Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
Vom Netzwerk:
fahren… na ja, Sabine wollte mich hinfahren und dann hatten wir ein verlängertes Wochenende vor. Aber… er fand die Idee nicht so gut und so…“
    Sie bricht in Tränen aus. Na toll, denkt Behringer. Nun haben die sich auch noch gestritten, als sie auseinandergingen. Klar, dass sie sich jetzt Vorwürfe macht. Ob nun berechtigt oder nicht.
    Diese Gewalt, die er an der Leiche sah… oder vermuten musste. Arme gebrochen, die Finger auch noch einzeln. Schädel eingeschlagen. Der junge Mann lebte noch, als man ihn weiter peinigte. Vielleicht schmeckte er schon sein Hirnblut auf der Zuge, als er endlich umfiel. Wo auch immer das geschah…
    „Hatte er Feinde?“
    Eine blöde Frage. Trotzdem stellt er sie immer wieder. Dann kommt noch die Erkundigung, ob es Streit gab. Davon weiß er nun schon. Und diese Marlene berichtete eigentlich nur von Friede, Freude, Eierkuchen, dass sie sich durchrangen, bald ein gemeinsames Kind zu bekommen und eine Wohnung suchten.
    „Feinde? Hmm… eigentlich nicht. Was sind denn Feinde? Nein, hatte er nicht. Vielleicht mal einen Streit, wie… wie…“
    Wieder Tränen. Dann schwankt die Tochter herein. Sie heißt Sabine. Soviel weiß Behringer nun schon. Und sie scheint sich langsam wieder zu fassen. Ohne ein Wort, aber mit vielen Blicken zum Kommissar, lässt sie sich neben ihrer Mutter auf die Sessellehne fallen und legt den Arm um deren Schulter.
    „Wie ist er gestorben?“
    Behringer gerät in eine Zwickmühle. Noch nie log er jemanden an, wenn es um diese Dinge ging. Hier aber… die sind doch nicht ganz bei sich. Verständlich. Aber er kann nicht… doch, er muss es ihnen sagen. Vielleicht denken sie dann noch mehr nach und er kann einen kleinen Hinweis entdecken. Schwerlich sicher, doch man kann nie wissen. Also überlegt er, wie er es am Besten sagen soll.
    „Wo er starb, wissen wir noch nicht. Aber es war auf jeden Fall fremde Gewalteinwirkung.“
    Schlucken. Veronika Wagner ahnte wohl anhand der kurzen Worte am Telefon und des vorigen Hinweises bereits einiges. Ihre Tochter jedoch fällt aus allen Wolken.
    „Mord? Marcus wurde ermordet? Das… das geht doch gar nicht!“
    Oh, Mädel, denkt Behringer, wenn Du wüsstest, wer so alles aus was für sinnlos erscheinenden Gründen umgebracht wurde, dann würdest Du… na ja, was sie tun würde, geht ihn nichts an. Mehr interessiert ihn, wie die beiden reagieren. Und auch wenn er gar keinen Grund hatte, jemanden der Frauen zu verdächtigen, gar ihnen noch solches zuzutrauen, ist er jetzt zufrieden… oder auch nicht. Bei solchen Verbrechen wäre schon eine schnelle Aufklärung von Nutzen. Trotzdem… verdammt noch eines. Wie kann er nur daran denken, diese Familie als die Täter hinzustellen? Immerhin… sie hatten schon genug Verluste in der Vergangenheit. Wenigstens klangen die Berichte so, als wären die anderen Todesfälle natürlichen Ursprungs… oder eben tragisch, wenn es um einen Unfall geht.
    „Ja, ermordet. Leider. Und darum bin ich natürlich an allen nur denkbar ungewöhnlichen Geschehnissen der letzten Wochen und Monate interessiert. Denn, und da sage ich Ihnen kein Geheimnis… in Sachen Motiv tappen wir derzeit völlig im Dunkeln. Wenn Ihnen also auch nur eine kleine Sache einfällt… ich bin ganz Ohr. Und wenn später noch was kommt… rufen Sie mich einfach an. Hier, ich lege schon einmal meine Karte hierher.“
    Veronika schaut verdutzt. Wer sollte ihrem Sohn etwas Übles wollen? Nein, das war sicher ein Zufall. Nicht anders kann sie sich all das zusammenreimen. Verdammt noch eines… oder war da doch etwas? Sie überlegt. Dann fällt ihr nur eine Kleinigkeit ein.
    „Ich weiß auch nicht, ob das überhaupt von Belang ist. Aber… da rief jemand an und wollte mit mir reden, hätte wohl verschiedene Dinge zu besprechen und ich kannte den gar nicht. Er sprach immer wieder von der Vergangenheit und dass es jetzt Zeit wäre, mit einigen Dingen reinen Tisch zu machen. Na ja, ich wusste jedenfalls überhaupt nicht, was der wollte, und habe ihn ignoriert. Dann erwähnte er Dresden und ich war so dumm, habe mich auch noch hinterher… hinterher…“
    Sie bricht in Tränen aus.
    „Kann das denn sein? Musste er darum sterben?“
    Behringer schaut sie fragend an.
    „Ähm… ja, was haben Sie denn, als er Dresden ansprach?“
    Sie schluckt, scheint im Moment ruhiger zu werden, als er nicht gleich von Schuld spricht, sondern nachfragt. Taktik. Er will sie beruhigen, denkt sie. Doch sie spürt auch, dass er damit mehr als

Weitere Kostenlose Bücher