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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Gläser ein, spart nicht, schaut auf das Etikett, fährt über die geprägten Wappen darauf und entsinnt sich, wo sie genau diese Flasche noch mit ihrem Mann erwarb. Urlaub, Irland. Nein, es ist kein Brandy, es ist guter Whiskey. Und nun noch ein paar Jahre älter, als damals, als sie ihn schon für teures Geld kauften. Wann öffnete sie ihn damals? Als er starb, umkam… sie am Boden war, alle versuchten, sie aufzurichten. Verdammte Flasche… sie sollte sie gleich vernichten.
    Ordentlich, wie sie nun einmal ist, stellt sie diese doch zurück in die Bar, greift nach den Gläsern und geht nach draußen. Sonne… gleich erinnert sie sich an die finsteren Tage in ihrem Leben. Immer schien die Sonne. Erst, als Mutter starb. Dann, als Vater aufgeben musste. Und bei ihrem Mann… wohl ebenso. Nun ist sie wieder da. Verdammte Sonne… Marcus… verdammt noch eines!
    Langsam lässt sie sich neben Sabine nieder, schaut ihr in die Augen, als sie ihr das Glas in die Hand drückt. Die achtet nicht einmal auf ihren Blick, stürzt die durchscheinende, nur ganz leicht bräunliche Flüssigkeit in einem Zug hinunter und flucht gleich, weil sie sich dabei natürlich verschluckt, solch eine Stärke, eben auch diesen Geschmack überhaupt nicht gewohnt ist. Besser so, würde ihr Freund jetzt sagen. Doch der ist fort. Und Marcus tot…
    „Wie?“
    Veronika zuckt mit den Schultern.
    „Es kommt jemand… der wird es uns sagen können. Ganz sicher!“
    Sabine nickt und lehnt sich an ihre Mutter.
    „Warum…?“
    Ja, warum? Warum kommt jemand um? Wie? Sie wissen es noch nicht, aber er ist tot. Egal, wie schlimm das ist… egal scheint in diesem Moment, dass er zum Wochenende neue Lieder vorspielen wollte. Er ist Künstler, wie er sich immer nennt… und Student Natürlich kann er davon nicht leben und so richtig toll ist seine Kunst sicher auch nicht. Säle füllt er keine, man bittet ihn nicht in Studios und lädt ihn auch nicht zu einzelnen Veranstaltungen ein. Alles, was er bisher erreichte… baute er sich mithilfe ihres Geldes auf. Woher sie es haben? Veronika schluckt noch einmal und benetzt die Lippen erneut mit dem Getränk, das ihr gerade gar nicht hilft, sie vielleicht melancholischer werden lässt. Sie findet keine Antworten. Er ist tot. Wie… das erfahren sie noch. Und sie spürt, wie immer mehr Kälte in ihr aufsteigt. So viele tragische Ereignisse musste sie in ihrem Leben durchstehen. Erst die Geschichte mit ihrem Mann, dann der Vater… und diese verrückten Eröffnungen vor seinem Tode. Konnte er nicht die alten Dinge ruhen lassen? Nein, sein Ansehen nahm in ihr sicher keinen Schaden, aber zu wissen, dass er…
    Sie will nicht daran denken. Jetzt muss sie ihre Tochter bewahren, allen Bescheid geben und die Polizei abspeisen. Wer weiß, was die wollen? Fragen… das kann alles bedeuten. Ihr reicht es schon jetzt.
     
    Es klingelt. Gerade ließ sie sich nieder. Nein, nein, sie braucht Ruhe, will ihre Tochter stützen, die gerade in einer ganz anderen Welt zu sein scheint. Nicht einfach hat es die Jugend heute. Na ja, vielleicht verstehen sie es eines Tages, kommen gemeinsam darüber hinweg.
    Wie wird Sebastian all das aufnehmen? Sie mag nicht daran denken.
    „Hallo? Hallo, Familie Wagner? Hallo, ist da wer?“
    Nervige Stimme. Ob das schon die versprochene Polizei ist? Sie rappelt sich doch nach oben und geht quer durchs Haus zur Tür. Durch den Spion sieht sie einen Herrn in einer leichten Sommerjacke. Trägt man so etwas heute noch? Wieso kommt sie jetzt auf Modefragen? Wenn der da von der Polizei ist, kann wirklich alles sein. Sie will lächeln, spürt aber sofort den nicht vorhandenen Zwiebelgeschmack… und schon wieder sind da Tränen.
    „Ja bitte?“
    Der Mann kommt gleich auf sie zu. Instinktiv tritt sie einen Schritt zurück, will die Tür schließen, sieht seinen Fuß, der schon innen an der Schwelle steht.
    „Krummbiegel. Ich komme vom Westfälischen Abend.“
    Kommissar Behringer schaut die Straße hinunter. Schöne Gegend. Es kommt selten vor, dass er während der Fallbearbeitung in ein anderes Bundesland reisen muss. Diesmal war es aber sinnvoll und nicht zu umgehen. Solche Nachrichten überbringt man nicht einfach über einen Kollegen. Gerade nicht, wenn man dazu noch einige Fragen beantwortet haben will.
     
    Ein paar Häuser vor ihm scheint es eben hoch herzugehen. Geschrei. Man solle jemanden in Ruhe lassen und so weiter. Er kümmert sich eigentlich nicht um solche Dinge, aber wenn sie direkt an seinem

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