieren… bei allen Gefahren, die solch ein Bericht zu brisanten Themen auch immer in sich birgt.“
Die Zeitung mit den vier großen Buchstaben baute gleich einen extragroßen Stand vor der Halle auf. Das Messegelände schien den Beteiligten und Veranstaltern als der rechte Ort, die Studie vorzustellen. Vielleicht ging man davon aus, dass viele der älteren Menschen, die sich dahinein dachten und noch einiges selbst erlebten, sich aber nur noch bruchstückhaft an jene Tage im Februar 1945 erinnerten, nicht dahin kommen würden, weil ihnen das Fahren mit Bus und Bahn Unbehagen bereitet, sie noch ein Stück bis zur Halle laufen müssten und in größeren Räumen trotz guter Tontechnik nicht viel hören. Vielleicht war es aber auch genau anders herum. Keine der Hallen innerhalb der Innenstadt ist groß genug. Man hätte einen Hörsaal der Universität mieten
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