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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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von seiner Idee ab.

Zwischenspiel 1 – Streit im Rathaus
     
    „Sagen Sie mal, Herr Kommissar, wie denken Sie sich das eigentlich? Und Sie, Herr Polizeirat? Wer soll denn die Arbeit machen, die Bürger beruhigen, wenn Sie diese ganze Aktion nicht einmal zielführend vorbereiten und sich auch noch weigern, bestimmte Zeugen oder auch anders in all das Verwickelte zu befragen? Also, das klingt mir irgendwie alles sehr stümperhaft. Vielleicht sollten wir alle Anfragen und Proteste diesbezüglich gleich aus dem Rathaus zur Polizei umleiten? Ja, das wäre eine Alternative!“
     
    Der Mann kann sich nicht beruhigen. Behringer ließ sich informieren und weiß, dass es sich um einen der jüngeren Stadträte handelt. Nicht an Jahren, doch erst in diesem Jahr gewählt… na ja, eigentlich nicht. Nachgerutscht, weil sein Vorgänger aus gesundheitlichen Gründen alle Ämter niederlegen musste und sogar die Leitung seines nach der Wende übernommenen Unternehmens in der Metallbranche aufgab, an den Sohn überschrieb, dem man leider nicht viel zutraut.
    Egal. Derjenige steht ja jetzt nicht mit in Rage geredetem hochroten Kopf hier und macht die Polizei und besonders seine Ermittlungen herunter, sondern der Kerl da, der es vor einem Jahr nicht schaffte, genügend Stimmen auf sich zu vereinigen, nur in die zweite Reihe geschickt werden konnte und sich nun gegen die regierende Partei in der Stadt starkzumachen versucht, seine mehr gemäßigte Linie gar nicht zeigt, sondern einfach draufhaut, anstatt Hilfe und Lösungen anzubieten. Eben will der Kommissar genau das sagen, als ihn sein oberster Chef der Behörde, der in gewisser Weise direkt dem Bürgermeister unterstellt ist, aber auch vom Innenminister seine Weisungen entgegennimmt, am Arm fasst und zum Schweigen auffordert. Behringer überlegt. Sicher hat der Chef recht. Schließlich gibt doch in solch einer Diskussion immer nur ein Wort das andere… und zum Schluss gibt es nur noch polemischen, weit vom Thema entfernten Schlagabtausch, der natürlich noch weniger zum Ziel führt, als diese ganze Aussprache überhaupt.
    „Ja, meine Damen und Herren. Eigentlich wollte ich den Herrn Kommissar gar nicht hierher holen, aber auf direkten Wunsch des Oberbürgermeisters, eben über den ganz aktuellen Stand unterrichtet zu werden, bat ich ihn nun doch und hier steht er. Jedoch sehe ich keinen Grund, ihn jetzt schon dermaßen anzugreifen. Immerhin laufen die Ermittlungen erst einige Tage und bisher gibt es weder aus Informationen der Bevölkerung noch durch Ermittlungen eine direkte Spur, der es sinnfälligerweise lohnt, nachzugehen.“
    Raunen unter den Abgeordneten. Der Saal im Rathaus soll in den nächsten Wochen renoviert werden. Dies ist die letzte Sitzung hier. Dann weicht man übergangsweise in den Kulturpalast aus. Manche böse Stimmen behaupten schon, diese Art von Comedy wäre da bereits viele Jahre vor der Wende zuhause gewesen. Natürlich meint man die Parteitage von Sachsen. Und vielleicht soll es auch eine Anspielung auf Volkskammertagungen im Palast der Republik in Berlin sein. Behringer schluckt. Der Chef sagte eigentlich alles. Was soll er also wirklich hier? Heute wollte er planmäßig noch einmal den Informationen in den Unterlagen, eventuellen Blitzfotos und natürlich einigen Hinweisen nachgehen, die wegen anderer Fälle eingingen und die einen Bezug zum Tod von Marcus Wagner haben könnten.
     
    „Wie, frage ich Sie, soll es denn nun weitergehen?“
    Wieder sprang der echauffierte Stadtrat auf und Behringers Chef, der Polizeirat persönlich, macht schon ein ziemlich saures Gesicht, will die Rede am Liebsten gleich ganz ignorieren, aber der Oberbürgermeister, sich ebenso unsicher in diesem Fall, wie viele andere, die keine oder nur dürftige Meldungen erfahren, aus denen sie nicht schlau werden, die ihnen aber die Angst in wilden, kalten Schauern über den Rücken jagen, nickt den Polizisten zu und sie können sich nicht entziehen.
    Behringer nutzt die Gunst der Stunde. Vor dem Stadtrat zu sprechen, ist nicht unbedingt erstrebenswert, aber er fühlt sich bereit.
    „Wir haben einen Toten. Wir haben keinerlei Hinweise auf Vorfälle in seiner Vergangenheit, die uns einen brauchbaren weiteren Weg aufzeigen. Wir fanden aber heraus, dass es sich um den Enkel eines Dresdners handelt. Und dieser Dresdner soll, das behalten Sie bitte für sich und das darf vorerst auch nicht aus diesem Raum herausdringen, der soll nach offiziellen Unterlagen gar keine Kinder gehabt

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