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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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einen kleinen, mit der Hand vollgemalten Zettel, dessen Notizen er versucht, in viele und vor allem interessante Sätze zu bringen. Scheinbar gelingt ihm das auch.
    „Der Gauleiter von Sachsen war ein gewisser Mutschmann. Unsere Großeltern kannten ihn alle persönlich. Aber er hatte seine Fehler… selbst in dieser Zeit damals. Heute… na ja, reden wir nicht drüber. Der Mann ist schließlich tot!“
    Er berichtet von dessen Jagdspleen.
    „Schon die Kurfürsten legten sich überall Jagdgebiete an und schließlich schuf sich auch der sächsische König noch eines im Tharandter Wald… das ist in Richtung Freital. Man muss ganz durch die Stadt und kommt schließlich nach Tharandt. Schöne Gegend. Ist von den vielen Rodungen in den verschiedenen Jahrhunderten verschont geblieben. Ein Dorf versank einmal darinnen und man findet auch hin und wieder noch Gebeine. Aus unterschiedlichen Zeiten. Mal aus der Nazizeit… weil da auch Kämpfe tobten, sich Leute versteckten und hin und wieder entdeckt wurden. Oder eben von viel früher.“
    Mutschmann legte die Jagd an und lud natürlich auch Hitler und alle Prominenz drum herum hierher ein.
    „Sie besuchten erst Dresden. Der Theaterplatz diente dann als Ort, an dem sich Hitler zeigte und seine Reden hielt, auf die er sich entweder viele Stunden oder auch gar nicht vorbereitete. Der war ein begnadeter Redner. Nicht gut für das, was er damit erreichte, aber man muss es schon neidlos anerkennen. Reden konnte er. Vieles andere eben nicht.“
    In Grillenburg entstand ebenso ein Bunker. Direkt unter dem alten Jagdhaus. Angeblich ein riesiger Komplex, sodass im Falle des Falles sogar das Führerhauptquartier dorthin verlegt hätte werden können. Nicht zu vergleichen mit dem Stadtführerbunker Heide.
    „Der Kerl war mit allen Wassern gewaschen. Er glaubte, die kommen öfter auf seine Jagd, wenn sie hier gute Bedingungen vorfinden, aber durch seine lasche Art, die nicht in die Zeit passte, war er bei Hitler schon zeitig unten durch. Wäre kein Krieg, hätte er ihn sicher ausgetauscht. Durch die vielen Revolten und andere Vertrauensbrüche des Heeres, der Offiziere gegenüber Hitler und so weiter hatte der aber einfach niemanden mehr, den er wirklich nach Dresden schicken konnte. Und so bleib Mutschmann noch bis zum Schluss der Gauleiter, floh dann und kam schließlich in Moskau um. So wird es berichtet. Genaues weiß man jedoch auch nicht. Vielleicht kommt noch etwas, wenn die Russen irgendwann einmal die Archive öffnen und mit offenen Karten spielen…“
    Mauersberger fühlt sich in seinem Element. Bauer hört interessiert zu. Schnittge widmet sich seinem fünften Bier und hat schon einen hochroten Kopf, wobei er sich eben nach einem Aschebecher umschaut, die Luft wohl mit einer recht dicken und langen Zigarre aus dem Restaurantverkauf verpesten will. Zum Glück hat der Kellner gerade anderweitig zu tun und so dauert es noch eine Weile, ehe der Rauch und Qualm um alle vier weht.
    Frenzel hingegen sitzt gelangweilt da und überlegt, wann wohl der richtige Zeitpunkt ist, aufzustehen und einfach zu verschwinden. Man muss sich ja auch nicht alles auftischen lassen. Gerade Geschichte interessierte ihn noch nie. Selbst welche machen… in der Politik… das liegt ihm schon eher.
    „Mutschmann wusste, wie es um sein Ansehen stand. Er ahnte auch, dass er nach dem Krieg als Deutscher wenige Chancen bekam. So sorgte auch er vor. Andere schafften große Ladungen von Kunstschätzen zur Seite, er hortete Dollars und Gold.“
    Hoppla…
    Frenzel rutscht das fast leere Glas aus der Hand. Etwas Bier landet auf seiner Hose. Er beachtet es gar nicht. Gold… das klingt gut. Schnittge hingegen mag die Erzählung über Dollars. Bauer hört nur zu, will das Ende erfahren und sich dann erst ein Bild machen, darüber nachdenken, was er von alledem zu halten hat.
    „In seinem Bunker an der Comeniusstraße konnte er schon einiges einlagern. Nur war er eben dort auch bekannt, verstehen Sie? Man würde, wenn es nicht so günstig für Deutschland ausging, vornehmlich die Führung zur Verantwortung ziehen. Bewusst war es denen allen… selbst dem Führer. Nicht umsonst brachte der sich schließlich um, ehe man ihn hätte greifen können. Aber keiner war so gut gerüstet, wie der doch von allen verlachte Mutschmann. Denn der holte all seine Reichsmark von den Konten. Es gibt bei keiner Bank der Welt noch Konten von ihm, die nach dem 1. 1. 1945 gefüllt waren.“
    Frenzel schaut Mauersberger aufgeregt

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